Russischer Dopingskandal Biathlon-Star Fourcade kritisiert Weltcup-Absage in Tjumen
Leipzig (dpa) - Biathlon-Superstar Martin Fourcade hat die Absage des Weltcups im sibirischen Tjumen im März aufgrund des russischen Dopingskandals als „Heuchelei“ kritisiert.
„Den Weltcup in Tjumen abzusagen, verhöhnt den Kampf gegen Doping. Die Einzigen, die dadurch bestraft werden, sind die Biathlon-Fans in Russland“, sagte der fünfmalige Weltcup-Gesamtsieger französischen Medien bei einer Telefonkonferenz. Es sei ein Mittel, „diejenigen zufriedenzustellen, die Pseudo-Sanktionen gegen Russland wollen. Aber im Grunde ändert das nichts. Ich habe es satt.“
Der zweimalige Olympiasieger aus Frankreich hatte nach dem Bekanntwerden des zweiten McLaren-Reports im Dezember einen Weltcup-Boykott ins Spiel gebracht, sollte der Biathlon-Weltverband IBU bei stichhaltigen Beweisen nicht rigoros gegen den russischen Verband vorgehen. Allein will der zehnmalige Weltmeister, der in dieser Saison sieben der acht Rennen gewann, das aber nicht durchziehen.
„Ich werde mich nicht für die anderen opfern. Ich bin weder Martin Luther King noch Nelson Mandela, und ich fühle mich auch nicht dazu berufen, es zu sein“, sagte der 28-Jährige. Das würde nur geschehen, wenn alle Athleten mit einer Stimme sprechen würden. Darüber will Fourcade beim am Donnerstag beginnenden Weltcup in Oberhof mit Sportlern anderer Nationen diskutieren.
Dem Bericht des WADA-Sonderermittlers Richard McLaren zufolge sollen bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi Dopingproben russischer Sportler mit Hilfe des Inlandsgeheimdienstes FSB reihenweise ausgetauscht oder manipuliert worden sein. Insgesamt waren 31 russische Skijäger im McLaren-Report genannt worden.
Die russischen Organisatoren hatten deshalb freiwillig den Weltcup in Tjumen und die Junioren-WM in Ostrow zurückgegeben. Die IBU selbst sperrte vorläufig Olga Wiluchina und Jana Romanowa, gegen 29 andere russische Skijäger laufen Ermittlungen.