„Werden noch viel von ihr hören“ - Beck peilt Top 50 an

Nürnberg (dpa) - Andrea Petkovic wollte nach dem Dreisatz-Kraftakt gegen Annika Beck lieber über ihre Gegnerin reden als über ihre müden Beine.

„Sie ist ein Riesen-Talent und kann noch so viel mehr aus sich rausholen. Wir werden noch viel von ihr hören“, sagte die 25 Jahre alte Darmstädterin nach ihrem Halbfinal-Einzug beim Nürnberger Tennisturnier. Zweieinhalb Stunden musste Petkovic auf dem sonnengefluteten Centre Court bei Temperaturen um die 30 Grad schuften, ehe sie nach dem 4:6, 6:3, 7:5-Erfolg ihre Gegnerin am Netz an sich drückte und später mit reichlich Komplimenten bedachte.

„Ich glaube, sie ist die schnellste Tennisspielerin der Welt. Außerdem ist sie ein Super-Beitrag zu unserem Fed-Cup-Team und eine ganz tolle Person“, sagte Petkovic über ihre sechs Jahre jüngere Kontrahentin. Annika Beck wird auf Platz 56 der Branchenwertung geführt, schon in der kommenden Woche könnte sie es in die Top 50 schaffen - als jüngste der dort versammelten Spielerinnen.

Die Tochter von zwei Chemieprofessoren und eloquente Einser-Abiturientin hat nicht erst bei der Premiere des Nürnberger Versicherungscups an der idyllischen Anlage am Valznerweiher Fans, Fachleute und Konkurrentinnen beeindruckt. 2012 gewann der „19-jährige blonde Tenniswirbelwind“, wie der Bayerische Rundfunk die laut offizieller WTA-Statistik 1,70 Meter große Beck taufte, die Juniorinnen-Konkurrenz bei den French Open in Paris.

2013 ist ihr erstes Jahr auf der Profi-Tour. Im April erreichte Beck im polnischen Kattowitz ihr erstes WTA-Halbfinale, beim Heimturnier in Stuttgart scheiterte sie erst nach drei Sätzen an der früheren Wimbledon-Siegerin Petra Kvitova aus Tschechien.

Auch Rückschläge wie Erstrunden-Niederlagen in Straßburg oder beim zweitklassigen ITF-Turnier in Prag im Mai scheinen die 19-Jährige nicht an sich zweifeln zu lassen. „Sie ist sowohl spielerisch als auch als Persönlichkeit unglaublich gereift. Sie saugt Erfahrungen auf, hört zu, beobachtet ganz genau und schafft es, diese Eindrücke für sich zu verarbeiten“, sagte Bundestrainerin Barbara Rittner am Freitag der Nachrichtenagentur dpa. „Sie ist genau auf dem richtigen Weg, ich traue ihr sehr sehr viel zu“, betonte die Fed-Cup-Chefin.

Im Februar nominierte Rittner die Spielerin mit der kraftvollen Vorhand und den Steffi-Graf-Beinen („Das habe ich jetzt schon öfter gehört, dass ich Steffis Beine habe“) erstmals für das Nationalteam. „Sie hat den Sprung ganz klar geschafft vom Talentteam ins Fed-Cup-Team“, sagte Rittner. Annika Beck führt sozusagen die neue deutsche Tennis-Generation nach Petkovic, Angelique Kerber, Sabine Lisicki, Julia Görges & Co. an. Regelmäßig arbeitet sie mit einem Mentaltrainer zusammen, „um meiner Gegnerin meine Emotionen nicht zu zeigen“, verriet Beck nach ihrer Niederlage gegen Petkovic.

Ihr Turnierfazit verriet dann wieder viel über Mensch und Sportlerin Beck. „Das war für mich ein großer Erfolg. Dass ich hier im Viertelfinale stand, freut mich sehr. Aber ich freue mich auch unheimlich für die Petko, dass sie es ins Halbfinale geschafft hat.“