Fußball Was Lothar Matthäus über Düsseldorf und Gladbach denkt
Düsseldorf · Für Fußball-Rekordnationalspieler Lothar Matthäus steht fest: Dortmund wird Meister, Gladbach erreicht die Champions League – und Aufsteiger Fortuna hält die Klasse. Ein Besuch in Düsseldorf.
Am Dienstagabend sitzt Lothar Matthäus im TV-Studio in München und analysiert das Champions-League-Achtelfinale zwischen Manchester United und Paris St. Germain für den Bezahlsender Sky, am Mittwoch ist er für das österreichische TV in London beim Spiel zwischen den Tottenham Hotspur und Borussia Dortmund der Experte, ehe es am Donnerstag weiter nach Wien geht, wo der Ex-Rapid-Trainer und Inter-Mailand-Spieler seine Einschätzungen zum Europa-League-Duell beider Klubs abgibt.
Berufliche Überbelastung? Reisestress? Mitnichten. Der 57-Jährige liebt seinen Job. Wer Matthäus erlebt, hat keinen Zweifel daran. Fußball gucken, analysieren – und darüber diskutieren. Ein Dreiklang, der Matthäus gefällt. An eine Rückkehr auf die Trainerbank denkt der Rekord-Nationalspieler schon lange nicht mehr: „Das Thema ist abgeschlossen. Ich bin wunschlos glücklich mit meiner Arbeit.“ Am Montag führte sie ihn ein Hotel am Düsseldorfer Flughafen. Der gebürtige Franke gab dort in einer Medienrunde seine Meinung zu den Chancen der deutschen Vereine im Achtelfinale der Königsklasse ab.
Doch wäre Matthäus nicht Matthäus, wenn er nicht auch über den Tellerrand hinaus blickte. Etwa auf das Meisterrennen in der Fußball-Bundesliga. „Nur weil abwechselnd mal die Dortmunder oder Münchner irgendwo Punkte liegen lassen, werde ich nicht jede Woche umfallen und ständig meine Meinung ändern. Meister wird Borussia Dortmund, mit einem Punkt Vorsprung auf die Bayern. Das habe ich schon häufiger gesagt. Und dabei bleibe ich.“
Dass der Tabellenführer nach dem Pokal-Aus gegen Bremen und den beiden Unentschieden in der Liga in Frankfurt und gegen Hoffenheim nun ins Wanken gerät, hält Matthäus für unwahrscheinlich. „Für den Kopf ist es nicht die beste Situation. Aber damit muss eine Spitzenmannschaft umgehen. Lucien Favre wird das hinbekommen. Er ist ein Top-Trainer, der bisher einen tollen Job gemacht hat. Außerdem haben sich einige Spieler weiterentwickelt oder wieder verbessert. So wie Torhüter Roman Bürki, den ich vergangene Saison oft kritisiert habe, oder Mario Götze. Er wirkt fitter und lauffreudiger. Es macht wieder Spaß ihm zuzuschauen.“
Kritik an Schalker Transferpolitik
Und was ist mit Borussia Mönchengladbach, dem Verein, für den Matthäus immer noch besondere Sympathien hegt – und der als derzeit Tabellendritter eine gute Saison spielt? „Tabellarisch sind sie bereit für die Champions League. Normalerweise werden sie sich das auch nicht mehr nehmen lassen. Bei der Borussia passt vieles besser zusammen als vor einem Jahr. Das 4-3-3-System von Trainer Dieter Hecking tut der Mannschaft gut“, lobt der DFB-Ehrenspielführer die Arbeit seines ersten Profiklubs. Matthäus weiß aber auch, wie schwer es Mönchengladbach trotz möglicher Champions-League-Qualifikation haben wird, den aktuellen Kader zusammenzuhalten. „Nehmen wir Thorgan Hazard als Beispiel. Natürlich solltest du den halten, aber das wird allein schon aus wirtschaftlichen Gründen schwer. Trotzdem bin ich mir sicher, dass Manager Max Eberl schon wieder einen Plan B und C in der Schublade hat.“
Weniger positiv fiel das Matthäus’ Zwischenzeugnis für Schalke 04 aus, wo aus seiner Sicht viele Fehler gemacht worden sind: „Allein betrachtet sind einige durchaus gut. Aber nicht in der Zusammenstellung als Ganzes. Vertan hat man sich auf Schalke mit Sebastian Rudy. Da stimmt die Chemie mit dem Trainer nicht. Die Zeichen stehen klar auf Abschied“, sagt Matthäus und meint den Spieler. Ein Gedanke, den er nach eigenem Bekunden nicht erst seit der Auswechslung des Mittelfeldspielers beim Spiel in München nach 33 Minuten hat.
Ein großes Lob verteilte der Weltfußballer von 1991 an Friedhelm Funkel und den Erstliga-Aufsteiger Fortuna Düsseldorf. Matthäus gab zu, dass ihn die gute Saison des Aufsteigers, der mit 25 Punkten derzeit auf Platz zwölf steht, selbst überrasche. Die Posse um den Vertrag des Cheftrainers im Winter-Trainingslager hatte der TV-Experte zunächst „für einen Karnevalsscherz“ gehalten. „Das war so unnötig wie irgendetwas. Friedhelm Funkel leistet hervorragende Arbeit. Er zeigt, wie es möglich ist, mit wenig Mitteln viel zu erreichen. Sie werden mit dem Abstieg nichts mehr zu tun haben.“ Und dann: „Viele reden beim Trainer des Jahres über Lucien Favre in Dortmund, aber man muss auch Friedhelm dafür im Auge haben.“