Tschechien liegt Tennis-Queen Kvitova zu Füßen
London (dpa) - Angelique Kerber und Barbara Rittner gratulierten der neuen Wimbledon-Queen Petra Kvitova via Twitter, müssen sich im Fed Cup aber auf harte Gegenwehr gefasst machen.
Es klang fast wie eine Warnung, als die 24-jährige Tschechin nach ihrer beeindruckenden Demonstration der Stärke im Endspiel gegen die aufstrebende Kanadierin Eugenie Bouchard sagte: „Es ist ein bisschen so wie Fed Cup, wenn ich in Tschechien spiele. Ich fühle das Publikum. Mein Magen ist ein bisschen komisch. Es ist einfach Gänsehaut.“
In dieser Atmosphäre erwischte die künftige Nummer vier der Tennis-Welt auf dem Rasen im Südwesten Londons den perfekten Tag und trug sich zum zweiten Mal nach 2011 in die Annalen des ältesten und berühmtesten Turniers ein. „Du verdienst es, Bravo !!!“, gratulierte die Kielerin Kerber. Im Finale des Fed Cups am 8. und 9. November in Prag gilt es für die deutsche Nummer eins im Team von Bundestrainerin Rittner, sich nicht so vom Platz fegen zu lassen wie Bouchard.
Es war ein einseitiges Finale der Damen-Konkurrenz. 6:3, 6:0, 55 Minuten und 28:8 Gewinnschläge für Kvitova lauten die prägenden Zahlen. Es war ein Sieg, der seinen Platz in der Historie sicher hat. Es war das klarste Ergebnis seit 1992 und der kürzeste Auftritt seit 31 Jahren, als Martina Navratilova die Amerikanerin Andrea Jaeger in 54 Minuten besiegte. Egal, welche Schläge Kvitova versuchte, sie klappten. „Es bedeutet mir alles. Tennis hier ist Tennis-Historie“, befand die strahlende Siegerin.
Mit beiden Händen zur Faust geballt, jubelte Navratilova, als Kvitovas Name ein zweites Mal auf der Siegerliste stand. Kaum eine weiß wohl besser als die tschechisch-amerikanische Rekord-Wimbledonsiegerin, wie einen die Emotionen nach einem Tennis-Coup auf dem „heiligen Rasen“ übermannen. „Eine unglaubliche Power-Vorstellung“, lobte die 57-Jährige und postete ein gemeinsames Bild. Navratilova war ihr Jugendidol, nun sagt Kvitova: „Ich bin einfach glücklich, diesen großen Fan zu haben.“
In ihrer Heimat wurde die zweimalige Wimbledon-Siegerin am Sonntag überschwänglich gefeiert: „Ganz Tschechien liegt ihr abermals zu Füßen“, schrieb „Nedelni Blesk. „Nedelni Sport“ formulierte blumig: „Mit ihren Bällen könnte Kvitova wohl auch von der Umkleidekabine aus noch den Court treffen.“ Die zwölffache Turniersiegerin hofft, mit dem Rummel diesmal besser umgehen zu können als 2011, sie will nicht wieder drei Jahre auf ein großes Finale warten.
Auch Bouchard, von vielen nur „Genie“ genannt, gehört die Zukunft, selbst wenn sie anerkennen musste, dass ihre Final-Kontrahentin unverwundbar auftrat. Mit erst 20 Jahren besticht sie in diesem Jahr mit einer imponierenden Konstanz. Als erste Spielerin seit 2009 schaffte sie das seltene Kunststück, bei den ersten drei Majors jeweils unter die besten Vier einzuziehen. Am Montag wird sie als Siebte erstmals unter den besten Zehn der Weltrangliste geführt.
„Ich bin nie zufrieden, ich will noch viele Grand-Slam-Finals spielen“, sagte die Nordamerikanerin nach ihrer Premiere. Bouchard erwartet immer nur das Beste von sich. So professionell sie auftrat, so wenig Emotionen sie offenbarte, die hübsche Blonde und ihre Geschichten faszinierten viele.
Prinzessin Eugenie, nach der ihre Eltern den Namen ausgewählt hatten, hatte sie sich als Zuschauerin gewünscht. Die Prinzessin saß tatsächlich in der Royal Box, doch auch der prominente Gast brachte ihr kein Glück. „Es ist ein schwerer Weg, so gut zu werden, wie ich will“, sagte Bouchard. Seit sie neun Jahre alt ist, träumt sie von einem Grand-Slam-Titel. Nach dem bitteren Ende ihrer wundervollen Wimbledon-Wochen sehnte sie sich aber erst einmal nach der Couch - und gönnte sich einen Brownie.