Mannschaft streikte, Ex-Vorstandsmitglied gesichtet Angst vor Insolvenz des KFC Uerdingen sorgt für bizarre Szenen an der Grotenburg

Krefeld · Während die Mannschaft des KFC streikt, holten einige Grotenburg-Supporter aus Angst vor einer Insolvenz ihr Eigentum aus dem Stadion. Gleichzeitig taucht ein Ex-Vorstandsmitglied auf. Was wir zur Situation wissen.

Rund um die Grotenburg gab es in dieser Woche viel Bewegung.

Foto: Samla Fotoagentur/samla.de

Die Szenerie am Mittwoch rund um die Grotenburg war bizarr, und doch verdeutlicht sie die Situation, in der sich der KFC Uerdingen derzeit befindet, ganz gut. Es rumort an allen Ecken und Enden beim Fußballregionalligisten. Doch der Reihe nach. Mittwochnachmittag, 17.40 Uhr: Ein weißer Kleinwagen fährt die Einfahrt zur Geschäftsstelle des KFC hinauf und weiter bis zum Stadion. Am Steuer sitzt Ex-Vorstandsmitglied Andreas Scholten. Nach rund 20 Minuten verlässt Scholten das Gelände mit einem süffisanten Lächeln auf den Lippen, als die WZ ihn fragt, ob es stimmt, dass er nur zweieinhalb Wochen nach seinem Ausscheiden aus dem Vorstand für die Spieltagsorganisation in den Verein zurückkehrt. „Da müssen Sie den Vorstand fragen“, lautet seine knappe Antwort. Ein Anruf bei Vorstandsmitglied Peter Kahstein bringt Gewissheit. Andreas Scholten soll seine Erfahrung bei der Spieltagsorganisation weitergeben, andere Personen „anlernen“.

In der Zwischenzeit sind vor der Uerdinger Heimspielstätte drei Transporter vorgefahren, ausgestiegen sind Teile der Grotenburg-Supporters, die zunächst im aufgeschlossenen Stadion verschwinden, um mit diversen Möbelstücken zurückzukehren und diese in den Fahrzeugen zu verstauen. Dasselbe Bild spielt sich im Anschluss auch im angrenzenden VIP-Zelt ab. KFC-Vorstandsmitglied Peter Kahstein erklärt gegenüber der WZ, dass es sich dabei um Aufräumaktionen vor dem Football-Länderspiel zwischen Deutschland und Schweden am Samstag handele. Bei den Krefeld Ravens, die als Organisator des Länderspiels fungieren, weiß man davon offenbar nichts. Eine der beteiligten Personen, die sich als Supporters-Mitglied ausgab, die eigene Tätigkeit im Ehrenrat des KFC aber nicht zur Sprache brachte, erklärt, dass man privates Eigentum vor einer möglichen Insolvenz des Vereins schützen wolle.

Spielerstreik beendet –
Ex-Bundesliga-Profi stößt dazu

Die Meldung einer drohenden Insolvenz dürfte spätestens seit dem 26. September niemanden mehr überraschen. In einem Brief an die Mitglieder kündigte Verwaltungsratsvorsitzender Nils Gehlings seinerzeit an, dass der Verein kurz vor der „Zahlungsunfähigkeit“ stehe. Eine aktuelle WZ-Anfrage ließ Gehlings unbeantwortet. Vom Tisch scheint die drohende Insolvenz wohl aber noch nicht zu sein. Nach WZ-Informationen hat die Mannschaft des Fußball-Regionalligisten KFC Uerdingen von Montag bis Mittwoch gestreikt, da die Gehälter für den Monat September nicht wie vertraglich vereinbart bis Mitte Oktober ausgezahlt wurden. Der WZ liegt seit Mittwochnachmittag eine WhatsApp-Nachricht aus Mannschaftskreisen vor, in der wohl ein Gespräch mit dem Vorstand zusammengefasst wird. Darin heißt es, dass die Spieler wohl frühestens am 6. November bezahlt würden, da aktuell fast kein Geld auf dem Konto vorhanden sei. Zugleich habe der Verein einen Sanierungsplan aufgestellt, bei dem alle Gläubiger 20 Prozent ihres Geldes erhalten würden, die übrigen 80 Prozent könne der Verein nicht bezahlen. Sollte es Gläubiger geben, die diesem Plan nicht zustimmen, müsse der Verein Insolvenz anmelden. Angesprochen auf diese Nachricht, dementierte Peter Kahstein den Inhalt in weiten Teilen. Es sei aber richtig, dass man derzeit noch immer am Finanzplan arbeite, dazu auch weiterhin Gespräche mit potenziellen Sponsoren führe.

Am Donnerstag hat das Team das Training wieder aufgenommen. Trainer René Lewejohann wollte sich zu einem möglichen Streik nicht äußern. Der Übungsleiter konnte aber ein neues Gesicht auf dem Platz begrüßen. Erstmals stand Ex-Bundesliga-Profi Nunoo Sarpei für die Uerdinger auf dem Rasen. Der Neffe von Hans Sarpei lief für den VfB Stuttgart und die SpVgg Greuther Fürth insgesamt zehn Mal in der Bundesliga auf, absolvierte zudem 58 Partien in der 2. Bundesliga sowie 30 Begegnungen in der dritten Liga. Hinzu kommen sechs Spiele im DFB-Pokal. Mit seinem letzten Verein, dem HJK Helsinki, nahm Sarpei an der Champions-League-Qualifikation teil. KFC-Berater Mehmet Eser bestätigte der WZ diese Personalie und erklärt, dass Sarpei derzeit nur mit der Mannschaft trainiere, erst zur Rückrunde registriert werden könne.

Scholten vor Rückkehr –
Gummert bringt sich in Position

Während der aktuelle Vorstand also schon Pläne für die Zeit nach dem Jahreswechsel schmiedet, bringt sich vor allem eine andere Personen einmal mehr öffentlichkeitswirksam in Stellung: Christian Gummert. Auf eine Interviewanfrage der WZ reagierte der Ex-KFC-Vorstand am Mittwoch nicht, dafür stellte er seine Pläne gegenüber dem Online-Portal „Reviersport“ vor. „Ich hätte genügend Geldgeber. Ich würde die Saison mit 1,5 Millionen Euro durchfinanziert bekommen. Man kann den Verein sofort aus dieser Situation rausbekommen“, erklärte Gummert in Anspielung an die finanzielle Situation. So wolle er Werbeflächen auf Volksfesten zur Verfügung stellen, von dem eingenommenen Geld könne in Folge der KFC profitieren. Wenig überraschend ist derweil das Team, mit dem Gummert beim KFC in Verantwortung kommen will. Die Ex-Vorstände Andreas Scholten und Sebastian Thißen sowie der Ex-Trainer und Sportdirektor Michél Dinzey sollen demnach zurückkehren. Der aktuelle Jugendkassierer des SC Bayer 05 Uerdingen, Dennis Wronski, und der Rechtsanwalt Christian Simonis sollen dazustoßen.

Mit dem Angebot, den aktuellen Vorstand abzulösen, ist Gummert nach WZ-Informationen bereits in den vergangenen zwei Wochen an das Gremium herangetreten, das Team um den Vorsitzenden Thomas Platzer lehnte dankend ab. Auch beim Verwaltungsrat wurde der ehemalige Vorsitzende vorstellig. Nach WZ-Informationen beschäftigte sich das Gremium eingehend mit der Personalie. Am Ende aber wurden Peter Kahstein und Dirk Röthig in den Vorstand des KFC berufen – wohl auch, weil man die Reaktionen auf eine erneute Berufung Gummerts scheute.