Gesperrte und gepfändete Konten Falsche Antworten oder falsche Fragen beim KFC Uerdingen?

Krefeld · Aufgrund einer fehlenden „Fortführungsperspektive“ entzog der Verwaltungsrat Thomas Platzer das Vertrauen. Nach einem Interview von KFC-Berater Mehmet Eser im Vereinsmedium „Radio BlauRot“ gestaltet sich der Blick auf diesen Vorgang jedoch deutlich differenzierter.

Vor der außerordentlichen Mitgliederversammlung wirft auch das Verhalten des Verwaltungsrates Fragen auf.

Foto: samla.de

„Wir erkennen keine Fortführungsperspektive. Wir sind ein Kontrollgremium, unsere Aufgabe ist es, Schaden vom Verein abzuwenden“, erklärte Nils Gehlings, Verwaltungsratsvorsitzender des KFC Uerdingen am vergangenen Freitag in der WZ. Am Abend zuvor entzog er dem Vorstandsvorsitzenden des Regionalligisten, Thomas Platzer, gemeinsam mit seinen Verwaltungsratskollegen öffentlichkeitswirksam das Vertrauen und berief eine außerordentliche Mitgliederversammlung für den 25. November ein. Nach einem Interview von KFC-Berater Mehmet Eser im Vereinsmedium „Radio BlauRot“ gestaltet sich der Blick auf diesen Vorgang deutlich differenzierter. Während der Verwaltungsrat von einer fehlenden „Fortführungsperspektive“ spricht, bringt Eser eine Vielzahl Altlasten ans Tageslicht, die dem misstrauten Platzer seit seinem Amtsantritt im Juli als große Herausforderungen begegneten. So stellt sich die Frage, ob der Vorstandsvorsitzende Platzer unzureichende Antworten zur aufgeworfenen Fortführungsperspektive lieferte oder aus Sicht einiger (ehemaliger) verantwortlicher Personen, im Prozess der Professionalisierung, die falschen Fragen stellte.

Gesperrte und gepfändete Konten –Rolle des Verwaltungsrats

Bereits Ende September sprach Verwaltungsratsvorsitzender Nils Gehlings in einem Brief an die Mitglieder des KFC Uerdingen von einer drohenden „Zahlungsunfähigkeit“. Auf vier Seiten wurden die finanziellen Verfehlungen der vergangenen anderthalb Jahre unter den Vorsitzenden Damien Raths, Marc Schürmann, Christian Gummert sowie den kommissarischen Vorstandsvorsitzenden Sebastian Thißen und Andreas Scholten aufgelistet. Bereits zu diesem Zeitpunkt stellte sich die Frage, warum der Verwaltungsrat des Regionalligisten keinem der handelnden Vorsitzenden frühzeitig das Vertrauen entzog. Gehlings erklärte dies in der vergangenen Woche folgendermaßen: „Jede Situation war immer unterschiedlich, es ist ja so viel passiert in den letzten 18 Monaten, da müsste ich dann auch nochmal reingucken, aber oftmals hatten wir ja auch Rücktritte. Damien Raths haben wir ja damals das Vertrauen entzogen, Marc Schürmann ist von selbst gegangen, da brauchte man ja eine solche außerordentliche Mitgliederversammlung nicht. Bei Christian Gummert ist es bekannt, da brauchten wir auch keine außerordentliche Mitgliederversammlung.“ In einem Interview mit dem Vereinsmedium „Radio BlauRot“ brachte KFC-Berater Mehmet Eser nun weitere Details der wirtschaftlichen Situation des KFC Uerdingen ans Tageslicht. So spricht Eser davon, dass das Finanzamt und Krankenkassen jahrelang nicht bezahlt worden seien, es Mietrückstände für die Geschäftsstelle gebe sowie alle Bankkonten des Vereins gepfändet und gesperrt worden seien und in diesem Zusammenhang ein irisches Bankkonto des KFC Uerdingen existiere. Eine Situation, die nur schwer vorstellbar ohne die Kenntnis des Kontrollorgans Verwaltungsrat existieren konnte, oder etwa doch? Gehlings bringt auf WZ-Anfrage nur bedingt Licht ins Dunkle und erklärt: „Neben der fehlenden Fortführungsperspektive sind uns als Kontrollgremium weitere Probleme bekannt. Diese Informationen sollten ausschließlich zunächst den Mitgliedern zugänglich gemacht werden. Dies ist auch ein Grund, warum wir seit langem auf eine Terminierung der ordentlichen Mitgliederversammlung drängen.“

Dass dem Verwaltungsrat das Warten auf eine ordentliche Mitgliederversammlung nicht mehr ausreichte, stellte das Kontrollgremium in der vergangenen Woche unter Beweis – doch warum wurde eine außerordentliche Mitgliederversammlung erst jetzt einberufen? Ungeachtet dessen existieren die von Eser thematisierten Probleme nach WZ-Informationen bereits weit über die Amtszeit Platzers hinaus, was führte demnach zu einer solch dramatischen Verschlechterung der – angesichts der enormen Altlasten – ohnehin schon bescheidenen Fortführungsperspektive und wie groß ist überhaupt die Verantwortung des aktuellen Vorstandsvorsitzenden? Eine Frage, auf die Gehlings zum aktuellen Zeitpunkt keine Antwort gebe, wie er erklärt.

Eine Frage, die am 25. November auf Wiedervorlage gestellt werden dürfte – sollte der Termin denn eingehalten werden. Bereits in der vergangenen Woche räumte Gehlings eine schwammige Satzungsgrundlage ein, so ist von der Einberufung einer außerordentlichen Mitgliederversammlung durch den Verwaltungsgrad in der Vereinssatzung keine Rede: „Wenn man den Paragrafem 12, Absatz 17 liest, dann gibt es Diskussionen darüber, dass die Satzung etwas schwammig ist. Wir lassen das gerade noch einmal prüfen, aber ich glaube da wird man zu einer Erkenntnis kommen, die schwammig bleibt. Dann ist es natürlich ein Satzungsfehler, oder einfach schwammig formuliert. Wenn man den Paragrafen richtig liest, dann kann man das machen. Ob das im späteren Fall, wenn damit jemand vor ein Gericht geht, standhält, das kann, glaube ich, keiner so richtig beantworten.“ Eine halbe Woche später soll nun Klarheit herrschen, so erklärt Gehlings: „Aktuell hat die geplante außerordentliche Mitgliederversammlung Bestand. Allerdings begrüßen wir die Ankündigung von Mehmet Eser, in den nächsten Tagen einen Hauptsponsor zu präsentieren.“ Nach WZ-Infos baten Teile des Verwaltungsrats den Vorstandsvorsitzenden am Rande des vergangenen Heimspiels um die Aussprache einer Einladung zu einer ordentlichen Mitgliederversammlung.