Trotz Turbo-Start: Kerber scheitert in Nürnberg
Nürnberg (dpa) - Angelique Kerber verstand die Welt nicht mehr. „4:0 und jetzt das...?!“, klagte sie hilfesuchend in Richtung Tribüne, rollte mit den Augen - und kassierte prompt den Ausgleich zum 4:4. Danach klappte dann nicht mehr viel.
Trotz eines nahezu makellosen Turbo-Starts ist die Favoritin beim WTA-Tennisturnier von Nürnberg schon im Viertelfinale ausgeschieden. Die Kielerin unterlag Karolina Pliskova aus Tschechien am Donnerstag 6:7 (5:7), 4:6. Weil kurz darauf auch noch Mona Barthel mit 4:6, 4:6 gegen Elina Switolina aus der Ukraine verlor, findet das Halbfinale ohne Deutsche statt.
Vor allem für Kerber war das Aus ein Dämpfer in der Vorbereitung auf die French Open. „Das war nicht mein Tag“, sagte Kerber, die sich schon am Freitag auf den Weg Richtung Paris machen wollte. „Ich hoffe, dass ich dann wieder nach vorne schauen kann. Jetzt steht ein Grand Slam vor der Tür, da will ich den nächsten Schritt machen. Ich werde versuchen, das Positive mitzunehmen, denn ich hatte ein paar gute Matches hier.“
Das Viertelfinale gehörte nicht dazu. Gegen die Weltranglisten-64. und um 55 Plätze schlechter eingestufte Pliskova startete Kerber zwar famos und ließ in den ersten vier Spielen nur einen einzigen Punkt zu. Gerade einmal zehn Minuten waren bis zum 4:0 gespielt, die Zuschauer auf dem Centre Court des „Nürnberger Versicherungscups“ stellten sich bei sommerlichen Temperaturen auf eine kurzes Duell ein. „Dann aber habe ich komplett den Rhythmus verloren“, sagte Kerber. „Auf einmal war er weg und kam nicht wieder.“
Die groß gewachsene Pliskova brachte Kerber zur Verzweiflung. „Sie hat die Bälle ins Feld gehackt, immer besser serviert und das bis zum Ende gehalten. Ich war komplett überfordert damit“, sagte die Fed-Cup-Finalistin, die des Öfteren nach eigenen Fehlern oder sehenswerten Winnern ihrer Gegnerin haderte.
Mit „Atemlos“ von Helene Fischer hatte sich Kerber auf das Match eingestimmt - ratlos blickte die Linkshänderin dann aber immer wieder auf die ersten Ränge der Tribüne, wo Coach Benjamin Ebrahimzadeh und Bundestrainerin Barbara Rittner mit der 26-Jährigen litten. Am Ende feierte Pliskova, weil sie im zweiten Satz zwei Aufschlagspiele durchbrachte - Kerber schaffte nur eines. Ein Ass besiegelte nach 82 Minuten das Aus bei dem mit 250 000 Dollar dotierten Sandplatz-Event.
Auch Mona Barthel ging kurz darauf als Verliererin vom Platz. Nach 76 Minuten beförderte sie einen einfachen Rückhandschlag ins Netz und schied damit gegen die an Nummer vier gesetzte Switolina aus. Barthel war die letzte von sieben deutschen Hauptfeld-Spielerinnen.
In einem höchst spannenden und kräftezehrenden Match hatte sich zuvor Karin Knapp aus Italien ihr Ticket für die Vorschlussrunde gesichert. Die Südtirolerin kämpfte Caroline Garcia aus Frankreich nach 2:39 Stunden mit 6:7 (9:11), 6:4, 6:4 nieder und trifft nun auf Eugenie Bouchard, die sich am Abend mit 7:6 (7:3), 7:6 (8:6) gegen Jaroslawa Schwedowa durchsetzte. Im Gegensatz zu der an sieben gesetzten Garcia behielt die 26 Jahre alte Knapp im dritten Abschnitt die Nerven und durfte am Ende dank dreier Breaks über ihr erstes WTA-Halbfinale seit Juli 2013 jubeln.