Turn-Meister Hambüchen spürt „Gegenwind“
Mannheim (dpa) - Dem Ritterschlag durch Altmeister Eberhard Gienger folgte Fabian Hambüchens Forderung an den Verband. Nach dem Gewinn seines siebten deutschen Mehrkampftitels in Mannheim beklagte Hambüchen mangelnde Unterstützung des Deutschen Turnerbundes.
Bei der Umsetzung der dualen Karriere von Sport und seinem Studium fehle das Entgegenkommen. .„Irgendwie scheint man mir nicht zu vertrauen, dass ich in Köln die entsprechenden Trainingsumfänge absolvieren kann. Da spüre ich einen Gegenwind vom Verband“, kritisierte der Wetzlarer, nachdem er den 34 Jahre alten Rekord von Gienger egalisiert hatte.
Konkret sprach Hambüchen die Zeit der WM-Vorbereitung im September an, in der in Kienbaum ein zweiwöchiges Trainingslager geplant ist, andererseits für ihn in Köln aber drei Prüfungen anstehen. „Ich will jetzt hier keine Schlammschlacht losbrechen. Aber wenn DTB-Präsident Rainer Brechtken und Sportdirektor Wolfgang Willam die duale Karriere verbal unterstützen, dann erwarte ich auch, dass sie mir entgegenkommen. Ich würde gern in Köln trainieren und parallel die Prüfungen absolvieren. Ich wäre gern bereit, alle Trainingsstunden per Video zu dokumentieren“, meinte Hambüchen, nachdem er zum Auftakt des Turnfestes seiner Favoritenrolle souverän gerecht geworden war.
„Konflikte sind dazu da, gelöst zu werden. Mir ist das neu, aber wir werden Lösungen finden“, äußerte DTB-Präsident Brechtken. „Wir sind noch in der Phase des Auslotens, der Prozess ist noch nicht abgeschlossen“, fügte Sportdirektor Willam hinzu. Man habe Hambüchen gebeten zu prüfen, ob er nicht einige Prüfungen verlegen könne und habe von ihm bisher noch keine Antworten erhalten.
Am Pfingstsonntag hatten über 5000 Fans in der ausverkauften Maimarkthalle ihren Liebling mit Klatschpappen und Begeisterungsrufen euphorisch gefeiert. „Mir war gar nicht bewusst, dass ich mit dem siebten Titel jetzt mit Gienger gleichziehe. Ich weiß nur: Es war mein insgesamt 31. Titel und Ebse hat 34. Mein Ziel ist es nun, ihm im kommenden Jahr auch diesen Rekord zu entreißen“, kündigte der Hesse mit der schnittigen Kurzhaarfrisur an.
„Ich freue mich eher, als dass es mir wehtäte. Es wäre sehr erfreulich, wenn er meinen Meister-Rekord bald übertrumpft“, schwärmte Eberhard Gienger über seinen Nachfolger. „Ich bin zuversichtlich, dass Fabi auch bei Olympia 2016 ein gewichtiges Wort bei der Medaillenvergabe mitreden wird“, meinte der CDU-Bundestagsabgeordnete, der zwischen 1972 und 1979 gleichfalls siebenmal Mehrkampf-Champion geworden war.
In den Finals will Hambüchen dem Rekordhalter noch ein Stück näher rücken. Am Reck gilt er als Topfavorit. Auch am Boden (2.), den Ringen (3.) und am Barren (3.) ist er aussichtsreich dabei und ließ sich auch vom Dauerregen in Mannheim die Turnfeststimmung nicht vermiesen. „Beim Turnfest zu gewinnen, ist besonders schön“, meinte er. Da der Olympia-Zweite Marcel Nguyen auf den Mehrkampf verzichtete, schoben sich mit dem EM-Siebten Andreas Toba (Hannover) und Philip Sorrer (Berlin) neue Hoffnungsträger erstmals auf die Podestplätze. Weltcupsieger Nguyen will sich in Mannheim mit Siegen am Barren und an den Ringen schadlos halten.
Nach wochenlangem Stress aufgrund der Abiturprüfungen ließ sich auch Elisabeth Seitz feiern. Die Lokalmatadorin gewann zum vierten Mal in Serie Mehrkampf-Gold und holte ihren insgesamt elften Titel. Sie schob sich damit in der Rangliste der nationalen Meisterinnen auf den dritten Platz hinter Uta Schorn (Leverkusen/14) und Anja Wilhelm (Wolfsburg/12).