French Open bringen Nadal Schmerz und große Erfüllung
Paris (dpa) - Das Stade Roland Garros von Paris ist die Schicksalsstätte in der Tennis-Karriere von Rafael Nadal. Nirgendwo hat der Sandplatz-König derartige Extreme erlebt und so viele Erfolge gefeiert.
Noch als Teenager gewinnt er mit 19 Jahren 2005 den ersten seiner elf Grand-Slam-Titel, scheitert 2009 unerwartet früh und beendet 2012 in einem gigantischen Duell seine Pechsträhne gegen den Weltranglistenersten Novak Djokovic. Ab dieser Woche tritt er erneut auf den roten Sandplätzen an, um sich seinen achten French-Open-Triumph zu holen. Seine schier unglaubliche Erfolgsserie mochte Nadal in Paris kurz vor dem Turnierstart nicht bewerten, erst nach seiner Karriere soll die Analyse folgen. Doch was der Linkshänder erreicht hat, ist ihm kaum nachzumachen.
Keiner hat die Details seiner wichtigsten Spiele von Roland Garros genauer im Kopf als der 26-Jährige selbst. Als „bewegend“ charakterisiert er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa das French-Open-Finale 2005, in dem er gegen den Argentinier Mariano Puerta seinen ersten Grand-Slam-Titel feierte. „Ich fühlte mich, als könnte ich drei Tage hintereinander durchrennen, nur durch das Adrenalin, das ich in mir hatte“, sagt Nadal.
Schafft er es in diesem Jahr ins Achtelfinale, wird er wie in den meisten vergangenen Jahren wieder seinen Geburtstag am 3. Juni während des Turniers feiern. Nadal ist der König von Roland Garros, wo er 52 Matches gewann und nur einmal verlor.
Das war 2009. Starke Knieprobleme und die Trennung seiner Eltern im selben Jahr belasteten ihn. „Nach allem, was vorgefallen war, war ich nicht vorbereitet, weder tennistechnisch noch mental, um es mit jemandem aufnehmen zu können“, erinnert sich Nadal an sein großes Scheitern im Bois de Boulogne. „Ich fand mich auf dem Platz gegen einen Spieler wieder, der sehr gut spielte und mich sauber besiegte. Er verdiente es sehr viel mehr als ich, die Partie zu gewinnen.“
Die Rede ist vom Schweden Robin Söderling, damals auf Platz 25 der Weltrangliste, dem das scheinbar Unmögliche gelang, den bis dato Unbesiegten im Achtelfinale aus den French Open zu kegeln. Die Revanche folgte im Jahr darauf - diesmal im Finale gegen Söderling. „2010 war das Jahr, um wieder zu gewinnen. Als das gelang, fühlte ich keine Erleichterung, wohl aber ein Gefühl von großem Glück“, sagt der Mallorquiner.
Bisher viermal stand Nadal mit Roger Federer im Finale - bisher siegte er immer gegen den langjährigen Weltranglistenprimus. In ihren Duellen spielte er „das beste Tennis“ auf dem Sand, lieferte sich mit ihm aber auch die zermürbendsten Duelle. 2006 verletzte er sich dabei am Fuß - „die komplizierteste Verletzung, die ich in meiner ganzen Laufbahn erlitten habe“, erzählt er trotz seiner inzwischen überwundenen Knieprobleme. „Ich wusste nicht, ob ich wieder Tennis spielen könnte.“ Aber er gewann - „unglaublich“. Federer behauptete vor dem Beginn dieses Turniers, ihm sei es nicht wichtig, Nadal in Paris zu schlagen, weil er die French Open gewonnen und seinen langjährigen Rivalen anderswo bezwungen habe.
Im vergangenen Jahr traf Nadal schließlich auf Djokovic, der ihn dreimal in Serie in Grand Slam-Finals geschlagen hatte. Im Duell gegen den Serben sah er sich auf einem „sehr, sehr guten Weg“. Dann kam der Regen und die Verschiebung auf Montag. „Das machte es sehr kompliziert“, sagt Nadal. Am Ende konnte der Spanier mit 6:4, 6:3, 2:6, 7:5 die Negativserie durchbrechen. Nach all den Niederlagen „war dies eine Partie, die mich wirklich erfüllt hat“. In diesem Jahr könnten sich beide schon im Halbfinale wiedersehen.