Rückschlag für Haas - Davis-Cup-Einsatz noch offen
Melbourne (dpa) - Novak Djokovic begab sich gerade aus den Katakomben zum Centre Court, da waren die Australian Open für Tommy Haas schon wieder vorbei. Im Rücken des Titelverteidigers huschte Haas mit gesenktem Kopf aus der Rod Laver Arena.
Ein weiteres Mal wurde der 35-Jährige von seinem Körper ausgebremst, in Melbourne war es erneut die Schulter, die der deutschen Nummer eins zu schaffen machte. Weil die Probleme während der Erstrundenpartie gegen den Spanier Guillermo Garcia-Lopez immer stärker wurden, gab Haas beim Stand von 5:7, 2:5 auf. Ein kurzes Winken ins Publikum, dann war der Australien-Aufenthalt für den Routinier bereits beendet. Am Dienstag geht es zurück zur Familie in die USA.
Ob es danach für das Erstrunden-Match im Davis Cup gegen Spanien vom 31. Januar bis 2. Februar in Frankfurt am Main reicht, ist noch ungewiss. Haas hat die Hoffnung auf ein Comeback für Deutschland noch nicht aufgeben. „Es bringt nichts, zum Davis Cup zu reisen, wenn ich dem Team nicht wirklich helfen kann. Aber ich hoffe, dass ich bis dahin wieder fit bin“, sagte der gebürtige Hamburger.
„Ich glaube nicht, dass da was Schlimmeres passiert ist. Es ist ein Gefühl von Müdigkeit und Schwäche, nicht von Schmerzen, die mir Sorgen machen“, sagte die frühere Nummer zwei der Welt. „Ich muss die Schulter jetzt einfach etwas zur Ruhe kommen lassen.“
Nach dem fulminanten Jahr 2013, in dem Haas zwei Titel gewann, Topspieler wie Djokovic bezwang und besonders bei den Turnieren in Deutschland gefeiert wurde, beginnt die neue Saison also mit einem herben Dämpfer. „Natürlich bin ich enttäuscht“, sagte Haas, „das ist nicht der Start, den man sich vorstellt.“
Zumal der Wahl-Amerikaner auch sein Umfeld neu strukturieren muss. Sein bisheriger Coach Ulf Fischer war in Melbourne letztmals dabei. „Er will nicht mehr so viel reisen, ich brauche aber eine feste Zusage für eine komplette Zusammenarbeit“, sagte die Nummer zwölf der Welt. Wer die Nachfolge Fischers antreten wird, soll sich in den kommenden Wochen entscheiden. „Ich habe schon meine Ideen, mal schauen, ob es sich umsetzen lässt.“
Einen ehemaligen Weltklassespieler wie zuletzt Novak Djokovic mit Boris Becker oder Roger Federer mit Stefan Edberg wird Haas aber wohl nicht engagieren. „Die meisten sind ja inzwischen unter Vertrag“, sagte der dreimalige Australian-Open-Halbfinalist mit einem Schmunzeln im Gesicht.
Er selbst kann sich eine ähnliche Rolle wie Becker, Edberg und Co. nach seiner Karriere aber durchaus vorstellen. „Wenn jemand fragen würde, der die Chance hätte, bei Grand Slams weit zu kommen, dann könnte man so etwas kaum ablehnen“, sagte Haas. Allerdings käme nur ein zeitlich befristetes Engagement infrage, um nicht wie als Spieler so oft von der Familie getrennt zu sein. Doch noch sind diese Überlegungen Zukunftsmusik. Erst einmal geht es für Haas darum, wieder richtig fit zu werden. Und nach Möglichkeit bereits beim Davis Cup wieder dabei zu sein - und zwar als Aktiver.