Biathlon-Dopingsünder in der Vergangenheit gefunden
Hamburg (dpa) - Im Kampf gegen Doping sucht der Biathlon-Weltverband weiterhin in der Vergangenheit. Nachdem die russische Nachwuchshoffnung Alexander Loginow und der ukrainische Altstar Sergej Sednew mit Proben aus dem Jahr 2013 als EPO-Sünder entlarvt wurden, darf sich keiner mehr sicher fühlen.
„Die IBU steht zu ihrer Nulltoleranz gegen Doping und wird auch Fälle, die erst nach Jahren nachweisbar sind, konsequent verfolgen. Das sind wir unserem Sport schuldig“, kündigte Generalsekretärin Nicole Resch an.
„Natürlich ist das nur die Spitze eines Eisberges. Man darf das aber nicht nur auf Biathlon beziehen. In anderen Sportarten käme man zum gleichen Ergebnis. Aber dort will man offensichtlich nicht an das Thema ran“, sagte der Anti-Doping-Experte Fritz Sörgel.
Die IBU dagegen scheint ernst zu machen: Bereits im vergangenen Jahr waren die als EPO-Doper für acht und zwei Jahre gesperrten Jekaterina Jurjewa und Irina Starych mit alten Proben erneut überführt worden. Die beiden Russinnen sowie Loginow und Sednew müssen sich nun erneut vor dem Anti-Doping-Panel der IBU verantworten.
„Gedopte Athleten gehören nicht in unseren Sport. Natürlich ist es nicht schön für den Biathlonsport, sich mit Dopingfällen befassen zu müssen. Aber es ist ehrlich. Und die Wahrheit ist nicht immer ein Ponyhof“, sagte Resch.
Wenn die Blutwerte für Hämatokrit und Hämoglobin eines Athleten abweichend oder zumindest verdächtig waren, wurden die Proben auf Wiedervorlage gelegt. „Bei atypischen Ergebnissen warten wir ab, bis eine WADA-verifizierte Nachweismethode verfügbar ist“, erläuterte Resch unter Verweis auf die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA). Um weitere Ermittlungserfolge nicht zu gefährden, wollte sich die Generalsekretärin „zur Anzahl der Proben, die wir aufbewahren, und dem Zeitraum für die Re-Tests aus strategischen Gründen nicht äußern“.
Sörgel gibt zu bedenken: „Profi-Doper können mit allerlei Manipulationen einer Strafe entkommen, indem sie keine zu verdächtigen Blutwerte abliefern. Es trifft, wie immer, die kleineren Fische. So ist es ja auch geplant.“
Immerhin galt Loginow als große russische Biathlon-Hoffnung. Der 22-Jährige stand bereits dreimal auf dem Weltcup-Podest. Bei Olympia in Sotschi gab es für ihn keine Medaille. In der russischen Gold-Staffel, die knapp vor Deutschland gewann, lief er nicht. Im Dezember 2013 gehörte Loginow aber zu jenem Quartett, das beim Frankreich-Weltcup knapp vor dem deutsche Team lag. Dieser und weitere Erfolge könnten nun gestrichen werden.
Der 31 Jahre alte Sednew hat bereits einen Weltcup-Sieg geschafft, im Januar 2010 in Antholz. Dort wurde die auffällige Probe drei Jahre später entnommen und nun erneut analysiert. Bei der Weltmeisterschaft 2011 gewann er mit der ukrainischen Staffel die Bronzemedaille. Sednew hat seine Karriere bereits beendet und genau wie Loginow auf die Öffnung der B-Probe verzichtet.
Für Sörgel passt die Dopingaffäre ins Gesamtbild: „Dass wieder Sportler aus Russland und der Ukraine betroffen sind, bestätigt den ARD-Fernsehbericht zum Teil, denn für die damalige Zeit hatte man ja in diesen Fällen optimal gedopt, also es erfolgte kein Nachweis von EPO.“ In der Dokumentation „Geheimsache Doping“ hatte die ARD zuletzt über die Doping-Praktiken in Russland berichtet.