Fed Cup: Deutschen Tennis-Damen droht Abstieg
Stuttgart (dpa) - Große Ernüchterung bei den erfolgsverwöhnten deutschen Tennis-Damen: Die Fed-Cup-Mannschaft steht nach den beiden Auftaktniederlagen von Angelique Kerber und Julia Görges gegen Australien vor dem Abstieg.
Es wäre der vierte Fall in die Bedeutungslosigkeit seit 2005.
Kerber unterlag in Stuttgart zum Auftakt US-Open-Siegerin Samantha Stosur trotz ansprechender Leistung mit 6:7 (1:7), 4:6. Danach verlor Görges nach schwacher Vorstellung gegen Jarmila Gajdosova mit 4:6, 4:6.
Nur wenn das deutsche Team die beiden abschließenden Einzel und das Doppel gewinnt, gehört es auch im kommenden Jahr zu den besten acht Mannschaften der Welt. Am Sonntag spielt zunächst Görges gegen Stosur, dann stehen sich Kerber und Gajdosova gegenüber. Allerdings kann Teamchefin Barbara Rittner kurzfristig auch noch Änderungen vornehmen. So steht Andrea Petkovic nach dreimonatiger Verletzungspause für ein Comeback bereit. Bislang ist die Darmstädterin mit Anna-Lena Grönefeld nur für das Doppel vorgesehen.
„Ich muss das erst einmal verarbeiten und ein paar Meter auf dem Laufband oder mit meinem Hund am Neckar laufen“, sagte Rittner nach dem frustrierenden Auftakttag. „Noch ist nicht alles verloren. Wir werden morgen wieder unsere Chance suchen“, sagte Rittner. Allerdings ist es einer deutschen Mannschaft nie gelungen, ein 0:2 noch wettzumachen. Petkovic trainierte zusammen mit Grönefeld auf dem Centre Court. Ein Fingerzeig für den Sonntag?
Kerber begann bei ihrem ersten Auftritt als deutsche Nummer eins übernervös. „Ich hatte eine ziemlich schlechte Nacht“, gestand die Kielerin. Vor rund 3000 Zuschauern in der Porsche-Arena geriet sie gegen die druckvoll spielende Nummer fünf der Welt schnell mit 0:3 in Rückstand. „In den ersten drei Spielen war ich mit meinen Gedanken überall, aber nicht auf dem Platz. Ich war meganervös“, sagte die 23-Jährige.
Doch sechs Tage nach ihrem Triumph beim Turnier in Kopenhagen bewies die Nummer 14 der Welt erneut Kämpferqualitäten. Kerber biss sich in die Partie, wehrte fünf Satzbälle ab und schien das Momentum im Tiebreak auf ihrer Seite zu haben. Allerdings bewies Stosur gegen Ende des Satzes wieder ihre Klasse und entschied den Tiebreak mit 7:1 für sich. „Sie hat in den entscheidenden Situationen einfach ihr bestes Tennis gespielt“, sagte Kerber anerkennend.
Auch im zweiten Abschnitt kassierte die Schleswig-Holsteinerin ein schnelles Break. Zwar kämpfte sie sich erneut zurück und nahm der australischen Nummer eins zum 3:3 ebenfalls das Service ab. Doch dann unterliefen ihr bei eigenem Aufschlag zwei leichte Fehler, so dass Stosur wieder mit 5:4 in Führung ging. Wenig später brachte sie die Australierinnen mit 1:0 in Front. Auch die Unterstützung des SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel, ein guter Freund von Teamchefin Rittner und großer Tennisfan, half nichts.
Alle Hoffnungen der Deutschen ruhten nun auf Görges, aber die Stuttgart-Gewinnerin des vergangenen Jahres kam mit dem enormen Druck nicht zurecht. Die 23-Jährige konnte zu keiner Zeit ihr Potenzial abrufen. Görges bewegte sich schlecht, machte viele leichte Fehler und verlor den ersten Satz mit 4:6. „Ich war leider körperlich nicht in der Lage, mein Spiel auf Sand aufzuziehen“, sagte Görges.
Lautstark angetrieben von ihren Teamkolleginnen um Petkovic und der trotz Verletzung angereisten Sabine Lisicki versuchte Görges sich zwar noch einmal in die Partie zurückzukämpfen. Irgendwie wollte ihr an dem Ort, an dem sie vor einem Jahr mit dem Turniersieg gegen Caroline Wozniacki den bislang größten Erfolg ihrer Karriere gefeiert hatte, jedoch nichts gelingen.