Djokovic entzaubert Nadal - Klarer Sieg im Tennis-Gipfel
Paris (dpa) - Nach einem beeindruckenden Erfolg gegen Rafael Nadal beim Tennis-Gipfel in Paris ist Novak Djokovic nur noch zwei Siege von seinem ersten Triumph bei den French Open entfernt.
Der serbische Weltranglisten-Erste bezwang den Titelverteidiger aus Spanien an dessen 29. Geburtstag im mit großer Spannung erwarteten Viertelfinale unerwartet deutlich 7:5, 6:3, 6:1 und fügte Nadal damit erst die zweite Niederlage überhaupt beim Sandplatz-Klassiker zu. Djokovic verwandelte nach 2:26 Stunden seinen ersten Matchball. Im Halbfinale am Freitag trifft er nun auf den Schotten Andy Murray.
Der Weltranglisten-Dritte setzte sich gegen den Spanier David Ferrer mit 7:6 (7:4), 6:2, 5:7, 6:1 durch und bleibt damit in diesem Jahr auf der roten Asche ungeschlagen. Auf dem Weg nach Paris hatte Murray die Turniere in München und Madrid gewonnen.
Für Djokovic war es der erste Erfolg gegen Nadal in Paris überhaupt, die bisherigen sechs Duelle in der französischen Hauptstadt hatte er gegen den iberischen Sandplatz-König allesamt verloren. Doch dieses Mal war der Schützling von Boris Becker einfach eine Nummer zu groß für Nadal, der in Paris die vergangenen fünf Jahre und insgesamt neunmal gewonnen hatte.
„Das ist definitiv ein großer Sieg, an den ich mich noch lange erinnern werde“, sagte Djokovic. „Gegen Rafa auf diesem Platz zu spielen, ist immer etwas ganz Besonderes“, sagte die Nummer eins der Welt. „Ich werde den Erfolg heute Abend genießen, aber dann geht es weiter. Ich bin hierhergekommen, um um den Titel zu kämpfen. Im Halbfinale geht es weiter.“
Nadal wollte nach einer der bittersten Niederlage seiner Karriere dagegen so schnell wie möglich weg. Bereits 20 Minuten nach dem Match saß er im Medienraum, seinen Ehrentag hatte er sich anders vorgestellt. „Novak war einfach zu gut, so einfach ist das“, sagte die langjährige Nummer eins der Welt mit grimmiger Miene.
„Aber ich habe hier 2009 verloren und es war nicht das Ende und ich habe heute verloren und es ist auch nicht das Ende. Ich werde hart arbeiten und stärker wiederkommen.“ Seine einzige Pleite hatte er in seinem Wohnzimmer vor sechs Jahren in der vierten Runde gegen den Schweden Robin Söderling kassiert. Nun platzte der Traum von La Decima, dem zehnten Paris-Titel, gegen Djokovic.
Das seit der Auslosung mit großen Erwartungen aufgeladene Duell der beiden Filzball-Schwergewichte hielt zunächst alles, was es versprochen hatte. Djokovic und Nadal boten den Zuschauern einen spektakulären Ballwechsel nach dem nächsten. Immer wieder ging ein Raunen durch das Stadion Philippe Chatrier.
Djokovic erwischte im 44. Duell der beiden Ausnahmespieler den besseren Start und zog schnell auf 4:0 davon. Doch dann steigerte sich Nadal auf seinem absoluten Lieblingsplatz und glich zum 4:4 aus. Aber Djokovic meldete sich zurück. Auch davon, dass er beim Stand von 5:4 drei Satzbälle vergab, ließ er sich nicht beirren. Mit dem sechsten Versuch sicherte er sich den ersten Durchgang nach 67 Minuten. Zum Vergleich: Das Damen-Halbfinale zwischen Serena Williams und Sara Errani dauerte zuvor insgesamt zwei Minuten weniger.
Im zweiten Abschnitt gönnten sich die beiden Superstars zunächst eine kleine Verschnaufpause. Djokovic war dann der Erste, der seinen Fokus wiederfand. Zum 5:3 nahm er Nadal das Service ab und sicherte sich wenig später auch den zweiten Satz. Die Zuschauer warteten nun auf einen dieser typischen Kraftakte von Nadal, mit dem er gerade im Stade Roland Garros so häufig noch einmal in Spiele zurückgefunden hatte. Doch der Mallorquiner hatte dieses Mal keine Mittel, Djokovic war an diesem Tag im Bois de Boulogne einfach viel zu stark.