Lisicki und Kerber weiter - Petzschner raus
Melbourne (dpa) - Die deutschen Tennis-Damen treten auch bei den Australian Open wieder geschlossen auf. Ein Quartett steht nach den Siegen von Lisicki und Kerber in Melbourne in der dritten Runde. Bei den Herren ist der Augsburger Kohlschreiber frühzeitig der letzte Mohikaner.
„Oh, wie ist das schön“, hallte es über den Show Court 2 im Melbourne Park, nachdem Sabine Lisicki als vierte deutsche Spielerin die dritte Runde erreicht hatte. Auch ohne ihre verletzte Frontfrau Andrea Petkovic setzen die deutschen Damen ihren Höhenflug beim ersten Grand-Slam-Turnier der Saison fort. „Früher waren es die Amerikanerinnen oder die Russinnen. Jetzt sind wir Deutschen wieder im Kommen. Das ist doch schön“, sagte Lisicki nach ihrem problemlosen 6:1, 6:2 gegen Shahar Peer aus Israel.
Zuvor hatte bereits Angelique Kerber ihre Zweitrundenpartie gegen die Kanadierin Stephanie Dubois mit 7:5, 6:1 gewonnen und war damit Julia Görges und Mona Barthel in die dritte Runde gefolgt. Die Herren können bei dieser beeindruckenden Bilanz erneut nicht mithalten. Philipp Petzschner schied nach einem 4:6, 7:5, 2:6, 5:7 gegen den Kanadier Milos Raonic als vorletzter der zehn gestarteten deutschen Männer aus. Philipp Kohlschreiber ist der einzige, der am Freitag in der dritten Runde noch dabei ist.
Lisicki trumpfte angetrieben von den lautstarken deutschen Fans groß auf und ließ ihren verkrampften Erstrunden-Auftritt gegen die Schweizerin Stefanie Vögele in gerade einmal 53 Minuten vergessen. „Es war schon eine spezielle Atmosphäre. Das hat Spaß gemacht“, sagte die Berlinerin nach ihrer Hoffnung gebenden Demonstration. „Es war deutlich besser als am Dienstag. Ich habe viel Selbstvertrauen, weil ich im vergangenen Jahr sehr gut gespielt habe“, meinte die Nummer 15 der Welt. 2010 war Lisicki in Wimbledon bis ins Halbfinale gekommen. Ihre nächste Gegnerin Swetlana Kusnezowa aus Russland gewann aber sogar schon die US und die French Open.
Weitaus härter musste Kerber vor den Augen von Ex-Fußball-Nationalspielerin Ariane Hingst arbeiten. Erst nach 1:54 Stunden verwandelte sie gegen Dubois ihren zweiten Matchball und darf sich nun am Samstag auf ein Duell mit der Russin Maria Scharapowa in einer der beiden großen Arenen freuen. „Ich bin erst einmal erleichtert, dass ich weiter bin“, sagte die Kielerin über ihre zweite Drittrunden-Teilnahme in Melbourne nach 2010.
Nach ihrem Halbfinaleinzug bei den US Open in Flushing Meadows sind die Erwartungen an die Nummer 30 der Welt deutlich gestiegen. Doch gegen Dubois fand Kerber einen Tag nach ihrem 24. Geburtstag lange Zeit nicht ihren Rhythmus. Zum Knackpunkt wurde das elfte Spiel im ersten Satz, in dem Kerber das Service ihrer Gegnerin nach fast 20 Minuten durchbrach und mit 6:5 in Führung ging. Immer wieder streute sie in dieser Phase Stopps ein. „Ich glaube, die Stopps haben mir heute das Leben gerettet“, meinte Kerber. Fed-Cup-Chefin Barbara Rittner war zufrieden. „Im vergangenen Jahr hätte sie so ein Spiel noch verloren.“
Angst vor der an Nummer vier gesetzten Scharapowa, die in Melbourne bislang erst zwei Spiele abgab, hat Kerber nicht. „Sie ist sicherlich die klare Favoritin, aber ich habe nichts zu verlieren. Ich weiß, dass ich mitspielen kann“, sagte Kerber.
Mithalten mit seinem an Nummer 23 notierten Gegner Raonic konnte auch Petzschner. Doch der US-Open-Sieger im Doppel ließ gegen den kanadischen Aufschlagriesen zu viele Chancen liegen. „Am Ende haben ein paar Punkte über Sieg oder Niederlage entschieden und ich war leider nicht der Glückliche“, meinte der Franke geknickt.
Im vierten Durchgang vergab er beim Stand von 5:4 und Aufschlag Raonic vier Satzbälle, um dann wenig später unter anderem durch einen leichten Volleyfehler selbst den Aufschlag abzugeben. „Volleys spielen kann ich eigentlich, dachte ich“, sagte der zweimalige Grand-Slam-Sieger im Doppel. „Wenn mein Sohn den ins Netz spielt, bin ich sauer“, meinte der Franke. Im Doppel meisterte er danach mit Partner Jürgen Melzer immerhin die Auftakthürde.
Die Favoriten hatten derweil am vierten Tag erneut überwiegend leichtes Spiel. Neben Scharapowa marschierte bei den Damen auch Serena Williams mit ihrem 500. Karrieresieg mühelos in die dritte Runde. Wimbledonsiegerin Petra Kvitova musste gegen die Spanierin Carla Suarez Navarro dagegen über drei Sätze gehen. Bei den Herren gaben sich der Weltranglisten-Erste Novak Djokovic, der Schotte Andy Murray und der Franzose Jo-Wilfried Tsonga keine Blöße.