Nach Masters-Sieg „Viele weitere Titel werden folgen“ - Zverev in Top Ten
Rom (dpa) - Im Moment seines bislang größten Triumphes besann sich Deutschlands neuer Tennisstar auf seine Wurzeln.
Fast schon ein bisschen schüchtern posierte Alexander Zverev nach seinem Sensationssieg gegen Novak Djokovic im Finals des Masters-Turniers von Rom mit seinen Eltern Irena und Alexander für ein Erinnerungsfoto. Auf dem Platz im imposanten Foro Italico hatte Zverev zuvor dagegen jede Zurückhaltung abgelegt und Djokovic keine Chance gelassen. Der Lohn: Als erster Deutscher seit Tommy Haas vor zehn Jahren gehört der 20 Jahre alte Hamburger zu den Top Ten.
Doch das soll nur der Anfang gewesen sein. Tennis-Legende Boris Becker, bis Ende des vergangenen Jahres noch Trainer von Djokovic, gratulierte Zverev umgehend zu seinem ersten großen Coup und prognostizierte: „Viele weitere Titel werden folgen.“
Schon bei den am Sonntag beginnenden French Open? Mit seinen Siegen bei den Turnieren in München und Rom hat sich Zverev zumindest in die Rolle des Geheimfavoriten gespielt. Zumal der Melbourne-Champion Roger Federer pausiert, der Weltranglisten-Erste Andy Murray in der Krise steckt, Djokovic erst in Rom bis zum Finale wieder alte Form bewies und Sandplatz-Dominator Rafael Nadal immer wieder von seinem Körper gestoppt wird.
„Ich denke, das war heute eines der besten Matches, die ich je gespielt habe“, sagte Zverev nach seinem imposanten 6:4, 6:3-Erfolg. Die nächsten Tage will er zur Regeneration nutzen, dann geht es nach Paris, wo am Sonntag das zweite Grand-Slam-Turnier der Saison beginnt. Im vergangenen Jahr war für den Davis-Cup-Profi in der französischen Hauptstadt bereits in der dritten Runde gegen den Österreicher Dominic Thiem Schluss.
Überhaupt ist Zverev bislang bei den vier großen Major-Events noch nie groß in Erscheinung getreten. Wenn es in Melbourne, Paris, Wimbledon oder New York richtig ernst wird, war Zverev immer schon wieder zu Hause. „Die Grand-Slam-Erfolge waren bei Alex bislang überschaubar. Der nächste Schritt wäre also, dass er mal in die zweite Woche kommt“, hatte Becker zu Beginn des Jahres gefordert.
Der dreimalige Wimbledonsieger sieht sich ein bisschen als Mentor des 1,98 Meter großen Schlakses. Selbst eine offizielle Funktion im Team von Zverev hat Becker für die Zukunft nicht ausgeschlossen. Er erkennt sich in Deutschlands neuem Tennis-Star ein bisschen wieder. Auch Zverev ist sehr impulsiv und lebt seine Emotionen auf dem Platz aus - wie einst Becker. „Wenn ich das nicht mehr mache, kann ich besser aufhören“, sagte Zverev. Hin und wieder steht er sich mit dieser Art noch selbst im Weg, wie zuletzt in Madrid, als er gegen Pablo Cuevas im Viertelfinale die Partie noch aus der Hand gab.
Der Herren-Organisation ATP kommt der kometenhafte Aufstieg von Zverev gerade recht. Sie ist seit einiger Zeit dabei, die Generation um den Hamburger zu pushen, um neue Gesichter für die Zeit nach Federer, Nadal, Djokovic und Murray zu entwickeln. Erstmals richtet sie in diesem Jahr deshalb eine Art Mini-WM für die Youngster auf der Tour aus. Next Gen ATP Finals heißt die Veranstaltung in Mailand, für die Zverev als Zugpferd fest eingeplant ist.
Allerdings könnten die jüngsten Erfolge zum Problem werden. Denn in der Rangliste mit den Ergebnissen dieses Jahres belegt Zverev seit Montag Platz vier - und wäre damit für die ATP World Tour Finals der besten acht Spieler der Saison in London qualifiziert.