Historische Entscheidung im French-Open-Finale vertagt
Paris (dpa) - Die historische Entscheidung im Herren-Finale der French Open ist vertagt. Das Giganten-Duell zwischen Sandplatz-König Rafael Nadal und dem Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic wurde nach der zweiten Regenpause beim Stand von 6:4, 6:3, 2:6, 1:2 für Nadal auf Montag verschoben.
Der Spanier greift nach dem siebten Roland-Garros-Titel und würde den legendären Sechsfach-Champion Björn Borg in den Schatten stellen. Der Serbe Djokovic darf weiter vom „Djoko Slam“ träumen: Er will als erster Tennisprofi seit Rod Laver vor 43 Jahren alle vier Grand-Slam-Titel auf einmal halten.
„Die Wetterbedingungen haben heute nichts mehr zugelassen“, sagte Oberschiedsrichter Stefan Fransson. „Das Fernsehen diktiert nicht unseren Zeitplan“, meinte Turnier-Direktor Gilbert Ysern und verteidigte sich gegen die Kritik, dass die Partie trotz vorhergesagten Regens erst um 15.00 Uhr angesetzt worden war.
Zuletzt war das Pariser Finale 1973 zwischen Ilie Nastase aus Rumänien und dem Jugoslawen Niki Pilic an einem Sonntag ins Wasser gefallen und musste zwei Tage später weitergespielt werden.
Als „Redezvous mit der Geschichte“ hatte die französische Sportzeitung „L'Equipe“ dieser Tage das 82. Herren-Endspiel am Bois de Boulogne überschrieben. Nadal musste sich rechtfertigen vor Matchbeginn: „Doch, natürlich bin ich ein menschliches Wesen!“
Die Tennis-Granden hatten sich vorher geradezu überschlagen. Borg selbst hatte gesagt: „Für mich ist Rafa der beste Sandplatzspieler der Geschichte.“ Wilander hält Nadal für „besser als jemals zuvor“. Ex-Roland-Garros-Sieger Michael Chang fiel auf: „Wann immer er auf der roten Asche von Roland Garros steht, hat er ein extra Feuer.“
Und dieses Feuer sah man dem 26-Jährigen, der in Roland Garros eine Matchbilanz von 51:1 hat, gleich an. Er trat energiegeladen auf den Court Philippe Chatrier und nahm Djokovic sofort den Aufschlag ab. Nach 13 Minuten stand es 3:0 mit Doppelbreak - als wäre der Serbe ein Statist, und nicht der Mann, der Nadal zuletzt denkwürdig in einem epischen Australian-Open-Endspiel und insgesamt dreimal in Serie in Grand-Slam-Finals besiegt hatte.
Auch damit schrieben die beiden Tennis-Stars Geschichte: Noch nie standen sich dieselben Kontrahenten in vier aufeinanderfolgenden Endspielen bei den Majors gegenüber.
Die staunenden 15 000 Zuschauer dürften sich anfangs an die 6:1, 6:3, 6:0-Lehrstunde erinnert gefühlt haben, die Nadal seinem langjährigen Rivalen Roger Federer 2008 in der französischen Hauptstadt erteilt hatte. Aber Djokovic rackerte, kämpfte sich in die Partie und wehrte sich bei Nieselregen nach Kräften. Nach 95 Minuten ging er zum großen Jubel des Publikums erstmals in Führung: mit 3:2 in Satz zwei. Als er prompt wieder ein Break einfing, schlug er mit dem Racket ein Loch in seine Holzbank und kassierte eine Verwarnung.
Nach einer halbstündigen Regenunterbrechung am Ende des zweiten Satzes kam Nadal wieder wie ein Wilder aus der Umkleide. Bei 2:0 im dritten Satz sah er schon wie der sichere Sieger aus - aber Djokovic erkämpfte sich urplötzlich das Momentum.
Der 25-Jährige machte acht Spiele nacheinander und trotzte Nadal den ersten Satz des Turniers ab. Der Spanier fluchte über den rutschigen Platz und die schweren Bälle. Aus der zweiten Regenpause kehrten die beiden dann nicht mehr zurück. Oberschiedsrichter Fransson erklärte den Platz für nicht mehr bespielbar.