Rekordmann Haas bei US Open weiter auf Kurs
New York (dpa) - Tommy Haas hatte es nicht nur auf dem Platz eilig. „Noch schnell ein Radio-Interview, und das war's dann“, sagte er nach seinem abgeklärten Zweitrunden-Sieg bei den US Open im Rausgehen zu dem etwas verdutzten Moderator der Pressekonferenz.
Der mit 35 Jahren älteste Tennisprofi im Feld war nach seinem 6:3, 6:4, 7:6 (7:3)-Sieg am Freitag gegen Lu Yen-Hsun aus Taiwan nicht gerade in Plauderlaune. Vielleicht lag es an den immer wiederkehrenden Fragen nach seinem Alter oder nach seiner körperlichen Verfassung.
„Ich habe zwei solide Matches gespielt und bin generell zufrieden“, sagte Haas. Bei seinem 16. New-York-Start trifft der gebürtige Hamburger nun im Kampf um den Einzug ins Achtelfinale in einem weiteren Ü-30-Duell auf den Weltranglisten-24. Michail Juschni. Ausgeschieden sind Benjamin Becker aus Mettlach mit 6:7 (2:7), 2:6, 2:6 gegen den serbischen Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic und der Lübecker Tobias Kamke durch das 4:6, 2:6, 2:6 gegen Denis Istomin aus Usbekistan.
Den 31 Jahre alten Russen hatte Haas in diesem Jahr im Achtelfinale der French Open locker in drei Sätzen geschlagen. Mit 4:4 ist die Gesamtbilanz allerdings vor dem nächsten Aufeinandertreffen ausgeglichen. „Mir wäre es recht, wenn es wieder so laufen würde wie in Paris. Aber er ist ein unangenehmer Gegner und wird versuchen, sich zu revanchieren“, sagte Haas.
Auch Philipp Kohlschreiber hat am Samstag die Chance auf den Einzug in die Runde der besten 16 - und auch sein Gegner hat mit ihm noch eine Rechnung offen. Der 29 Jahre alte Augsburger bekommt es in einer Neuauflage des Drittrunden-Duells aus dem Vorjahr mit dem Amerikaner John Isner zu tun. „Er freut sich sicherlich schon drauf, sich zu revanchieren“, sagte Kohlschreiber. Vor einem Jahr hatte er sich in einer Nachtschicht in fünf Sätzen durchgesetzt.
Weitaus weniger Mühe hatte sein nationaler Rivale Haas im ersten Match des fünften Turniertages auf dem Grandstand mit Lu. Und der nimmermüde Tennis-Oldie unterhielt die Zuschauer im drittgrößten Stadion auf der Anlage im Flushing Meadows Corona Park bestens. Das 2:21 Stunden lange Duell mit der Nummer 60 der Welt hatte wieder einmal sämtliche Haas-Zutaten.
Nach einem frühen Break zum 2:0 entschied der dreimalige US-Open-Viertelfinalist recht souverän den ersten Satz nach 33 Minuten mit 6:3 für sich. Als er im zweiten Durchgang 2:3 zurücklag, wehrte er sich fast eine Viertelstunde lang gegen den Verlust seines Aufschlagsspiels. „Das gibt's doch gar nicht“, fluchte der Familienvater nach einem langen Passierschlag seines Kontrahenten.
Insgesamt acht Breakbälle wehrte Haas in diesem Spiel ab. Als er endlich im Vorteil war, leistete er sich erst einen Doppelfehler, servierte dann ein Ass und holte schließlich den Punkt zum 3:3. Haas gelang das Break zum 4:3, kassierte prompt das Re-Break und nahm dann seinem 30 Jahre alten Gegenüber erneut den Aufschlag zum 5:4 ab. Haas wechselte sein Shirt von dunkelblau zu lachsfarben, nach 52 weiteren Minuten leuchteten die Ziffern 6:4 auf der Anzeigetafel.
Auch im dritten Durchgang unterlief dem Wahl-Amerikaner der eine oder andere leichte Fehler, er geriet mit 4:5 in Rückstand und servierte gegen den Satzverlust. Doch Haas behielt die Nerven - auch im Tiebreak, als er seinen elften Drittrunden-Einzug bei seinem Lieblings-Grand-Slam mit einem Ass perfekt machte.