Brown, Mayer und Struff raus Zverev bei Australian Open mit Stehvermögen
Melbourne (dpa) - Der angeschlagene Alexander Zverev bewies Stehvermögen, Tommy Haas ging k.o.: Während der Jungstar nach einem Kraftakt dem Australian-Open-Duell mit Rafael Nadal entgegen strebt, war der doppelt so alte Haas beim Abschied aus Melbourne vorzeitig platt.
Der 38-Jährige gab bei seinem letzten Auftritt nach zwei Sätzen geschafft auf. Dagegen kam das halb so alte Talent in seinem Erstrundenspiel mit dem Aus vor Augen erst wieder richtig in Schwung. Zverev trennt noch ein Sieg gegen einen Qualifikanten am Donnerstag vom erhofften Generationen-Vergleich mit Ex-Tennis-Primus Nadal.
„Ich bin bereit für die großen Matches“, sagte der 19-jährige Hamburger nach dem 6:2, 3:6, 5:7, 6:3, 6:2 gegen den Niederländer Robin Haase am Dienstag und zog viel Energie daraus, dass er angesichts eines drohenden 0:3-Rückstandes im vierten Satz und 35 Grad Hitze noch einen Weg zum Sieg in der Mittagssonne fand.
„Ich muss immer aggressiv bleiben und schlau spielen. Das habe ich irgendwann angefangen zu machen“, sagte Zverev. Aber erst, nachdem er zu Beginn des vierten Satzes seinen Schläger zu Kleinholz verarbeitet hatte. „Manchmal muss man es rauslassen und danach wieder sein bestes Tennis spielen“, erklärte der jüngere der beiden Zverev-Brüder.
Obwohl er auch in der zweiten Runde gegen Qualifikant Frances Tiafoe aus den USA ein schweres Match erwartet, erlaubte sich der 24. der Weltrangliste schon einen Gedanken an Nadal, der im 33-jährigen Florian Mayer einen anderen Routinier mit 6:3, 6:4, 6:4 glatt schlug. „Wenn ich gewinne, wird es ein sehr schweres Match gegen Nadal.“
Durch die Siege von Zverev und Philipp Kohlschreiber sowie Andrea Petkovic am zweiten Turniertag schafften es insgesamt acht von 14 Deutschen in die zweite Runde - Haas ist nicht mehr dabei, nachdem er gegen den Franzosen Benoît Paire beim Stand von 6:7 (2:7), 4:6 und 1:38 Stunden Spielzeit nicht mehr weitermachte. Nicht nur die äußeren Bedingungen von anfangs noch knapp 30 Grad am Abend, sondern auch die Emotionen kosteten Haas zu viel Kraft.
„Manche sind positiv, manche negativ, manche überwältigend, manche Punkt für Punkt“, versuchte Haas seine Gefühle zu beschreiben. Achteinhalb Monate nach einer Fußoperation stand er bei seinem erfolgreichsten Grand-Slam-Turnier zum letzten Mal auf dem Platz und spürte schon im ersten Satz, in dem er 4:2 führte, wie schwer ihm die physische und psychische Belastung fiel. Im zweiten Satz atmete er schwer, nahm ein paar Tabletten - sie halfen nicht mehr.
An eine vergleichbare Situation in seiner langen Karriere konnte sich Haas 19 Jahre nach seinem Debüt in Melbourne nicht erinnern. Trotzdem meinte er zu seinem Comeback: „Ich bin sehr stolz darauf, dass ich das geschafft habe. Ich bereue es nicht eine Sekunde.“
Außer Haas und Mayer scheiterten erwartungsgemäß auch Dustin Brown an Wimbledon-Finalist Milos Raonic aus Kanada und Jan-Lennard Struff am Weltranglisten-Achten Dominic Thiem aus Österreich. Kohlschreiber bog beim 6:4, 3:6, 7:6 (7:2), 6:4 gegen den fast ausnahmslos hart schlagenden Georgier Nikolos Bassilaschwili im dritten Satz einen 0:4-Rückstand um. Sein nächster Kontrahent ist Donald Young aus den USA. „Jetzt kommt ein angenehmerer Spieler. Das ist eine gute, spielbare Runde“, kommentierte der 33-jährige Augsburger.
Andrea Petkovic muss nach dem 6:3, 6:2 gegen US-Talent Kayla Day am Donnerstag gegen die an Nummer 16 gesetzte Tschechin Barbora Strycova antreten. Die Darmstädterin will im neuen Jahr endlich noch einmal zurück zu alten Erfolgen. „Ich bin nicht glücklich als Spielerin, die außerhalb der Top 50 steht“, sagte Petkovic. Dem Fed-Cup-Team will sie nach der Absage von Angelique Kerber für das Auswärtsspiel in den USA am 11. und 12. Februar auf Hawaii zur Verfügung stehen.
Die sechsmaligen Sieger Novak Djokovic und Serena Williams hatten in ihren Auftaktrunden weniger Probleme als angesichts der schweren Gegner befürchtet: Die Amerikanerin siegte 6:4, 6:3 gegen Belinda Bencic aus der Schweiz, Djokovic schlug den Spanier Fernando Verdasco 6:1, 7:6 (7:4), 6:2.