Haas gegen Kohlschreiber: Deutsches Finale in München

München (dpa) - Fast ein halbes Jahrhundert nach dem bisher letzten deutschen Finale beim Münchner Tennisturnier stehen wieder zwei heimische Stars im Endspiel.

Unter dem Jubel von rund 5000 Anhängern setzten sich Oldie Tommy Haas und Titelverteidiger Philipp Kohlschreiber in der Vorschlussrunde durch - am Sonntag (13 Uhr) kommt es beim ATP-Sandplatzevent nun zum finalen Duell zwischen den beiden prominentesten deutschen Profis. „Das deutsche Tennis hatte immer ein ganz gutes Level, aber vor allem bei Turnieren in Deutschland spielen wir traditionell extrem gut“, urteilte Haas. „Besser hätte es in dieser Woche nicht laufen können.“

In einem umkämpften Match schaltete der zweimalige BMW-Open-Sieger Kohlschreiber den Überraschungs-Halbfinalisten Daniel Brands durch ein 6:7 (4:7), 6:3, 7:6 (7:5) aus. Kurz zuvor hatte Haas die Quali fürs Finale gepackt - und zwar mit einer abermals formidablen Vorstellung. Der 35-Jährige bewies gegen den emsig rackernden Kroaten Ivan Dodig beim 6:4, 6:3-Sieg seine Klasse. „Es ist schön, dass ich meinem kleinen Traum nachgehen kann, hier endlich zu gewinnen“, sagte Haas, der seinen ersten München-Sieg anpeilt.

Dass sich der Weltranglisten-56. Dodig im bisherigen Verlauf als Favoritenschreck gegen Nikolai Dawydenko (Russland), Landsmann Marin Cilic und Alexander Dolgopolow (Ukraine) erwiesen hatte, nutzte ihm diesmal gar nichts: Mit seinen versierten Schlagkombinationen beherrschte Haas den Außenseiter bei leichtem Sonnenschein jederzeit. Der Wahl-Amerikaner profitierte von seiner starken Rückhand - und nutzte im ersten Durchgang den zweiten Satzball zur Satz-Führung.

Ein frühes Break im zweiten Satz brachte die Vorentscheidung, nach nur 1:29 Stunden war das einseitige Spiel bereits vorbei. Und Haas, im Vorjahr noch in der Vorschlussrunde gescheitert, durfte die Faust ballen. „Das war Tennis auf hohem Niveau“, bilanzierte er, „ich bin sehr froh, nach 13 Jahren hier wieder im Finale zu stehen.“ Als ihm das erstmals gelungen war, scheiterte er noch am Argentinier Franco Squillari. Jetzt aber winkt der 14. Titel auf der ATP-Tour. „Tommy hat eine hohe Präsenz auf dem Platz. Es ist einfach schön, ihm zuzuschauen“, lobte auch Davis-Cup-Kapitän Carsten Arriens.

Im Finale wartet Kohlschreiber. Der Turniersieger von 2007 und 2012 tat sich in seinem Halbfinale gegen Servicekünstler Daniel Brands allerdings äußerst schwer. Mit den harten wie zielgenauen Aufschlägen des Deggendorfers kam der 29-Jährige zunächst gar nicht zurecht, Satz eins ging im Tiebreak verloren. Brands, der schon den französischen Star Gael Monfils und den topgesetzten Janko Tipsarevic (Serbien) nach Hause geschickt hatte, stand vor der nächsten dicken Überraschung. Doch Kohlschreiber fightete sich mit Elan zurück ins Spiel, gewann knapp - und hat jetzt ein Sieger-Preisgeld von 74 000 Euro sowie einen Sportwagen als Bonusgewinn im Visier.

Vor zwei Jahren in Halle war zuletzt ein deutsches Duo ins Finale eines ATP-Turniers eingezogen, damals gewann Kohlschreiber gegen Philipp Petzschner. In München mussten die Zuschauer fast ein halbes Jahrhundert auf ein ähnliches Erlebnis warten: Letztmals kamen 1965 zwei Lokalmatadoren ins Endspiel - Christian Kuhnke und Ingo Buding.