Philipp Kohlschreiber: Der Mann, der kein Entertainer sein will

Deutschland besiegt auch Kroatien mit 3:0 — mit einem Kohlschreiber, der sportlich so gut wie lange nicht mehr ist.

Düsseldorf. Als Philipp Kohlschreiber Rede und Antwort steht, ziehen draußen Gewitterwolken auf. Es rumorte kurz über dem Düsseldorfer Rochusclub, aber da war Kohlschreibers Tagewerk schon verrichtet. 6:2 und 7:6 hatte er gegen den Kroaten Lovro Zovko gewonnen.

Es war kein glanzvoller Sieg, Doppelspezialist Zovko spielte als Ersatz für den an der Schulter verletzten Ivo Karlovic und ist in der Einzel-Weltrangliste der ATP nicht einmal geführt. Aber es war ein Kräfte sparendes Ereignis, auch, wenn Kohlschreiber „das ein bisschen frech findet, wenn ich das behaupten würde“.

Musste er auch nicht: Nach dem Spiel absolvierte der Augsburger auf dem Nebenplatz noch eine Trainingseinheit. Er habe das Bedürfnis gehabt, sich „noch ein bisschen zu bewegen“. Das sagt alles.

Nur nicht aus dem Takt kommen, es läuft gerade ganz gut, Kohlschreiber hatte den Russen Alex Bogomolow am Sonntag in Düsseldorf „hingerichtet“ und nun frühzeitig dafür gesorgt, dass Deutschland nach Russland auch Kroatien besiegt.

Am Ende war es wieder ein 3:0-Erfolg, weil auch das Doppel mit Christopher Kas und Philipp Petzschner mit 2:1 gewann.

Ob es tatsächlich gut läuft für den 28-Jährigen, merkt man ihm selten an. Der Augsburger neigt nicht zu ausufernden Emotionen, sein Gesicht lässt immer ein bisschen Missmut erahnen, Kohlschreiber antwortet verbindlich, aber einen Spruch scheut er.

Er weiß um sein sprödes Image, wirklich ändern will er, der Testimonial für WTC-Hauptsponsor „Power Horse“ ist, diese Sicht der anderen nicht. Kohlschreiber macht sein Ding, man kann ihn cool nennen, aber das ist keine Kategorie, nach der Tennis-Deutschland lechzt.

Becker und Stich sind schon so lange her, jetzt ist Kohlschreiber das prägende Bild der aktuellen Tennis-Generation. Der Gegensatz ist offensichtlich, aber wahrscheinlich ist es auch nur zu verständlich, dass einem diese Vergleiche irgendwann herzlich egal sind.

Dabei läuft es: Gerade ist er wieder in die Top25 der Weltrangliste aufgerückt, hat mit den BMW-Open in München sein viertes Turnier gewonnen, jetzt steht Paris vor der Tür. Er will sportlich auf sich aufmerksam machen, Kohlschreiber hat wieder der Ehrgeiz gepackt, auch, wenn er sich „jetzt über Paris noch keine Gedanken machen will“.

Erst steht das Gruppenfinale gegen Serbien an, der Sieger steht im Endspiel des World Team Cups. „Wir wollten das so. Aber es wird ein hartes Stück“, sagt Kohlschreiber. Und danach wird er kaum noch eine Zusatzeinheit einschieben müssen.