Kampf um Konstanz: Petkovic und Lisicki unbeständig
Stuttgart (dpa) - Zumindest bei der Pressekonferenz war Andrea Petkovic schon wieder die Alte. Zwar mit etwas angeschlagener Stimme, aber eloquent, lustig und auskunftsfreudig wie in ihren besten Zeiten präsentierte sich die Darmstädterin in Stuttgart.
Sportlich hat die 25-Jährige dagegen noch einen langen Weg vor sich, ehe sie wieder das Niveau erreicht hat, mit dem sie 2011 bis in die Top Ten der Tennis-Welt vorgeprescht war. „Ich weiß noch nicht, was mich erwartet auf dem Platz. Das ist frustrierend, weil ich es anders gewohnt bin“, sagte die im vergangenen Jahr dauerverletzte Petkovic nach ihrer klaren 3:6, 2:6-Niederlage am Dienstag gegen die Serbin Ana Ivanovic.
Ermüdungsbruch im Rücken, Bänderverletzung im Fuß und Meniskusriss - 2012 war ein absolutes Seuchenjahr für die einstige Frontfrau des deutschen Tennis. Als Lehre daraus hat sie ihr Training komplett umgestellt, auch weil ihr Idol Steffi Graf sie dazu eindringlich ermahnt hat. Statt fünf bis sechs Stunden steht Petkovic jetzt nur noch eineinhalb Stunden auf dem Platz. „Ich glaube, dass das der einzige Weg für mich ist, auch weil ich meinen Körper schon genügend strapaziert habe.“
Abseits des Courts hat sie die neue Maxime bereits verinnerlicht, „aber auf dem Platz bin ich schnell genervt, weil die Konstanz einfach noch fehlt“. Ermutigenden Leistungen wie in Miami oder Charleston folgt auf einmal wieder eine Leistung wie gegen Ivanovic in Stuttgart, wo Petkovic kaum einen Ball traf. „Natürlich habe ich daher noch Zweifel an meinem neuen Training, aber auf der anderen Seite habe ich auch gesehen, dass ich mich in vielen Bereichen schon verbessert habe.“
Ungeduld und Ungewissheit nagen an Petkovic, das merkt man ihr an, zumal das Auf und Ab ihr die weitere Saisonplanung sehr schwer macht. Ständig muss sie um Wildcards für Turniere betteln, weil sie als Nummer 131 der Welt nicht mehr automatisch dabei ist. Für das Masters-Turnier in Madrid in zehn Tagen erhielt sie immerhin einen Platz in der Qualifikation. „Das ist das Einzige, was wirklich nervt, dass ich nicht planen kann. Da bin ich eben typisch deutsch.“
Um Spielpraxis zu sammeln, würde sie auch kleinere Turniere spielen, doch wenn es mit den Wildcards klappt, bevorzugt sie schon die großen Veranstaltungen. „Mein Anspruch war immer, mich mit den Besten zu messen“, sagte Petkovic, zumal sie die Elite des Damen-Tennis nach wie vor nicht abgeschrieben hat. „Ich habe schon das Gefühl, dass sie noch Respekt vor mir haben, auch wenn sie wissen, dass ich im Moment noch nicht so konstant bin.“
Fehlende Konstanz - das ist es, was auch Sabine Lisicki zu schaffen macht. Nach einem Zwischenhoch im Februar mit Finalteilnahmen in Pattaya City und Memphis ging es für die Berlinerin zuletzt wieder bergab. Als Konsequenz daraus trennte sie sich schon nach drei Monaten wieder von Trainer Ricardo Sanchez.
„Ich habe mich einfach nicht mehr frei gefühlt auf dem Platz. Das Instinktive, das eigentlich meine große Stärke ist, war komplett weg“, begründete die 23-Jährige die Entscheidung. Fortan arbeitet sie mit Robert Orlik zusammen, der unter anderem auch schon ihre Fed-Cup-Kolleginnen Annika Beck und Mona Barthel betreut. In Stuttgart feierte Lisicki immerhin ein erstes Erfolgserlebnis. Nach einem 6:3, 6:4 gegen die italienische Qualifikantin Nastassja Burnett steht sie beim Porsche-Grand-Prix im Achtelfinale. „Das hat gut getan“, gab sie zu.