Pilic vor Rekord: Davis-Cup-Sieg mit Serbien winkt
Belgrad (dpa) - Niki Pilic ist in diesen Tagen ein gefragter Mann. Vor dem Davis-Cup-Finale zwischen Serbien und Frankreich liegen die Hoffnungen der Gastgeber besonders auf jenem Mann, der mit Deutschland und Kroatien bereits viermal die begehrteste Mannschaftstrophäe im Tennis gewonnen hat.
„Die Euphorie hier in Belgrad ist riesengroß. Wir hätten bis zu 100 000 Tickets verkaufen können“, sagte Pilic der Nachrichtenagentur dpa. „Das ist eine ganz wichtige Partie.“ Auch für ihn steht viel auf dem Spiel. Führt der erfahrene Tennis-Fuchs Novak Djokovic und Co. zum Sieg, ist er der Erste, der den Davis Cup mit drei verschiedenen Nationen gewonnen hat.
„Das wäre schon etwas ganz Besonderes“, gesteht Pilic. Sein Engagement in Belgrad hat dabei auch eine politische Dimension. Als gebürtiger Kroate ist seine Berater-Tätigkeit für den serbischen Tennis-Verband nicht ohne Brisanz. Doch Pilic wischt das vom Tisch. „Ich bin Sportler, kein Politiker.“
Deshalb musste Pilic auch nicht lange überlegen, als Djokovic ihn vor drei Jahren fragte, ob er dem serbischen Team helfen könne. Die Funktion des Team-Kapitäns übt zwar Bogdan Obradovic aus, doch der starke Mann in der Mannschaft ist Pilic, der Serbiens Nummer 1 seit dessen 13. Lebensjahr kennt. „Es ging vor allem darum, für Disziplin zu sorgen“, sagte Pilic, der auch selbst immer noch auf dem Tennisplatz steht.
Seine Autorität half ihm auch in seiner Zeit in Deutschland. Zur Hochzeit des Tennissports hierzulande führte er die Auswahl des Deutschen Tennis Bundes (DTB) dreimal zum Davis-Cup-Sieg, saß bei unzähligen unvergesslichen Begegnungen auf dem Trainerstuhl. „Der Davis Cup ist immer etwas ganz Spezielles, weil dort alles passieren kann“, sagte Pilic. Welcher der Triumphe für ihn die größte Strahlkraft hatte? „Der erste Sieg mit Becker, Jelen, Kühnen und Steeb 1988“, platzt es aus Pilic heraus. „Aber auch 1993 war toll. Ohne Becker den Pokal zu gewinnen, hatte uns niemand zugetraut.“
Noch heute hat er zu den deutschen Helden der Vergangenheit viel Kontakt. Als er im vergangenen Jahr seinen 70. Geburtstag feierte, folgten Becker und Co. seiner Einladung gerne. Obwohl Becker ihn damals aus dem Amt drängte, ist die Verbindung zwischen den beiden Protagonisten der goldenen deutschen Tennis-Jahre nie abgebrochen.
Auch zum aktuellen deutschen Teamchef Patrick Kühnen hat Pilic ein gutes Verhältnis. „Wir telefonieren häufig, treffen uns öfters in München. Patrick macht einen guten Job.“ Funkstille herrscht dagegen zwischen ihm und den Verantwortlichen im DTB. „Die Herren brauchen keine Tipps“, sagt Pilic mit unverhohlener Ironie in der Stimme. Man merkt, dass der in München eine Tennis-Akademie betreibende Pilic seine große Erfahrung gerne auch in seiner Wahlheimat wieder einbringen möchte. „Doch das ist im Moment eben kein Thema.“
In Serbien sind sie froh, dass die Deutschen auf seine Dienste verzichten. Aus der Zweitklassigkeit hat er das Team ins Finale geführt, in Kroatien hatte er Goran Ivanisevic und Kollegen Anfang des Jahrtausends gar in der vierten Liga übernommen und 2005 zum Titel gepusht. „Man muss den Spielern immer klar machen, was es bedeutet, für sein Land zu spielen. Im Davis Cup werden Helden geboren“, sagte Pilic. Schlagen die Serben Frankreich, ist auch sein Tennis-Leben um eine weitere Heldengeschichte reicher.