Analyse KFC Uerdingen: Köpfe nicht frei – aber Moral stimmt
Krefeld · Warum das 1:1 des KFC Uerdingen gegen Fortuna Düsseldorf in der Regionalliga wie ein Sieg gewirkt hat.
Als Rawley St. John den Ball nach einer Flanke von Angelo Langer in der 70. Minute zum 1:1-Ausgleich in das Düsseldorfer Tor köpft, dreht sich KFC Uerdingen-Trainer René Lewejohann kurz in Richtung der Fans um und setzt dann zum Sprint an. Gemeinsam mit Teammanager Adem Besli herzt der Uerdinger Trainer seinen Torschützen, ehe die drei in der Jubeltraube verschwinden. Nach einer schweren Woche – mit jeder Menge Nebenkriegsschauplätzen – konnten die Uerdinger zumindest in der zweiten Halbzeit sportlich überzeugen und haben erneut ihre Geschlossenheit als Mannschaft unter Beweis gestellt.
Großartig analytisch wollte KFC-Trainer René Lewejohann nach dem Spiel gegen die U23 von Fortuna Düsseldorf am Montagabend nicht auftreten. Vielmehr wählte er den Weg emotionaler Worte: „Ich muss der Mannschaft ein Riesenkompliment aussprechen. Das heute war ein gefühlter Sieg, ein Punktgewinn für die Moral, für die Arbeit, die wir hier Tag für Tag auf dem Platz und im Training liefern, mit all dem, was drumherum passiert, was wir immer wieder versuchen, auszublenden.“
Streik und Hickhack im
Verein stecken in den Knochen
Die drei Tage Trainingsstreik zwischen Montag und Mittwoch sowie die andauernden Nebenkriegsschauplätze im direkten Vereinsumfeld waren in der ersten Halbzeit auf dem Platz erkennbar. Nicht gänzlich befreite Köpfe, schwere Beine und jede Menge Ungenauigkeiten in den eigenen Offensivbemühungen prägten das Uerdinger Spiel. Lewejohann erklärt gegenüber dem Vereinsmedium Radio BlauRot: „In der ersten Halbzeit hat man gesehen, dass die Woche vom Training her nicht ganz so optimal war für uns. Da waren die Köpfe noch nicht ganz so frei, aber in der Kabine haben wir uns dann nochmal gesammelt und haben nochmal daran appelliert, wer wir sind und was wir sind und an das, was wir in dieser Hinrunde bisher geleistet haben.“ Eine Kabinenansprache, die offensichtlich ihre Wirkung erzielte. Die Uerdinger steigerten ihre Offensivbemühungen in der zweiten Halbzeit und glichen durch das Premierentor von Rawley St. John in der 70. Minute zum 1:1 aus. Damit haben die Uerdinger – vor dem Derby beim Wuppertaler SV am Samstag – 17 Punkte auf dem Konto und belegen Tabellenplatz zehn.
Spannend zu beobachten war am Montagabend nicht nur das Treiben auf dem Rasen, sondern auch das Geschehen auf den Rängen. Neben zahlreichen bekannten Gesichtern wie Fortuna-Sportvorstand Klaus Allofs, Fortuna-Trainer Daniel Thioune oder Torhüter Florian Kastenmaier, zeigte auch Ex-KFC-Vorsitzender Christian Gummert gemeinsam mit Ex-Trainer und Sportdirektor Michél Dinzey sowie Ex-Vorstand Sebastian Thißen Präsenz. Gummert selbst brachte sich vor gut einer Woche im Online-Portal „Reviersport“ in Position als Nachfolger des aktuellen Vorsitzenden Thomas Platzer, der das Spiel gemeinsam mit den Vorstandskollegen Peter Kahstein und Dirk Röthig sowie Berater Mehmet Eser verfolgte.
Von ungefähr kam das gemeinsame Auftreten von Gummert, Thißen und Dinzey nicht, so erklärte der Ex-Vorsitzende, dass er bei einer Rückkehr auf Dinzey und Thißen sowie Andreas Scholten und den Rechtsanwalt Christian Simonis setzen wolle. Scholten war nach seinem Ausscheiden aus dem Vorstand erstmals wieder für die Spieltagsorganisation zuständig, nahm deshalb einen Platz am Spielfeldrand und nicht auf der Tribüne ein, die Entwicklung dürfte dennoch spannend zu beobachten sein. Zwar beteuerte Gummert gegenüber der WZ, dass er überhaupt nicht zurückkehren wolle, vielmehr zurückkehren würde, sollte er gefragt werden, doch nach WZ-Informationen arbeitet der ehemalige Kurzzeitvorsitzende intensiv an einer Rückkehr als Vorstandsvorsitzender. Auch im Verwaltungsrat der Uerdinger gibt es nach WZ-Informationen mittlerweile eine Mehrheit für die Rückkehr Gummerts. Damit dies möglich wäre, müsste allerdings Vorsitzender Platzer zurücktreten.
Verwaltungsratsvorsitzender Nils Gehlings erklärte am Montagabend nur knapp, dass es keine Neuigkeiten gebe.