Kerber vor Melbourne-Finale: „Werde sehr gut schlafen“
Melbourne (dpa) - Angelique Kerber freut sich auf das erste Grand-Slam-Finale ihrer Karriere. Wenn Serena Williams eine Schwäche zeigt, will sie da sein.
Was bedeutet es Ihnen, als sechste deutsche Spielerin bei einem Grand-Slam-Turnier im Finale zu stehen?
Angelique Kerber:Es bedeutet mir sehr viel. Ich habe jahrelang darauf hingearbeitet, einmal im Finale eines Grand Slams zu stehen. So ein halber Traum ist wahr geworden, das ist etwas ganz Besonderes und Spezielles. Dass ich später einmal sagen kann, vielleicht ja sogar irgendwann meinen Enkeln, dass ich im Finale war, das ist schon etwas ganz Besonderes. Man hat so viele Emotionen, aber ich versuche trotzdem, mich noch auf das nächste Match zu konzentrieren. Danach werde ich meinen Emotionen dann freien Lauf lassen.
Wie haben Sie nach so einem Erfolg denn geschlafen?
Kerber:Ich habe nicht so gut geschlafen. Ich war so fertig nach all dem Drumherum. Wir haben relativ spät gegessen, dann hatte ich noch Behandlung, mein Handy ist auch fast explodiert gestern und dann bin ich erst so gegen zwei, halb drei eingeschlafen. Heute Morgen haben wir dann relativ früh trainiert, daher werde ich heute Abend, auch wenn es vor dem Finale ist, mit Sicherheit sehr gut schlafen.
Fühlt sich der Tag vor Ihrem ersten Grand-Slam-Finale einigermaßen normal an oder unterscheidet er sich von anderen?
Kerber:Es fühlt sich halbwegs normal an. Natürlich ist das Drumherum hier etwas mehr, aber ich versuche das wirklich zu genießen. Ich habe gestern mit meiner Mutter telefoniert und hab sie gefragt, ob sie nicht jetzt den Flug umbuchen muss. Das muss man normalerweise immer vor einem Endspiel. Aber da hat sie gesagt, nö, ich habe ja damit gerechnet, dass du im Finale stehst. Der Flug ist auf den 31. Januar gebucht, da muss ich sagen, Hut ab, meine Mutter hat das dieses Mal richtig gut hinbekommen.
Ihre Familie fiebert in Deutschland und Polen mit. Können Sie einmal sagen, was Ihnen Ihre Familie bedeutet?
Kerber:Ja, die freuen sich unendlich für mich. Die haben glaube ich die vergangenen Wochen überhaupt nicht geschlafen, weil ich ja immer sehr früh gespielt habe, also nachts zu Hause. Ich glaube, meine Großeltern fiebern fast am meisten mit, ohne die wäre ich gar nicht hier. Alle drücken mir ganz fest die Daumen für das Finale am Samstag. Da spielen wir dann ja für sie morgens, das heißt, sie können schlafen und dann zum Frühstück die Daumen drücken.
Serena hat bei den US Open im Halbfinale völlig überraschend gegen Roberta Vinci verloren. Zeigt das, dass sie doch schlagbar ist?
Kerber:Ich weiß, dass sie auf jeden Fall immer mal wieder ein bisschen zwischendurch wackelt. Das war auch im Halbfinale gegen Radwanska so. Ich weiß, dass ich diese Phase nutzen muss. Aber sie wird rausgehen und zeigen, wer sie ist und ihren nächsten großen Titel holen wollen. Das weiß ich und dafür muss ich bereit sein. Aber es ist ein neues Match und ich weiß auch, was ich kann, und das werde ich versuchen ihr auch morgen zu zeigen.
Was muss man gegen sie machen, um eine Chance zu haben? Und was darf man auf gar keinen Fall machen?
Kerber:Man darf auf gar keinen Fall kurze Bälle gegen sie spielen, weil sie mich dann vom Platz schießt. Ich werde versuchen, Länge in meinen Bällen zu haben und gut aufzuschlagen. Und ihren zweiten Aufschlag muss ich angreifen. Ich muss ihr zeigen, ich bin vom ersten Ball an sofort da.
Sie haben heute direkt nebeneinander trainiert. Ist das ein bisschen komisch und guckt man da doch einmal kurz rüber?
Kerber:Ne, das war Zufall. Wir haben uns heute ganz normal in der Umkleide begrüßt, haben unseren Schrank da auch direkt nebeneinander. Das ist alles entspannt. Am Anfang habe ich in den Pausen mal kurz rüber geguckt, aber ich weiß ja, was mich erwartet.
Wie läuft der Tag morgen vor dem Finale denn ab?
Kerber:Ich werde versuchen, etwas länger zu schlafen. Dann werde ich im Hotel ein bisschen ins Gym gehen und anschwitzen. Dann erst etwas später auf die Anlage kommen, mich einmal einschlagen und dann ganz normal meinen Rhythmus machen.
Haben Sie mit Steffi Graf eigentlich auch einmal darüber gesprochen, wie man große Matches angeht?
Kerber:Nicht wirklich. Wir haben eher darüber geredet, dass ich allgemein bei den Turnieren bei mir bleiben und meine Sachen machen muss. Dass ich einfach so bin, wie ich bin, mich nicht zurückziehe, sondern an mich glaube. Ich war im vergangenen Jahr schon zum dritten Mal in den Top Ten und sie hat mir da schon gesagt, dass ich stolz auf meine Karriere sein könnte, wenn sie jetzt vorbei wäre. Sie hat mir einfach nur Mut zugesprochen.