„Historischer K.o.“: Nadal und die Fragen nach dem Knie
London (dpa) - Natürlich kamen sie sofort wieder, die Fragen nach dem lädierten Knie. Natürlich wollte jeder wissen, ob er verletzt sei oder ob nun wieder eine längere Pause drohe. Rafael Nadal aber verweigerte die Auskunft.
„Machen Sie Scherze? Ich habe darauf jetzt schon drei- oder viermal geantwortet. Ich werde heute nicht über mein Knie sprechen“, sagte der Spanier nach seinem Erstrunden-Aus in Wimbledon. Dabei hatten alle bei diesem etwas bizarren Match auf Court 1 gesehen, dass Nadal Probleme hatte.
Einfache Bälle, die er sonst mit der Rückhand seinem Gegner um die Ohren hauen würde, umlief er und spielte sie fast schon kraftlos mit der Vorhand zurück ins Feld. Nichts war zu sehen von der Dynamik und Energie, die er seit seinem Comeback Anfang des Jahres auf den Ascheplätzen dieser Welt demonstrierte und die ihn in neun Endspiele und zu sieben Titeln förmlich katapultierte. Noch vor zwei Wochen triumphierte Nadal als erster Profi zum achten Mal in Roland Garros.
„Ein Fiasko wie es im Buche steht. Das Ausscheiden in Wimbledon lässt neue Zweifel an Nadals Fitness aufkommen. Seine Knie sind anscheinend noch nicht fit für den Rasen“, kommentierte die spanische Zeitung „El Mundo“ am Montag. „El Mundo Deportivo“ schrieb von einem „historischen K.o.“, und für „El Periódico“ war das erste Erstrunden-Aus überhaupt bei einem Grand-Slam-Turnier für Nadal ein „schwerer, unverhoffter und nachhaltiger Rückschlag“.
Wie schwerwiegend und nachhaltig dieses 6:7 (4:7), 6:7 (8:10), 4:6 gegen den Belgier Steve Darcis wirklich sein wird, war an diesem denkwürdigen Wimbledon-Eröffnungstag noch nicht abzusehen. Auf die Frage, ob nun wieder eine lange Zwangspause zu befürchten sei wie vor einem Jahr nach seinem Zweitrunden-Aus, antwortete Nadal knapp: „Sicher nicht so lange.“ Augenscheinlich aber war, dass das Spiel auf Gras seinem Körper und vor allem seinen Knien Pein bereitete.
Und so wurde unmittelbar nach der größten anzunehmenden Turnierüberraschung schon wieder spekuliert, ob der zwölfmalige Major-Sieger nun auf die anstrengende Hartplatz-Saison in Nordamerika oder sogar die US Open Ende August verzichten könnte. Die Hatz über die Sandplätze hat Spuren hinterlassen. Nadal spielte seit Februar in Viña del Mar, Sao Paulo, Acapulco, Indian Wells (Hartplatz), Monte Carlo, Barcelona, Madrid, Rom und Paris.
Ob er zu viel gespielt hat und seinem Körper zu viel zugemutet hat? „Noch vor zwei Wochen war es ein perfekter Zeitplan, jetzt ist es ein sehr schlechter? Nein, so geht das nicht“, entgegnete Nadal. Für den „Telegraph“ aber fiel die Analyse genau so aus. „Er war das sportliche Pendant zu Zypern“, schrieb die Zeitung, “einem Land, das Raubbau betrieben hat und jetzt dafür die Rechnung bezahlt“.