„Egal, ob erster oder achter Titel“: Federer vor Rekord
London (dpa) - Die Tennis-Welt staunt schon jetzt über den ewig jungen Roger Federer. Dass er mit bald 34 Jahren zum zehnten Mal ein Endspiel auf dem bekanntesten Centre Court seiner Sportart bestreiten darf, nötigte den Wimbledon-Besuchern Rod Laver, John McEnroe und Björn Borg höchsten Respekt ab.
Doch der älteste Finalist seit 41 Jahren ist noch nicht am Ziel seiner Träume. Einmal noch muss er auf dem heiligen Rasen siegen, dann hätte er sich als alleiniger Rekordsieger in der Historie des Traditionsturniers verewigt.
„Es ist egal, ob es mein erster oder achter Titel wäre. Wichtig ist, dass ich die Möglichkeit habe, den Wimbledon-Titel zu gewinnen“, sagte Federer vor dem Duell mit dem Titelverteidiger und Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic an diesem Sonntag (15.00 Uhr MESZ). Vor einem Jahr standen sich die aktuell besten beiden Profis schon einmal im Endspiel gegenüber. Damals gewann der von Boris Becker trainierte Serbe denkbar knapp in fünf Sätzen.
In diesem Jahr soll alles anders werden. Federer will seinen ersten Grand-Slam-Titel seit 2012 so sehr. Der Schweizer strebt seine 18. Major-Krone an und seine achte Wimbledon-Trophäe nach 2003, 2004, 2005, 2006, 2007, 2009 und 2012. Noch nie in der Geschichte hat ein Spieler achtmal auf der altehrwürdigen Anlage in SW 19 triumphiert. Federer würde Pete Sampras und William Renshaw überflügeln. Er würde seiner außergewöhnlichen Karriere eine weitere Bestmarke hinzufügen.
„Ich denke nicht mehr groß an unsere Partie im letzten Jahr“, sagte Federer, der an der Church Road sein 63. Grand-Slam-Turnier nacheinander bestreitet. „Ich bin einfach glücklich, dass ich zurück im Finale bin. Gegen wen, ist egal, denn es ist immer eine einmalige Chance“, sagte der doppelte Zwillingsvater und hob dann doch die Einzigartigkeit dieses Gipfeltreffens mit der Nummer eins hervor: „Natürlich ist eine Partie gegen Novak immer noch etwas spezieller.“
Der 28-Jährige hat im bisherigen Turnierverlauf zwar nicht so außergewöhnlich aufgetrumpft wie Federer bei seinem Halbfinalsieg gegen den bemitleidenswerten Schotten Andy Murray. Im Achtelfinale stand er gegen den Südafrikaner Kevin Anderson nach einem 0:2-Satzrückstand sogar kurz vor dem K.o. Aber der achtmalige Grand-Slam-Champion schafft es wie kaum anderer, immer in den wichtigsten Momenten sein bestes Tennis zu spielen. Mit einem dritten Wimbledon-Titel würde er mit seinem prominenten Coach gleichziehen.
Doch der Roger Federer dieser Tage geht als Favorit in das insgesamt 40. Duell mit Djokovic. „Pure Klasse“ attestierte der fünfmalige Wimbledon-Gewinner Borg. McEnroe wähnte Federer bei seinem 7:5, 7:5, 6:4-Erfolg gegen Murray „in einen Jungbrunnen gefallen“.
Beim Rasenturnier im westfälischen Halle hatte der erstaunliche Federer vor drei Wochen seinen achten Titel gefeiert. Damals sagte der am 8.8. im Jahr 1981 Geborene: „Acht ist meine Lieblingszahl. Ich hoffe natürlich, dass das jetzt ein perfektes Super-Omen ist.“