Solider Sieg gegen Halep Preis schon vor dem Halbfinal-Einzug - Kerber auf bestem Weg

Singapur (dpa) - Strahlend posierte Angelique Kerber mit dem Ring und der glänzenden Silbertrophäe. Trotz ihres noch nicht sicheren Halbfinal-Einzugs hat sie auch beim Saisonfinale in Singapur schon vor dem Endspiel allen Grund zum Feiern.

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Glücklich nahm die zweifache Grand-Slam-Siegerin die Auszeichnung dafür entgegen, dass sie 2016 nach ihrer imposanten Saison als Nummer eins der Tennis-Welt abschließen wird. Auch damit ist sie die erste Deutsche seit Steffi Graf, der das letztmals vor 20 Jahren gelang.

„Ich höre hier nicht auf. Ich versuche jetzt ein paar Jahre so weiterzumachen“, sagte Kerber nach ihrem zweiten erfolgreichen Vorrundenspiel bei den WTA Finals. „Natürlich gibt es noch einige Dinge, die da kommen können.“

Dank des 6:4, 6:2 gegen die Rumänin Simona Halep steht die Wimbledon-Finalistin dicht vor dem WM-Halbfinaleinzug. Gut sechs Wochen nach ihrem Sprung auf Weltranglistenplatz eins und ihrem Triumph bei den US Open wandelt sie auch beim letzten Tennis-Höhepunkt der Saison auf den Spuren ihres Vorbilds Graf.

Es gibt laut WTA nur ein Szenario, bei dem Kerber das Halbfinale verpasst. Sie scheitert nur, wenn sie am Donnerstag (13.30 Uhr) gegen Madison Keys aus den USA in zwei Sätzen verliert und Simona Halep vorher in zwei Sätzen gegen die Slowakin Dominika Cibulkova gewonnen hat.

Für Kerber könnte sich ein Kreis schließen. Vor einem Jahr benötigte die Kielerin ebenfalls im abschließenden Vorrundenspiel nur einen Satzgewinn für den Halbfinaleinzug, schied aber aus. Dieses verlorene Match gegen Lucie Safarova aus Tschechien bezeichnete Kerber als Wendepunkt vor ihrem Aufstieg zur Grand-Slam-Siegerin. „Ich will mich nicht verrückt machen, ich habe keine Ahnung“, sagte die 28-Jährige nun zu den möglichen Szenarien in diesem Jahr. „Ich weiß auch nicht, wie das alles gezählt wird.“

Noch nie ist Kerber bei ihren vorherigen drei Teilnahmen bis ins Halbfinale vorgedrungen. Doch in ihrem herausragenden Jahr 2016 hat sich für die Norddeutsche viel verändert. Als erste Deutsche seit Graf gewann sie Grand-Slam-Turniere. Und mit Druck geht die US-Open-Siegerin inzwischen ganz anders um als noch vor einem Jahr.

Den kleinen hellblauen Geschenkkarton hatte Kerber sogleich ausgepackt und den mit Diamanten besetzten Ring von „Tiffany's“ direkt übergestreift. „Passt“, erklärte sie - und lachte. „Der gefällt mir sehr gut. Den werde ich öfter tragen.“ Zur Zeremonie im schlichten Pressekonferenz-Raum war die 28-Jährige in Sportklamotten erschienen. Auch Mutter Beata und Trainer Torben Beltz ließen sich den Moment nicht entgehen. Schon nach der Auslosung hatte sich Kerber über einen besonderen Preis gefreut, als sie als Spielerin des Jahres der WTA geehrt worden war.

„Ich fühle mich sehr, sehr gut hier, ich genieße hier jeden Tag“, sagte die Kielerin. Ihren erstmaligen Einzug ins Halbfinale beim Saisonabschluss hatte die Olympia-Zweite noch nicht sicher, weil Cibulkova 1:6, 4:6 gegen Keys verlor.

Gegen die 21-jährige Keys hat die Linkshänderin eine glänzende Bilanz von 5:1. Zuletzt kreuzten sich ihre Wege bei den Olympischen Spielen in Rio. Die norddeutsche Kämpfernatur sah gegen die Top-Ten-Spielerin nicht immer gut aus, räumte mit dem Halbfinal-Erfolg aber Silber ab.

Zwei Tage nach ihrem kraftraubenden Auftritt gegen Cibulkova zeigte die Schleswig-Holsteinerin vor nur rund 2500 Zuschauern gegen Halep eine solide Leistung. Eine kritische Situation überstand sie, als sie mit vollem Risiko einen Breakball zum möglichen 3:5 im ersten Satz abwehrte. „Ich weiß, dass ich nur so die Big Points gewinnen kann. Nur so gewinnt man die großen Matches“, sagte sie.

Beim dritten Matchball zockte Kerber mit einer Challenge und musste einen Moment warten, ehe auf der Anzeigetafel Haleps Rückhand im Aus zu sehen war. „Klar ist es komisch, so zu gewinnen. Ich war überhaupt nicht sicher, ob der Ball aus oder drin ist.“