Wimbledon hat sein Traumfinale: Federer fordert Djokovic
London (dpa) - Wimbledon erlebt sein Traumfinale: In einer Neuauflage des Vorjahres kommt es am Sonntag auf dem berühmten Rasen im Südwesten Londons zum insgesamt 40. Duell zwischen dem Titelverteidiger und Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic und dem siebenmaligen Turniersieger Roger Federer.
Der 33 Jahre alte Schweizer entzauberte am Freitag nach einer Weltklasse-Vorstellung den früheren Champion und Olympiasieger Andy Murray 7:5, 7:5, 6:4. „Das war definitiv eines der besten Spiele meiner Karriere“, sagte Federer nach seiner Demonstration der Stärke gegen den Hoffnungsträger der britischen Fans. „Ich bin total happy, dass es so gut gelaufen ist. Das Besondere an dem Sieg ist, dass er auch sehr gut gespielt hat.“ Nach 2:07 Stunden verwandelte der entfesselt aufspielende Federer den ersten Matchball und zog in sein zehntes Wimbledon-Endspiel und das 26. bei einem Grand-Slam-Turnier ein.
Im direkten Vergleich mit Boris-Becker-Schützling Djokovic führt Federer knapp mit 20:19. In Wimbledon standen sie sich 2012 im Halbfinale und 2014 im Endspiel gegenüber. 2012 gewann Federer das Turnier zum siebten Mal nach 2003, 2004, 2005, 2006, 2007, 2009 und 2012 - es war sein bislang letzter Grand-Slam-Titel. Vor einem Jahr verlor er in fünf Sätzen. Doch in diesen Sommertagen spielt Federer so überzeugend und selbstsicher wie zu seinen besten Zeiten.
Dem Ausnahmekönner aus Basel fehlt jetzt nur noch ein Sieg, um seiner einzigartigen Karriere eine weitere Bestmarke hinzufügen zu können: Noch nie hat ein Spieler achtmal die Wimbledon-Trophäe geholt. Und wenn Federer auch nur ansatzweise so auftritt wie gegen Murray, dürfte er auch für den derzeit Besten der Welt nicht zu schlagen sein. „Dass ich heute schon so etwas wie Final-Feeling und das Knistern auf dem Centre Court gespürt habe, kann ein Vorteil sein“, sagte der entspannte und in sich ruhende doppelte Zwillingspapa.
Ganz cool mit einer gereckten Siegerfaust quittierte er den Sieg. Mit 33 Jahren und 338 Tagen ist Federer der älteste Wimbledon-Finalist seit Ken Rosewall. Der Australier stand 1974 im Alter von 39 Jahren und 246 Tagen im Endspiel - und verlor damals.
Federer und Murray boten den Zuschauern ein hochklassiges Spektakel mit herausragenden Ballwechseln. Alleine das Spiel beim Stand von 5:4 für Federer im zweiten Satz dauerte 15 Minuten und ging siebenmal über Einstand. Federer vergab fünf Satzbälle, kassierte den Ausgleich zum 5:5 und gewann sein anschließendes Aufschlagspiel zu Null. Mit dem Break zum 7:5 entschied er den zweiten Durchgang für sich.
Nervenstark und konzentriert bis zum letzten Ballwechsel ließ sich Federer nicht aus der Ruhe bringen. Nun bekommt er es im Finalklassiker mit Djokovic zu tun. Der Serbe gewann 7:6 (7:2), 6:4, 6:4 gegen den Franzosen Richard Gasquet und erreichte sein viertes Wimbledon-Finale. Mit einem dritten Sieg nach 2011 und 2014 würde er mit seinem Trainer Boris Becker gleichziehen. Der 47-Jährige holte 1985, 1986 und 1989 die Trophäe an der Church Road.
„Er ist seit einigen Jahren der beste Spieler der Welt, das macht es so schwierig, Turniere zu gewinnen“, sagte Federer über Djokovic. „Aber ich weiß, wie ich ihn schlagen kann und hoffe, dass ich es am Sonntag schaffe.“ Die Chancen scheinen so groß wie lange nicht mehr.