Volleyball-Papst Moculescu: „Da stirbt kein Mensch“

Berlin (dpa) - Der Mann ist noch immer so etwas wie der Volleyball-Papst in Deutschland. Nachdem es ein wenig ruhiger geworden war um Stelian Moculescu, den Titelsammler und einstigen Bundestrainer, meldete sich der Rumäne nun mit seinem VfB Friedrichshafen im Rennen um die Meisterschale zurück.

„Die Spieler hatten schon ein bisschen Frust, jetzt können sie sich wieder freuen“, beschrieb Moculescu den Stimmungswandel beim VfB nach dem 3:1-Sieg im dritten Playoff-Finalspiel bei Titelverteidiger Berlin Volleys. „Jetzt in Friedrichshafen gewinnen, dann sehen wir uns zum fünften Spiel in Berlin wieder“, sagte der 62-Jährige.

Seit Moculescu nach den Olympischen Spielen 1972 in Deutschland geblieben war, prägte er das Pritschen und Baggern in dieser Republik. 42 (!) Titel holte er als Trainer, insgesamt zwölf Jahre coachte er die deutsche Nationalmannschaft, seit 1997 ist er „Mister Friedrichshafen“ und machte den VfB zum Rekordmeister und Champions-League-Sieger.

Seit zwei Jahren aber schien Moculescus Zauber ein wenig verflogen. Die aktuelle Saison war lange eine Krisensaison. Doch unterschätzen sollte die Konkurrenz seine Fähigkeiten lieber nicht. „Wir haben unser bestes Saisonspiel gemacht, weil es unser schwierigstes Spiel war“, kommentierte der VfB-Coach den abgewehrten Titel-Matchball der Berliner am Donnerstag.

Dass bei einem anderen Ausgang Moculescu und der VfB die erste titellose Saison seit 15 Jahren erlebt hätten, lässt den Altmeister nur schmunzeln. „Guter Mann, wir sind der einzige Verein auf dieser Herrgottswelt, der 15 Jahre Titel gewinnt. Wenn es einmal nicht so ist, da stirbt kein Mensch“, reagierte Moculescu auf die Bemerkung, dass dieses Szenario noch immer droht. „Ich kann damit leben“, schloss der Rumäne an, der „ein bisschen ruhiger“ und „ein bisschen gütiger“ geworden ist als Volleyball-Lehrer und als Mensch.

„Die ganze Republik lechzt doch nach Spannung und einem ausgeglichenen Finale“, meinte Moculescu, der jahrelang die alleinige Dominanz der „Häfler“ verantwortet hatte. Diese Spannung ist nun da. Gewinnt der VfB am Sonntag (18.00 Uhr) in der vierten Begegnung gegen die Berliner erneut, käme es am kommenden Mittwoch in der Hauptstadt zum alles entscheidenden Finalmatch um die nationale Krone.

Einen Nachteil sieht Moculescu in der Konstellation nicht. Die 8553 Fans in der erstmals bei einem Volleyballspiel ausverkauften Max-Schmeling-Halle bedeuten Bundesliga-Besucherrekord, lähmten aber eher die Gastgeber. „Das ist doch geil“, kommentierte Moculescu mit einem für ihn eher ungewöhnlichen Vokabular die Zuschauer-Bestmarke: „Immer wenn wir in Berlin spielen, gibt es eine Rekordkulisse. Wenn du da bestehst, bist du wer. Wer da keinen Spaß hat, Volleyball zu spielen, soll zum Biathlon gehen.“