Haas gewinnt Generationen-Duell - Kerber weiter
Paris (dpa) - Der alte Hase hat es dem jungen Hüpfer noch einmal gezeigt. Tommy Haas hat bei den French Open ein Tennis-Duell der Generationen gewonnen und will nun dahin, wo Angelique Kerber schon ist - ins Achtelfinale.
Die Kielerin quälte sich zu einem 6:4, 6:7 (3:7), 6:4-Sieg über die aus Usbekistan stammende Amerikanerin Varvara Lepchenko. „Ich habe nicht das beste Tennis gespielt, aber ich habe die ganze Zeit daran geglaubt, dass ich gewinnen kann“, sagte Kerber nach ihrem ersten Erfolg über Lepchenko, die sich kurz vor Ende des kräftezehrendes Matches übergeben musste. Bei einem Sieg über Ex-Paris-Champion Swetlana Kusnezowa aus Russland hätte Kerber wie im Vorjahr das Viertelfinale erreicht.
Haas steht wie 2012 in der dritten Runde. Der 35-Jährige setzte sich mit 7:6 (7:3), 6:2, 7:5 gegen den 15 Jahre jüngeren US-Qualifikanten Jack Sock durch. „Ich bin glücklich über den glatten Sieg und dass ich im dritten Satz noch einmal zurückgekommen bin. Das Resultat ist das, was zählt“, sagte Haas nach der wegen Regens um einen Tag verschobenen Partie. Sabine Lisicki und Qualifikantin Dinah Pfizenmaier verpassten das Achtelfinale.
In der Stierkampfarena lieferten sich Kerber und Lepchenko einen zähen Schlagabtausch, in dem die Nummer 25 der Welt lange Zeit mehr Fehler machte - bis Kerber mit einer verschlagenen Vorhand beim 5:4 im zweiten Satz die Chance auf zwei Matchbälle ausließ. „Das hat mich auch den Satz gekostet“, räumte die Weltranglisten-Achte ein.
Danach agierte Lepchenko konstanter in dem Linkshänder-Duell und erzwang einen dritten Satz. Die letztjährige Achtelfinalistin übernahm dank ihrer starken Vorhand nun immer häufiger die Initiative, Kämpferin Kerber hielt dagegen und schrie „Komm jetzt, Mensch!“, als sie sich per Cross-Vorhand den Breakball zum folgenden 4:3 holte. Mit einem Ass verwandelte sie nach 2:30 Stunden ihren ersten Matchball. „Meine Beine waren ohne Energie. Ich werde mich jetzt erstmal ein paar Stunden behandeln lassen“, kündigte sie an. Gegen Kusnezowa gewann Kerber zuletzt in Madrid knapp.
Nicht in Reichweite waren die letzten 16 auf dem gleichen Platz vorher für Sabine Lisicki nach einem Fehler-Festival gegen Vorjahresfinalistin Sara Errani aus Italien. Beim 0:6, 4:6 gegen die Weltranglisten-Fünfte wachte die Berlinerin zu spät auf und konnte ihr druckvolles Spiel erst einsetzen, als es beim 2:5 im zweiten Satz fast schon zu spät war. „Sie wird echt unterschätzt. Du siehst nicht, wo sie hinspielen wird und was sie spielen wird. Ich bin daran im ersten Satz auch ein bisschen verzweifelt“, gestand Lisicki nach ihrem ersten Match gegen Errani. Qualifikantin Dinah Pfizenmaier zog sich gegen die Weltranglisten-Vierte Agnieszka Radwanska aus Polen beim 3:6, 4:6 sehr achtbar aus der Affäre.
Philipp Kohlschreiber tritt am Samstag gegen den Rumänen Victor Hanescu an. Haas muss vorher ebenfalls in der Stierkampfarena Aufschlagriese John Isner aus den USA bezwingen, wenn er zum dritten Mal das Achtelfinale in Paris erreichen will. „Da habe ich ungefähr das Gleiche vor mir und muss versuchen, mich zu steigern“, meinte er nach dem Match gegen Sock. Dem Weltranglisten-14. kommt es derzeit nur auf sein Abschneiden in Paris an, die mögliche Rückkehr unter die Top Ten interessiere ihn nicht, betonte er.
Haas hatte vor der Partie gegen Sock angekündigt, er wolle zeigen, was er als älterer Hase noch drauf habe - das gelang ihm vor allem, wenn es darauf ankam. Mit Glück und Erfahrung überstand der Altmeister vier Breakbälle im ersten Satz, ging im Tiebreak nach drei Spurts und einem tollen Passierball 4:3 in Führung und holte den Durchgang. Jungspund Sock verpasste eine mögliche 5:1-Führung im dritten Satz gegen den kurz nachlassenden Haas. Unter deutschen „Auf geht's, Tommy“-Rufen drehte der Wahl-Amerikaner noch einmal auf beendete die Partie nach 2:17 Stunden per Ass.