Petzsches Tennis-Pyramide: In Kroatien spitze
Zagreb (dpa) - So viel Euphorie herrschte lange nicht im deutschen Davis-Cup-Team. Das 3:2 in Kroatien war vor allem eine Tennis-Sternstunde für Philipp Petzschner. Der Rückkehrer wird auch im Viertelfinale gebraucht.
Die Franzosen verbauten ihm jedoch das Duell gegen seinen Wunschgegner.
Gekommen, um zu bleiben: Philipp Petzschner will dem deutschen Davis-Cup-Team die Treue halten und im Viertelfinale gegen Frankreich weitere Tennis-Großtaten wie in Kroatien beisteuern. „Jetzt bin ich wieder da im Davis Cup. Für mich ist es viel leichter, im Team zu spielen. Die anderen geben mir Selbstvertrauen, ich kann mich darauf verlassen“, sagte der Matchwinner vom 3:2 in Zagreb.
„Es ist einfach geil, mit so einer Mannschaft zu spielen, die Du so lange kennst. Mit den drei Jungs so ein Erlebnis zu haben, ist einfach unbeschreiblich“, kommentierte Petzschner den gemeinsamen Coup mit Philipp Kohlschreiber, Florian Mayer und Doppel-Partner Christopher Kas, die sich untereinander alle schon mindestens 15 Jahre kennen und die bis 1.00 Uhr nachts in der Innenstadt feierten.
„Ich bin meine Schritte gegangen - ab und zu langsamer als die anderen, manchmal auch einen zurück, aber es war der richtige Weg“, sagte Petzschner und nannte seine Tennis-Geometrie „Petzsches Pyramide“. Er wolle gern wiederkommen - wenn er denn eingeladen werde. Teamchef Patrik Kühnen schmunzelte zustimmend, denn ein Petzschner in Zagreb-Form ist in der Runde der letzten Acht vom 8. bis 10. Juli unentbehrlich.
Dazu ist Viertelfinal-Gegner Frankreich zu stark, denn auch ohne die Stars Jo-Wilfried Tsonga, Gael Monfils und Richard Gasquet gelang ein hart erkämpftes 3:2 in Österreich. Von zehn Vergleichen gegen die Franzosen verloren deutsche Mannschaften acht, zuletzt vor einem Jahr in der ersten Runde mit 1:4 in Toulon. Der letzte Sieg liegt bereits 73 Jahre zurück. Das bislang letzte Heimspiel ging 2006 im westfälischen Halle 2:3 verloren, zur Niederlage kamen noch interne Querelen.
Ganz anders lief es dagegen in Zagreb: „Was die Mannschaft ausgezeichnet hat, war der Teamgeist“, betonte Kühnen, der das Quartett zwar als Option für das Frankreich-Spiel bezeichnete, die Nominierung jedoch von Form und Fitness im Sommer abhängig machen will. Bei einem Sieg winkt ein attraktives Halbfinal-Heimspiel Mitte September gegen die USA oder Spanien. Petzschner hätte lieber gegen Österreich gespielt und damit gegen seinen Doppelpartner und Freund Jürgen Melzer, mit dem er 2010 seinen Wimbledon-Triumph feierte.
Mit seinem Riesenpotenzial in Einzel und Doppel macht Petzschner die Auswahl erheblich stärker - das wurde am denkwürdigen Wochenende in Kroatiens Hauptstadt überdeutlich. Vor neun Jahren beim 1:4 war das noch ganz anders. Damals war Petzschner nur als Lehrling dabei - in diesem Jahr verließ er Zagrebs Hauptstadt als Meister. Der in der Vergangenheit auch eigenwillig aufgetretene 26-Jährige sprach aber immer wieder von einem Erfolg der Mannschaft, in der er sich ein- und unterordnet.
Die Absage zugunsten der eigenen Karriere im Vorjahr ist abgehakt, der Bänderriss vom vergangenen Herbst auskuriert. Petzschner präsentierte sich in den Tagen von Zagreb als erwachsener Profi. Zwischenzeitlich hatte er der Familie den Vorrang vor dem Tennis gegeben, das sportliche Talent schlummerte ungenutzt. Bereut hat der sensible Lausbub Petzschner die Auszeit nicht.
Wozu der Bayreuther mit dem frechen Mundwerk in der Lage ist, hat er längst begriffen. Der Sieg beim ATP-Turnier 2008 in Wien zeigte ihm, dass er auch im Einzel für Titel gut ist. Der Wimbledon-Triumph war die bisherige Krönung, der entscheidende Sieg in Kroatien nach großen Selbstzweifeln die Reifeprüfung im Davis Cup, wo Petzschner 2007 im Halbfinale in Russland sein Debüt im Doppel gewann. Im Einzel musste er damals für Thomas Haas einspringen und verlor. Rückblickend meinte Petzschner: „In Moskau war ich die Nummer 210 in der Welt und noch nicht so gereift wie heute.“