Wieder nix: Die verpasste Fed-Cup-Chance der DTB-Damen
Sotschi (dpa) - Beim mitternächtlichen Drink an der Hotelbar nach der enttäuschenden 2:3-Niederlage im Fed-Cup-Halbfinale können die deutschen Tennis-Damen schon wieder lachen.
Nachdem die Stimmung während des Abendessens im Restaurant „Filini“ im Untergeschoss des Mannschaftshotels direkt am Schwarzen Meer noch eher gedämpft ist, tröstet sich die Damen-Auswahl des Deutschen Tennis Bundes am späten Sonntagabend mit dem einen oder anderen Getränk über die Niederlage hinweg.
Auch Bundestrainerin Barbara Rittner ist nach der ersten Verbitterung über die verpasste Neuauflage des Vorjahres-Endspiels gegen Tschechien wieder besserer Laune. Viel Zeit zum Grübeln bleibt ihr und ihren Spitzenkräften ohnehin nicht. Schon in dieser Woche steht in Stuttgart das wichtigste deutsche WTA-Turnier an, bei dem sich Petkovic, Angelique Kerber, Sabine Lisicki und Julia Görges allen Strapazen zum Trotz bestmöglich präsentieren wollen.
Am Montagvormittag geht es per Charterflug von der Olympia-Stadt von 2014 direkt in die baden-württembergische Landeshauptstadt. So verständlich das Bedürfnis nach Ablenkung und so bemerkenswert das nach außen demonstrierte Zusammengehörigkeitsgefühl auch im Moment der Niederlage sind, die verpasste Chance auf ein weiteres Endspiel und den möglichen dritten Titelgewinn nach 1987 und 1992 sollte dem Team durchaus bewusst sein.
Gegen eine russische B-Mannschaft ohne die Top-Ten-Spielerinnen Maria Scharapowa und Jekaterina Makarowa hätte die deutsche Auswahl gewinnen können, wenn nicht sogar müssen. Ein Heim-Finale am 14. und 15. November hätte auch dem hierzulande in der Öffentlichkeit eher darbenden Tennis wieder mehr Aufmerksamkeit verschafft.
Dabei ist die Diskussion über die vermeintlich falsche Nominierung Rittners mittlerweile müßig. Die Chance war trotz des 0:2-Rückstandes da - aber im abschließenden Doppel verloren Petkovic und die an diesem Wochenende völlig indisponierte Lisicki gegen Anastasia Pawljutschenkowa und Jelena Wesnina klar mit 2:6, 3:6.
„Wir sind leider am Ende nicht belohnt worden“, sagt Rittner. Den Fragen nach ihrer letzten Endes misslungenen Personalrochade mit dem Verzicht auf Petkovic und Kerber in den ersten beiden Einzeln entgegnet sie auch beim zehnten Nachhaken freundlich-bestimmt. Ihre Position innerhalb des Verbandes ist so gefestigt und unumstritten, dass sich die 41-Jährige um ihren Job keine Sorgen machen muss.
Und doch hinterlässt die Woche Spuren bei Rittner. Während der abschließenden Pressekonferenz wirkt sie so mitgenommen wie selten zuvor in ihrer zehnjährigen Amtszeit und quittiert die eine oder andere Aussage ihrer Spielerinnen sogar mit einem Kopfschütteln.
„Irgendwann werden wir dieses Scheiß-Ding gewinnen“, hatte Rittner nach dem verlorenen Finale in Prag im vergangenen November gesagt. Mit Petkovic, Kerber (beide 27), Lisicki (25) und Görges (26) hat sie mittlerweile ein gefestigtes und ausgeglichenes Team beisammen. Doch die einst als goldene Generation des deutschen Damen-Tennis Gepriesenen muss aufpassen, dass ihr nicht die Zeit davonläuft.