Weinende Lisicki bangt nach Paris-Schock um Wimbledon
Paris (dpa) - Kaum hatte Sabine Lisicki angefangen, die unglückliche Szene in Paris zu schildern, konnte sie die Tränen nicht mehr zurückhalten.
Vor ihrem inneren Auge schien nicht nur der böse Sturz auf das rechte Handgelenk abzulaufen, der sie bei den French Open im deutschen Zweitrunden-Vergleich gegen Mona Barthel zur Aufgabe zwang. Lisicki sah sich womöglich schon ihre Teilnahme in Wimbledon absagen, wo sie mit ihrem Final-Einzug vor einem Jahr eine kleine, neue Tennis-Euphorie in Deutschland auslöste.
Mehr als ein „Klar!“ brachte die 24-Jährige knapp vier Wochen vor dem Auftakt auf dem geliebten Rasen in London nicht auf die Frage heraus, ob sie nach dem Missgeschick auch schon an ein gewisses anderes Turnier denke. Der Name Wimbledon fiel nicht, doch das war auch gar nicht nötig. Das eine Wort von Lisicki genügte völlig.
Nach der ersten Diagnose hatte sie Glück im Unglück: Der Start im Tennis-Mekka scheint zunächst nicht gefährdet. „Es ist nichts gebrochen im rechten Handgelenk. Sabine wird in jedem Fall fünf bis sieben Tage pausieren müssen“, sagte ihr Manager Olivier van Lindonk dem Internet-Portal tennisnet.com. Der geplante Doppel-Auftritt mit Trainerin Martina Hingis in Paris sei natürlich abgesagt worden.
Die neuen Sorgen fügen sich nahtlos in eine sportlich wenig erfolgreiche Zeit mit vielen Verletzungen und Krankheiten seit dem grandiosen Auftritt in London. Auf dem unglückseligen Platz 3, auf dem am Dienstag auch schon Tommy Haas wegen neuer Schulterschmerzen aufgeben musste, stand es 0:1, 15:15, als Lisicki zu einer Vorhand in die Ecke lief. „Ich bin hängengeblieben, mit dem Handgelenk auf den Beton gefallen und mit dem Körper oben drauf. Das sind zwei Faktoren, die man definitiv nicht haben möchte“, erzählte die Weltranglisten-17. schluchzend und verbarg die feuchten Augen mit der Hand.
Nach der Bauchlandung wurde das Gelenk mit einem Tapeverband umwickelt, während Lisicki auf ihrer Spielerbank saß und dort schon fast zu weinen schien. Danach spielte die Berlinerin weiter, doch womöglich hätte Lisicki besser daran getan, sich nicht noch bis zum 1:6, 0:3, 0:30 im zweiten Satz zu quälen.
„Ich konnte keine einzige Vorhand und keinen Aufschlag schlagen. Ich wollte so sehr, aber ich konnte den Schläger nicht halten“, berichtete sie und drückte dabei einen dicken Eisbeutel auf das Gelenk. „Ich bin noch nie auf die Hand gefallen. Die ganze Hand, das Handgelenk tun unglaublich weh“, klagte sie, musste aber immerhin ein bisschen darüber schmunzeln, dass ihr Barthel viel auf die doppelhändige Rückhand gespielt habe. „Ich habe mit links gespielt und mit rechts nur gehalten“, erklärte Lisicki, bevor sie sich in die Ungewissheit verabschiedete, wie es weitergeht.
Barthel freute sich zwar darüber, dass sie wie zuvor schon Angelique Kerber die dritte Runde erreichte und erstmals im Stade Roland Garros unter den letzten 32 steht. Doch auf diese Weise wollte die Neumünsteranerin das Prestigeduell nicht gewinnen. „Es war natürlich ein Schock, dass sie hingefallen ist. Das tut einem schon im Herzen weh, wenn man so etwas sieht“, sagte Barthel. Die 23-Jährige fand es schwierig, sich danach auf ihr eigenes Spiel zu konzentrieren und sprach aus, was sich Lisicki selbst am meisten wünschen dürfte: „Ich hoffe, dass es nicht so schlimm ist.“