Biathletinnen mit Dreifach-Erfolg - Schempp Sprintsieger
Hochfilzen (dpa) - Eindrucksvoll ist Simon Schempp die Wiedergutmachung gelungen, die deutschen Biathletinnen feierten sogar einen Dreifach-Triumph. Nach dem Coup in Tirol freute sich die Skijägerinnen erst einmal auf den Sieges-Champagner.
„Im Teamhotel trinken wir ein Schlückchen“, kündigte Franziska Hildebrand nach ihrem ersten Weltcup-Sieg keck an. Die 28-Jährige aus Clausthal-Zellerfeld kam wie ihre Teamkolleginnen Maren Hammerschmidt als Zweite und Miriam Gössner auf Rang drei aus dem Jubeln gar nicht mehr raus. „Das ist wie ein Traum“, sagte die stolze Siegerin.
Wie Hildebrand war auch Schempp in Hochfilzen mit der Startnummer 4 losgelaufen. Und auch er war blieb fehlerfrei am Schießstand, holte sich seinen sechsten Weltcup-Erfolg in souveräner Manier. „Ich bin überglücklich, dass es geklappt hat“, sagte der Uhinger. Im Sprint von Östersund hatte der 27-Jährige nach acht Schießfehlern als 77. das Verfolgungsrennen noch verpasst. Er siegte knapp vor dem eine Strafrunde laufenden Weltcup-Spitzenreiter Martin Fourcade (Frankreich) und seinem ebenfalls fehlerfrei gebliebenen norwegischen Freund Tarjei Bö.
„Natürlich haben die Mädels toll losgelegt. Da weiß man schon, dass das Material gut ist“, sagte Schempp. Der Schwabe war auch beim letzten deutschen Sieg-Doppel im Januar 2014 in Antholz beteiligt - Andrea Henkel hatte für die Frauen geliefert.
Bei den Männern unter die Top Ten kam auch noch Benedikt Doll als Achter. Weil zuvor auch Verfolgungs-Vizeweltmeisterin Laura Dahlmeier (Partenkirchen) bei ihrem Comeback prompt auf Sprint-Rang sechs lief, sind die Aussichten für die beiden Verfolgungsrennen am Samstag rosig.
Damen-Bundestrainer Gerald Hönig strahlte. „Das sind außergewöhnliche Momente, das sind Tage, wo einfach alles passt“, sagte er. Rekordweltmeisterin Magdalena Neuner postete umgehend: „Wahnsinn!!! Herzlichen Glückwunsch!“
Beim letzten Dreifach-Erfolg am 11. Februar 2011 in Fort Kent war Neuner noch dabei gewesen - genau wie Miriam Gössner, die damals hinter Andrea Henkel starke Zweite geworden war. „Seitdem hat sich viel geändert. Das Niveau ist um einiges höher geworden“, sagte die 25-Jährige Garmischerin.
Gössner selbst ist nach ihrer langen Leidenszeit nach dem Fahrrad-Unfall im Frühling 2013 wieder voll dabei. Auch wenn sie von ihrer Teamkollegin aus Winterberg mit der Startnummer 106 kurz vor Schluss noch von Rang zwei verdrängte wurde. „Ich kann gar nicht beschreiben, wie ich mich fühle. „Das ist einfach nur geil“, meinte die 26-Jährige Hammerschmidt.
Auch für Franziska Hildebrand war der Erfolg Balsam auf die geschundene Sportler-Seele. Sie war schon fast aus der Nationalmannschaft ausgemustert. „Das waren Erfahrungen, auf die ich hätte auch verzichten können. Es gab Momente, da wusste ich nicht, wie es weitergeht“, gab sie zu.
Vor ihrem großen Sieg hatte sie sich zudem bitter über die Wahrnehmung ihrer Leistung in der Öffentlichkeit beklagt. „Ich stand halt immer ein bisschen im Hintergrund“, sagte sie. Bundestrainer Hönig meinte: „Es wird vielleicht die Wertschätzung ihrer Leistungen noch einmal positiv beeinflussen, auch für die Öffentlichkeit, weil sie doch öfters im Schatten von Stars und von anderen Athletinnen stand.“
Die lange als „Ewige Zweite“ geltende Hildebrand hatte nach 7,5 Sprint-Kilometern vor der ebenfalls fehlerfrei gebliebenen Hammerschmidt 15,1 Sekunden Vorsprung. Gössner musste einmal in die Strafrunde und lag 21 Sekunden hinter ihrer siegreichen Zimmerkollegin. „Früher konnte man eine Strafrunde locker rauslaufen“, beschrieb Gössner den Unterschied. Doch für sie war das Sprint-Rennen eine Art sportliche Wiedergeburt.