Graue Wolken über Paris: Tennisstars mit vielen Sorgen
Düsseldorf (dpa) - Die deutsche Tennis-Elite gleicht kurz vor Beginn der French Open einem großen Lazarett.
Angelique Kerber pausierte zuletzt wegen einer Bauchmuskelverletzung, Julia Görges wurde in Brüssel von Schmerzen im Handgelenk gestoppt, und Tommy Haas musste in Düsseldorf wegen einer Erkältung passen.
Die Aussichten für die deutschen Tennisprofis sind vor dem am Sonntag beginnenden zweiten Grand-Slam-Turnier der Saison so düster wie die Pariser Wetterprognosen. In der französischen Hauptstadt herrschten auch am Freitag nasskalte sechs bis sieben Grad, der Himmel über der Anlage in Roland Garros war wolkenverhangen.
Die Szenerie im Bois de Boulogne passte damit zur Stimmungslage bei den meisten Deutschen. Hoffnungsträgerin Kerber reiste nach ihrer Pause zwar ausgeruht an die Seine, allerdings hegte sie vor ihrem Erstrundenduell gegen Fed-Cup-Kollegin Mona Barthel selbst Zweifel an der eigenen Fitness. Zwar bereite ihr der Rücken keine Probleme mehr. „Aber was die Bauchmuskeln angeht, muss ich ehrlich sagen: Ich weiß es nicht genau“, sagte Deutschlands derzeit beste Tennisspielerin in einem Interview der „Kieler Nachrichten“.
„Die Ärzte haben mir zumindest Grünes Licht gegeben, und ich werde auf jeden Fall spielen. Aber ob es hält, weiß ich nicht“, sagte Kerber, die wegen der Probleme zuletzt im Training auf Aufschläge verzichtet hatte. „Man muss abwarten, wie fit sie sich fühlt“, sagte Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner besorgt.
Auch Haas machte sich mit einem Koffer voller Sorgen auf den Weg nach Paris. Mit versteinerter Miene hatte die deutsche Nummer eins das Viertelfinale im Düsseldorfer Rochusclub gegen den Finnen Jarkko Nieminen abgesagt, weil der Körper wieder einmal streikte. „Wenn ich nicht eine bestimmte Prozentzahl meiner Leistung abrufen kann, dann hat es keinen Sinn“, sagte der stark erkältete 35-Jährige, der sich offenbar bei seiner kleiner Tochter Valentina und Frau Sara angesteckt hatte. Hinzu kam das ungemütliche Wetter in Düsseldorf. In der ersten French-Open-Runde trifft Haas auf den französischen Weltranglisten-102. Guillaume Rufin.
„Ich gehe davon aus, dass er sich bis dahin wieder besser fühlt“, sagte Davis-Cup-Teamchef Carsten Arriens. Mit Blick auf die French Open sei der Rückzug in Düsseldorf die richtige Entscheidung gewesen. „Was zählt, ist Paris.“ In Florian Mayer hat der Davis-Cup-Teamchef ein weiteres Sorgenkind, wegen eines Muskelfaserrisses musste der Bayreuther bereits seine Teilnahme in Düsseldorf absagen. „Hier wäre es definitiv nicht gegangen. Die Blessur war doch etwas gravierender als Flo anfangs gedacht hatte“, erzählte Arriens. Mayer trifft in Paris zunächst auf den Usbeken Denis Istomin, Philipp Kohlschreiber wurde ein Qualifikant zugelost.
Auch Julia Görges bekommt es in der ersten Runde mit einer Qualifikantin zu tun. Für die Norddeutsche wird die Erholungsphase vor dem Turnierbeginn aber wie bei Haas zu einem Wettlauf mit der Zeit. Im Achtelfinale von Brüssel verletzte sich die 24-Jährige am Handgelenk, so dass sie nach dem ersten Satz aufgeben musste. „Mein Physio wird alles versuchen, um es möglich zu machen“, twitterte Görges. In ihrem Bangen ist sie immerhin in guter Gesellschaft.
Insgesamt stehen beim zweiten Grand-Slam-Turnier sieben Damen und zehn Herren aus Deutschland im Hauptfeld. Über die Qualifikation sicherten sich am Freitag Dinah Pfizenmaier, Julian Reister, Andreas Beck und Jan-Lennard Struff das Ticket für das Sandplatz-Event.
Zu einem Traumfinale zwischen dem Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic und dem siebenmaligen Paris-Gewinner Rafael Nadal, der zunächst auf Daniel Brand trifft, kann es übrigens nicht kommen. Beide wurden in die gleiche Tableau-Hälfte gelost und könnten damit schon im Halbfinale aufeinandertreffen.