Li Na gegen Cibulkova im Finale von Melbourne
Melbourne (dpa) - Auch das Daumendrücken von Popstar Justin Bieber via Twitter half nichts. Die Traumreise von Eugenie Bouchard bei den Australian Open ist vorbei.
Die erst 19 Jahre alte Kanadierin unterlag im Halbfinale gegen Vorjahresfinalistin Li Na aus China mit 2:6, 4:6, wird in der neuen Weltrangliste aber immerhin erstmals in den Top 20 auftauchen. Li Na greift dagegen zum dritten Mal beim Grand-Slam-Auftakt der Tennis-Saison nach dem Titel. 2011 und 2013 musste sie sich im Endspiel von Melbourne jeweils geschlagen geben.
Dieses Mal trifft sie auf die Slowakin Dominika Cibulkova, die sich gegen die an Nummer fünf gesetzte Agnieszka Radwanska aus Polen überraschend deutlich mit 6:1, 6:2 durchsetzte. Damit steht erstmals eine Spielerin aus dem nur rund fünf Millionen Einwohner kleinen Land im Finale eines Grand-Slam-Turniers. „Das ist natürlich etwas ganz Besonderes. Ich liebe es, für mein Land zu spielen“, sagte die 24-Jährige, die am zweiten Februar-Wochenende mit dem slowakischen Fed-Cup-Team auf Deutschland trifft.
Bouchard scheiterte beim Versuch, erstmals bei einem der vier Majors ins Finale einzuziehen, an den eigenen Nerven. „Ich habe versucht, mir einzureden, dass es ein ganz normales Match ist“, sagte die Kanadierin, „aber das war es nicht. Es war größer.“ Ohne die Unbekümmertheit, die sie bislang durchs Turnier getragen hatte, geriet die Senkrechtstarterin im ersten Satz schnell mit 0:5 in Rückstand. Doch dann steigerte sich Bouchard und lieferte der zwölf Jahre älteren Li Na ein packendes Duell.
Am Ende stoppten Kleinigkeiten den unerwarteten Höhenflug. Als Erinnerung konnte sie neben einem weiteren Kuscheltier ihres treuen Fanclubs „Genie Army“ immerhin ein ganz besonderes Souvenir verzeichnen. Mädchenschwarm Justin Bieber hatte ihr vor der Partie via Twitter viel Glück gewünscht. „Ich war begeistert“, sagte die 19-Jährige über die Nachricht ihres weltberühmten Landsmannes, den sie nach ihrem überraschenden Halbfinaleinzug im Interview auf dem Centre Court als Wunschdate bezeichnet hatte.
Für Li Na geht es bei ihrem Lieblingsturnier dagegen weiter, sie will endlich die Trophäe am Yarra River gewinnen. „Es ist nur noch ein Schritt“, sagte die Asiatin, die in Melbourne fast so populär ist wie in ihrer Heimat. Ihre Ansprachen nach den Spielen sind seit ihrem ersten Finaleinzug in Melbourne vor drei Jahren legendär. Damals bekam ihr Ehemann Jiang Shan stets sein Fett weg, doch seitdem sich Li Na den Argentinier Carlos Rodriguez als Coach genommen hat, ist es auch um ihre Beziehung wieder besser bestellt. „Carlos hat meine Ehe gerettet“, sagte Li Na, die zuvor mit ihrem Mann trainierte.
Die 31-Jährige hat es als einzige Topspielerin bis ins Finale geschafft, in dem sie erstmals als Favoritin gilt. Sorgen bereitet ihr das aber nicht. „Mein größtes Ziel ist es, nicht hinzufallen“, scherzte sie mit Blick auf das Endspiel vor einem Jahr gegen die Weißrussin Victoria Asarenka. Damals war Li Na zweimal gestürzt und hatte sich damit um jede Siegchance gebracht.
Cibulkova könnte aber auch so zum Stolperstein werden. Die Slowakin schwebt auf einer Wolke der Euphorie durch das mit 21,64 Millionen Euro dotierte Event. Gegen Radwanska spielte sich die Nummer 24 der Welt erneut in einen wahren Rausch, traf nahezu jeden Ball. Als der Finaleinzug perfekt war, ließ sie sich überwältigt auf den Rücken fallen, schlug danach immer wieder ungläubig ihre Hände vors Gesicht. Dass sie mit 1,61 Metern zu den kleinsten Spielerinnen auf der Tour gehört, macht sie mit großem Kampfgeist wett. „Es kommt nicht darauf an, wie groß du bist, sondern wie sehr du etwas möchtest.“