Wawrinka mit Bonds Hilfe gegen Nadal
Melbourne (dpa) - Rache für Roger: Nach der Demontage seines Landsmannes Roger Federer will der Schweizer Stanislas Wawrinka im Endspiel der Australian Open den beeindruckenden Siegeslauf von Rafael Nadal stoppen.
Die Frage ist nur: Wie? Zu dominant und scheinbar unverwundbar tritt der spanische Weltranglisten-Erste derzeit in Melbourne auf, eine Niederlage gegen Überraschungsfinalist Wawrinka käme für Nadal einer großen Enttäuschung gleich.
„Ich glaube, er spielt im Moment sein bestes Tennis“, musste auch Wawrinka erkennen, als er sich das Halbfinale zwischen Nadal und Federer im Fernsehen angeschaut hatte.
Zu gerne hätte der 28-Jährige in seinem ersten Grand-Slam-Endspiel am Sonntag gegen seinen Freund Federer gespielt. „Ein rein Schweizer Finale wäre eine tolle Sache gewesen“, sagte Wawrinka. Doch auch so ist der australische Nationalfeiertag, den die Aussies am Sonntag begehen, für ihn etwas ganz Besonderes. „Natürlich werde ich nervös sein“, gab Wawrinka unumwunden zu.
Doch er hofft, seine Nerven im Zaum halten zu können, so wie ihm das auch schon im Viertelfinale gegen Titelverteidiger Novak Djokovic und im Halbfinale gegen Tomas Berdych gelungen ist.
Zur Vorbereitung auf das Duell David gegen Goliath wählte die neue Schweizer Nummer eins, die am Montag erstmals in der Weltrangliste vor Federer stehen wird, einen ganz besonderen Ort. Um sich vom Turnier-Trubel abzulenken, ging Wawrinka ins Museum und schaute sich eine James-Bond-Ausstellung an. „Ich bin ein großer James-Bond-Fan. Am liebsten schaue ich die Filme mit Pierce Brosnan.“
Ob er sich vom berühmtesten Geheimagenten der Welt ein paar Tipps abschauen konnte, verriet Wawrinka nicht. Gebrauchen könnte er sie auf jeden Fall, um gegen den derzeit besten Tennisspieler der Welt bestehen zu können. Denn dass an Nadal derzeit nichts und niemand heranreicht, wurde im Halbfinale gegen Federer wieder deutlich. Aus dem mit Spannung erwarteten Klassiker machte der 27-Jährige einen Spaziergang in das 19. Grand-Slam-Finale seiner Karriere.
Dort kann Nadal wieder einmal Geschichte schreiben. Siegt er gegen Wawrinka, woran in der Metropole am Yarra River niemand zweifelt, ist er der erste Profi seit Einführung des Profitennis, der alle vier Grand-Slam-Turniere jeweils zweimal gewonnen hat. In Melbourne triumphierte er erstmals 2009.
Aber im Gegensatz zu allen anderen rechnet der Mallorquiner nicht mit einem weiteren Selbstläufer. „Stan spielt besser als je zuvor“, lobte Nadal seinen Finalgegner. „Ich werde wieder mein bestes Tennis spielen müssen, um eine Chance zu haben.“
Dass Wawrinka in bislang zwölf Duellen noch nicht einen einzigen Satz gegen ihn gewinnen konnte, interessiert die Nummer eins der Welt nicht. „Wenn ich nicht an meine Leistungsgrenze gehe, wird er drei Sätze gegen mich gewinnen.“ Allerdings würde Wawrinka damit ein größeres Wunder vollbringen, als es James Bond bislang in all seinen Fällen gelungen ist.