Federer wieder König von Halle - Sieg gegen Juschni
Halle/Westfalen (dpa) - Nachdem er seine zehnmonatige Durststrecke ohne Turniersieg bei seinem Lieblingsevent im westfälischen Halle beendete hatte, reckte Roger Federer stolz und erleichtertet die imposante Trophäe in die Höhe.
„Ich fühle mich super. Ich hatte eine perfekte Woche hier“, sagte der Halbfinal-Bezwinger von Tommy Haas nach seinem sechsten Erfolg bei den Gerry Weber Open. Federer setzte sich in einem packenden Endspiel gegen den Russen Michail Juschni mit 6:7 (5:7), 6:3, 6:4 durch. Damit zeigte es der Schweizer wieder einmal allen Kritikern, die ihn zuletzt nach einigen Niederlagen bereits aufs Altenteil befördern wollten.
Letztmals hatte Federer im August 2012 in Cincinnati triumphiert - für den erfolgsverwöhnten Federer fast eine Ewigkeit. Gutes Omen: Vor zehn Jahren gewann die langjährige Nummer eins der Welt nach seinem Premierensieg in Halle wenig später auch zum ersten Mal in Wimbledon. Dieses Mal kassierte er für seinen ersten Erfolg bei den Gerry Weber Open 123 400 Euro und zog in der Bestenliste mit insgesamt 77 Turniersiegen mit John McEnroe gleich. „Das bedeutet mir sehr viel. John hat dem Tennis so viel gegeben. Es ist etwas ganz Spezielles, mit ihm auf einer Stufe zu stehen“, sagte Federer.
Im Halbfinale hatte Federer in der Revanche für das Vorjahresfinale seinen Freund Tommy Haas mit 3:6, 6:3, 6:4 besiegt. „In den entscheidenden Momenten hat Roger wieder einmal gezeigt, aus was für einem Holz er geschnitzt ist. Da muss man den Hut vor ziehen“, sagte Haas nach der verpassten Titelverteidigung. Die deutsche Nummer eins blickt dem Rasen-Highlight in Wimbledon dennoch zuversichtlich entgegen. „Ich denke, ich habe hier eine Woche lang gutes Tennis gespielt“, sagte der 35-Jährige.
Wie mit Haas hatte Federer auch mit Juschni viel Mühe. Die bisherigen 14 Duelle mit dem Russen hatte der 17-malige Grand-Slam-Turnier-Sieger allesamt gewonnen und Juschni dabei gerade einmal drei Sätze gegönnt. Doch der Russe ließ sich von dieser Bilanz nicht einschüchtern und trumpfte unbekümmert auf. Im Nachhinein konnte Federer der Schwerstarbeit aber sogar etwas Gutes abgewinnen. „In dieser Phase vor Wimbledon war es sehr wichtig für mich, auch kämpferisch zu Siegen zu kommen.“
Doch am Anfang war es Juschni, der mit druckvollen Grundlinienschlägen und variablem Spiel die Szenerie bestimmte. Im Tiebreak nutzte der 30-Jährige, der auf dem Weg ins Finale bereits die gesetzten Kei Nishikori (Japan), Philipp Kohlschreiber und Richard Gasquet (Frankreich) ausgeschaltet hatte, nach 57 Minuten seinen zweiten Satzball zum 7:6.
Mitte des zweiten Durchgangs legte die langjährige Nummer eins der Welt dann aber plötzlich los. Federer machte acht Punkte nacheinander, nahm Juschni zum 5:3 zu Null den Aufschlag ab und schaffte nach 1:29 den Satzausgleich. Mit einem lauten „Come on“ pushte sich der sonst auf dem Court eher stille Gentleman des Tennis.
Auch im dritten Satz musste Federer zunächst jedoch hart kämpfen. Erst zum 4:3 gelang dem Publikumsliebling mit einem technisch perfekten Rückhand-Passierschlag das entscheidende Break. Nach 2:02 Stunden verwandelte Federer seinen ersten Matchball. „Ich habe schon viel gewonnen, aber zuletzt eben nicht so viel. Heute habe ich es wieder geschafft, obwohl Michail sehr gut gespielt hat“, sagte Federer.