Davis-Cup-Team hofft auf gutes Los für 2016
Santo Domingo (dpa) - Zu nachtschlafender Zeit entscheidet sich für das deutsche Davis-Cup-Team schon in dieser Woche, ob nach dem geglückten Weltgruppen-Verbleib auch 2016 wieder eine Zitterpartie droht.
Oder ob die Tennis-Herren womöglich mit frischen Kräften höhere Ziele anvisieren dürfen.
Vielleicht hält der Jetlag Kapitän Michael Kohlmann nach der Rückkehr aus der Dominikanischen Republik noch wach, wenn von Mittwoch auf Donnerstag ab Mitternacht in Chiles Hauptstadt Santiago die Auslosung für 2016 stattfindet.
Kohlmann hoffte nach dem 4:1 im Relegationsspiel auf Losglück, denn das Ziel lautet, nicht nur unter den Top 16 mitzuspielen, sondern auch anzugreifen. „Ich glaube, dass wir fürs nächste Jahr wirklich eine schlagkräftige Truppe zusammenkriegen werden und dann mit der nötigen Auslosung vielleicht auch zwei, drei Überraschungen schaffen können“, sagte Kohlmann vor der Heimreise aus Santo Domingo.
Die Herren-Auswahl des Deutschen Tennis Bundes (DTB) möchte keine der Top-Nationen erwischen, Angstgegner Frankreich aus dem Weg gehen und daheim spielen. Vielleicht ist dann einmal ein Coup möglich, wie er den Belgiern mit dem Final-Einzug gegen Großbritannien gelang. Die deutsche Mannschaft könnte genauso gut im Halbfinale stehen, meinte Kohlmann. Vor acht Jahren war das dem dreimaligen Davis-Cup-Sieger zuletzt gelungen.
„Die Mannschaft hat gezeigt, was in ihr steckt“, befand DTB-Präsident Ulrich Klaus nach dem geglückten Abstecher in die feuchtheiße Karibik. Klaus machte sich von dort aus auf den Weg nach Chile und nahm dabei nach jahrelangen Querelen den Eindruck eines inzwischen harmonierenden Teams um Führungsspieler Philipp Kohlschreiber mit. „Das ist sicher der Leitwolf. Er hat seine Führungsrolle angenommen“, stellte Klaus fest. Kohlmann bescheinigte dem 31-Jährigen, der zwischenzeitlich von seinen Vorgängern aussortiert worden war, eine größere Reife und setzt für die Zukunft voll auf den Augsburger.
Die Nummer eins hat im Doppel mit dem ebenfalls sehr erfahrenen Philipp Petzschner einen Partner, bei dem es spielerisch und menschlich passt. Beide waren schon 2007 in Moskau dabei, als das deutsche Davis-Cup-Team zum bisher letzten Mal im Halbfinale stand. Bei der knappen 2:3-Niederlage punkteten sie beide. Sollte der diesmal erkrankte Alexander Zverev sich weiter so gut entwickeln, könnte der überaus talentierte 18-Jährige der zweite starke Einzelspieler sein. Dass er sehr gern für Deutschland spielen würde, hatte der Hamburger bei den US Open betont, gern hätte Kohlmann ihm schon jetzt das Debüt ermöglicht. „Wir haben für nächstes Jahr ein gutes Team, wenn alle bereit sind zu spielen“, sagte Kohlschreiber.
Möglicherweise könnte dann sogar Routinier Tommy Haas mit dabei sein. Der hatte zwar auf die Relegations-Partie verzichtet, ein Comeback im kommenden Jahr aber nicht ausgeschlossen. Zuerst einmal gratulierte Haas aber dem siegreichen Team per Twitter: „Daumendrücken für ein gutes Los 2016“, schrieb er.
Die Sehnsucht nach einstigen Erfolgen ist groß im Verband, dessen erfolgreichere Damen um Angelique Kerber, Andrea Petkovic und Sabine Lisicki im kommenden Jahr einen neuen Anlauf auf den Fed-Cup-Sieg starten wollen. Gegen die Schweiz steht trotz Heimrechts aber eine sehr schwere Erstrunden-Aufgabe bevor. Immerhin stimmt im Davis-Cup-Team unter Kohlmann nun die Chemie, zudem hat der klamme Verband den Rechtsstreit mit der Herren-Organisation ATP nach Jahren beigelegt und drohende Millionenzahlungen abgewendet. „Wir sehen uns selbst als große Tennis-Nation“, sagte Kohlschreiber. Vielleicht kann das Davis-Cup-Team 2016 helfen, den Beweis dafür anzutreten.