Wirbel in der Tennisszene Dopingfall Sinner: ATP-Chef mahnt bessere Kommunikation an

Turin · Italiens Tennisstar Jannik Sinner wird im März zweimal positiv getestet, aber freigesprochen. In Turin beim Saisonfinale äußert sich der ATP-Chef zu diesem Fall.

Jannik Sinner ist nach zwei positiven Dopingproben freigesprochen, ihm droht aber weiter eine Sperre.

Foto: Antonio Calanni/AP

In der Doping-Affäre um Jannik Sinner hat ATP-Chef Andrea Gaudenzi eine bessere Kommunikation angemahnt und zugleich eine bevorzugte Behandlung des Weltranglisten-Ersten zurückgewiesen. Wenn jemand andeute, dass mit zweierlei Maß gemessen werde, halte er das für „unfair“, wie er beim Jahresabschlussturnier der Profiorganisation ATP in Turin sagte. „Die Regeln waren dieselben. Die Umstände sind anders“, sagte der frühere Profi und italienische Landsmann von Sinner.

Sinner wurde im März zweimal positiv auf das verbotene anabole Steroid Clostebol getestet. Eine Sperre bekam der 23-Jährige nicht. Die verantwortliche Tennis-Agentur ITIA begründete den Freispruch damit, dass dem zweimaligen Grand-Slam-Turniergewinner kein vorsätzliches Verschulden und keine Fahrlässigkeit nachgewiesen werden konnte.

Tennisstar ist für Sportgerichtshof-Entscheidung positiv gestimmt

Sinner hatte erklärt, dass die verbotene Substanz bei einer Massage über die Hände seines Physiotherapeuten in seinen Körper gelangt seien. Der Fall liegt mittlerweile beim Internationalen Sportgerichtshof Cas in Lausanne. Die Welt-Anti-Doping-Agentur Wada erhob Einspruch gegen den Freispruch und fordert eine Sperre von ein bis zwei Jahre.

Sinner zeigte sich nach seinem abschließenden Vorrundenspiel bei den ATP Finals weiterhin optimistisch, um eine Sperre herumzukommen. „Ich bin sehr zuversichtlich“, bekräftigte er. „Dreimal hatten wir die Anhörung. Dreimal wurde mir Recht gegeben“, sagte der 23-Jährige. Natürlich sei er nicht gern in der Position. Er werde mit allen zusammenarbeiten, wie er es bisher auch getan habe.

ATP spricht von einem „fairen Prozess“

Gaudenzi vertrat die Meinung, dass es generell ein „fairer Prozess“ war. „Es wurde wirklich nach Vorschrift und Regeln gehandelt. Vielleicht hätte die Kommunikation bei der Erläuterung dieser Regeln besser sein können“, sagte er.

Dass sich das Verfahren zu sehr ziehe, wies der ATP-Boss zurück. In einer idealen Welt würde sicher sehr schnell Recht gesprochen, so Gaudenzi: „Aber die Realität ist, dass es manchmal Zeit braucht.“ Ansonsten würde die Wahrscheinlichkeit von Fehlern steigen.

Erst im August und damit Monate nach den positiven Dopingproben waren diese öffentlich geworden. Er habe es erst einen Tag vor der Öffentlichkeit erfahren, sagte Gaudenzi. Es sei richtig gewesen, dass die ATP im Dunklen gelassen worden sei. „Es sollte völlig unabhängig sein“, sagte Gaudenzi. Der Fall sei „natürlich ein Schock“ gewesen. Aber die Beweise danach seien tröstend gewesen.

Sinner spielt erstmals wieder in Italien

Erstmals in diesem Jahr und damit auch erstmals seit der Bekanntgabe des Freispruchs nach den zwei positiven Dopingproben tritt Sinner derzeit in seiner Heimat in Italien an. Beim Saisonfinale der acht erfolgreichsten Spieler des Jahres ist der Australian-Open- und US-Champion Topfavorit und zog als Erster seiner Gruppe ins Halbfinale ein. Die beiden Halbfinals werden am Samstag ausgetragen.

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(dpa)