„Vergiss Rory“: Wozniacki im Finale der US Open
New York (dpa) - So richtig freuen konnte sich Caroline Wozniacki über den Finaleinzug bei den US Open nicht. Unter Tränen musste Gegnerin Peng Shuai im Rollstuhl vom Platz gefahren werden. 7:6 (7:1), 4:3 führte die 24 Jahre alte Tennisspielerin aus Dänemark, als die Chinesin aufgeben musste.
„Es tut mir leid für sie. Sie hat sehr gut gespielt. Ich hätte natürlich gerne zu Ende gespielt“, sagte Wozniacki. Im Kampf um den Titel trifft die ehemalige Weltranglisten-Erste auf die fünfmalige US-Open-Siegerin Serena Williams aus den USA.
Bei hohen Temperaturen machten Peng Krämpfe zu schaffen, auch von einem Hitzschlag war zunächst die Rede. Beim Stand von 4:3, 30:40 aus Sicht Wozniackis musste sich die Weltranglisten-39. in der Kabine behandeln lassen und kehrte zehn Minuten später noch einmal zurück. Die Zuschauer bekamen bizarre Szenen zu sehen, weil Peng offensichtlich nicht mehr in der Lage war, weiterzuspielen.
„Es war hart, das mitanzusehen“, sagte Wozniacki. Peng krümmte sich erneut vor Schmerzen und musste ihr erstes Halbfinale bei einem der vier Grand-Slam-Turniere vorzeitig abbrechen.
Für Wozniacki bedeutete der Aufgabe-Sieg den zweiten Einzug in ein Major-Finale. 2009 unterlag sie in New York der Belgierin Kim Clijsters. Gegen die Grand-Slam-Halbfinal-Debütantin Peng tat sich die Dänin anfangs schwer und kassierte Breaks zum 3:4 und 5:6. Doch wie schon gegen Andrea Petkovic (Darmstadt/3. Runde), French-Open-Siegerin Maria Scharapowa (Russland/Achtelfinale) und Sara Errani (Italien/Viertelfinale) ließ sich Wozniacki nicht aus der Ruhe bringen und entschied den Tiebreak nervenstark mit 7:1 für sich.
„Vergiss Rory“, brüllte ein Zuschauer im größten Tennisstadion der Welt, als nach 66 Minuten Durchgang eins an Wozniacki ging. Nach dem abrupten Ende ihrer Beziehung mit dem nordirischen Golfprofi Rory McIlroy im Mai war Wozniacki zunächst in ein Loch gefallen. Bei den French Open schied sie in der ersten Runde aus, doch mit Boxen und Golfen arbeitete sie erfolgreich an mentaler und körperlicher Stärke und spielt derzeit so stark auf wie zuletzt vor vier Jahren.
Auch wenn der Sieg gegen Peng anders zustande kam als erhofft, scheint Wozniacki nun endgültig zurück in der Weltspitze. Voraussichtlich wird sie in der kommenden Woche auch in die Top Ten zurückkehren, nachdem sie die Jahre 2010 und 2011 jeweils als Weltranglisten-Erste beendet hatte.
Insgesamt führte die Wahl-Monegassin 67 Wochen lang das Ranking an, ohne je ein Grand-Slam-Turnier gewonnen zu haben. Im Juli dieses Jahres gewann sie in Istanbul erstmals seit Oktober 2013 ein WTA-Turnier. In Montréal stand sie zuletzt im Viertelfinale, in Cincinnati im Halbfinale. „Ich habe nie an mir gezweifelt. Ich weiß, dass ich an einem guten Tag jede schlagen kann“, sagte Wozniacki nach ihrem Halbfinal-Einzug. Im Endspiel muss sie's noch mal beweisen.