Triathlon-Cheftrainer Ebli gestaltet Wandel
Berlin (dpa) - Bei ihrem ersten WM-Auftritt in diesem Jahr muss die deutsche Triathlon-Elite ohne ihren neuen Chef auskommen. Ralf Ebli hat Jan Frodeno, Anne Haug & Co. nicht zum Auftakt der World Championship Series ins neuseeländische Auckland begleitet.
Der neue Cheftrainer der Deutschen Triathlon Union ist in der Heimat gefordert. Sein Auftrag: Konzepte entwickeln, neues Personal suchen. „Primär ist das Ziel einfach: Wir wollen sukzessive wieder eine führende Triathlon-Nation in der Welt sein“, sagte der 46-jährige Hesse der Nachrichtenagentur dpa.
Mit einem radikalen Schnitt im Trainer-System hatte die DTU-Führung unter Präsident Martin Engelhardt und Vize Reinhold Häußlein auf das durchwachsene Abschneiden ihrer Ausdauerdreikämpfer bei den Olympischen Spielen reagiert. Rang sechs für 2008-Olympiasieger Jan Frodeno war die einzige Top-Ten-Platzierung in London. Der Sieg beim Grand Final der WM-Serie in Auckland im Oktober durch Anne Haug und ihr zweiter Platz in der Gesamtwertung konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass Deutschland den Anschluss an die Spitzennationen auf der olympischen Distanz zu verlieren droht. Die Folge: Sportdirektor Wolfgang Thiel musste gehen.
Geschaffen wurde eine andere Struktur im Leistungssportbereich. Im Mittelpunkt: die neue Stelle des Cheftrainers. In Ebli fand die DTU-Spitze einen alten Bekannten. Von 1999 bis 2006 war er schon einmal Bundestrainer, erst zwei Jahre lang für den Nachwuchs, danach für die Elite. Seit dem 1. Januar ist der Sportwissenschaftler nun wieder bei der DTU - als Motivator für Trainer und Team und als Gestalter des Wandels. „Es ist ein Jahr des Angriffs und ein Jahr des Wechsels“, fasst Ebli die Situation zusammen.
Mit seiner einstigen DTU-Tätigkeit hat die neue Aufgabe wenig zu tun. Er pendelt zwischen dem Olympiastützpunkt in Saarbrücken und der DTU-Zentrale in Frankfurt. Die Trainer-Tätigkeit nehme 20 bis 30 Prozent ein, schätzt er. Der Rest sind konzeptionelle Arbeit, Verhandlungen mit Bundesinnenministerium, Deutschem Olympischem Sportbund oder der Sporthilfe. Als persönlicher Trainer eines Triathleten arbeitet Ebli bewusst nicht - was ihm schwerfällt, „weil ich gern am Athleten schraube“. Letztlich sieht er sich aber als „Diener des Systems“. 2016 in Rio gibt es die erste Erfolgskontrolle. Eine Medaille und eine weitere Top-Ten-Platzierung lautet seine Maßgabe. Letztlich planen er und die DTU-Spitze aber langfristig.
Die Eckpunkte seines Programms: die Stärkung des Nachwuchsbereichs, den OSP in Saarbrücken attraktiver machen, ein schlagkräftiges Team für Olympia 2016 aufstellen. Erste wichtige Personalentscheidungen sind gefallen: Dan Lorang ist Bundestrainer für den U23-Bereich, Thomas Möller Bundestrainer für den Nachwuchs, Rabea Dastbaz Leistungssportreferentin und damit organisatorische Helferin. Dazu kommen ein Schwimmtrainer und ein Athletiktrainer in Saarbrücken. Was fehlt, ist noch ein Bundestrainer für die Elite.
Die Athleten beobachten die Entwicklungen mit Wohlwollen. „Was ich bemerke, ist, dass es ein Team ist, das an einem Strang zieht. Und in Dan Lorang, meinem jahrelangen Trainer, haben sie jetzt einen Spitzenmann an der Trainerfront“, sagt Anne Haug, die aber hauptsächlich noch beim Australier Darren Smith trainiert. Olympiasieger Frodeno lobt ebenfalls vor allem Lorang, warnt aber auch: „Außer ihm sind wir sehr dünn aufgestellt. Er schmeißt den Laden quasi allein. Ich denke, auf Dauer muss eine Unterstützung für Dan her - der Mann kann sich schließlich nicht fünfteilen.“