Biathlon-Krimi: Herren-Staffel knapp geschlagen
Ruhpolding (dpa) - Kurz vor dem Ziel ließ Simon Schempp den Österreicher Dominik Landertinger am Berg einfach stehen. Auf der Zielgeraden hatte der deutsche Schlussläufer beim „Weltcup dahoam“ in Ruhpolding doch noch das Nachsehen.
Am Ende fehlten den deutschen Biathlon-Herren 0,1 Sekunden zum ersten Staffel-Sieg seit drei Jahren. Vor 12 000 Zuschauern im Tollhaus ChiemgauArena nahmen Christoph Stephan, Andreas Birnbacher und Erik Lesser ihren letzten Mann tröstend in den Arm. Bei Bundestrainer Fritz Fischer überwog der Stolz nach dem zweiten Podestplatz der Saison: „Die vier Burschen haben gezeigt, dass das deutsche Team zurück ist. Jetzt merken auch die anderen Nationen, dass mit Deutschland wieder zu rechnen ist.“
Auch Rekord-Weltmeisterin Magdalena Neuner meinte bei ihrer Stippvisite an der Stätte ihrer letzten großen Erfolge: „Ich glaube, wir können uns auf schöne Biathlon-Zeiten auch in Zukunft freuen.“
Vielleicht auch, weil die Skijäger gemeinsam bärenstark sind. Einen Tag nach dem zweiten Platz der ohne Andrea Henkel angetretenen Damen-Staffel sorgten auch die ohne Arnd Peiffer laufenden Skijäger für Jubelstürme. Nur einmal stand damit ein deutsches Staffel-Quartett im Olympia-Winter nicht auf dem Podest. Die Damen haben sogar schon einen Sieg geschafft.
Den Männern fehlten zuletzt in Annecy 0,3 Sekunden zum Erfolg. Da hatte der Russe Anton Schipulin den Zielsprint gegen Schempp gewonnen. „Ich hätte vielleicht hintendran bleiben sollen bei der letzten Abfahrt“, haderte Schempp nun in Ruhpolding. „Doch es hieß, der Schipulin kommt von hinten. Und gegen den wollte ich nicht noch einmal verlieren“, sagte er. Das tat der Mann von der Schwäbischen Alb denn auch nicht, sondern stellte nüchtern fest: „Wichtig ist, dass wir eine Staffel aus eigener Kraft gewinnen können.“
Obwohl Schempp nach Landertingers grenzwertigem Überholmanöver auf der Zielgerade hätte lauthals klagen können, blieb der deutsche Schlussläufer sportlich fair. „Vielleicht hat er mich ein bisschen behindert. Aber das ist normal im Zielsprint. Das ist kein Vorwurf an ihn. Er hat knapp gewonnen, aber ich glaube, wir können trotzdem mit dem zweiten Platz zufrieden sein.“
Einen soliden Job machte Startläufer Stephan trotz seiner drei Nachlader. „Eigentlich hatte ich vor, stehend gut wegzukommen und dann gemütlich mit den anderen zum Wechsel zu laufen“, scherzte Stephan. Noch besser machte es Birnbacher, der zwar liegend einmal vorbei schoss, aber locker und leicht die Spitze eroberte. „Es war eine mentale Geschichte. Ich bin wieder in meinem alten Modus“, sagte der immer besser in Schwung kommende Schlechinger.
Auch Lesser, der dem Deutschen Skiverband (DSV) den einzigen Podestplatz in einem Einzel-Wettbewerb in diesem Winter beschert hatte, blieb an Position drei cool und schickte Schempp mit einem Vorsprung von 4,7 Sekunden auf Österreich und 8,0 Sekunden auf Russland auf die letzten 7,5 Kilometer.