Deutsche Biathlon-Damen Dritte in Ruhpolding
Ruhpolding (dpa) - Überglücklich riss Laura Dahlmeier die Arme in die Luft, dann bestürmten Franziska Hildebrand, Vanessa Hinz und Franziska Preuß die deutsche Staffel-Schlussläuferin im Hexenkessel von Ruhpolding.
Mit beinahe schon unglaublicher Kaltschnäuzigkeit am Schießstand hatte die 21-jährige Dahlmeier beim Heim-Weltcup hinter Tschechien und Weißrussland eine tolle Aufholjagd gekrönt und Rang drei gesichert. „Am Anfang hat es nicht nach einer Podestplatzierung ausgeschaut. Aber wir waren ein gutes Team und sind jetzt super happy über das Ergebnis“, sagte Dahlmeier nach der Siegerehrung vor 11 000 Zuschauern im Schneeregen.
Schlussläuferin Dahlmeier sagte, dass es für die Trainer sicherlich keine leichte Entscheidung gewesen sei, sie auf die verantwortungsvolle Position zu stellen. Das große deutsche Biathlon-Talent hatte sich im Sommer bei einem Bergunfall verletzt und ist immer noch nicht richtig fit. In Oberhof beim schwachen Auftritt in der Vorwoche pausierte sie genau wie beim Überraschungssieg der Staffel in Hochfilzen. „Am Schießstand bin ich bei 100 Prozent, auf der Loipe ist es aber immer noch ein bergauf- und bergab. Ich denke, ich kann mich schon noch steigern, gerade für die WM“, sagt sie nun.
Dass Dahlmeier schon so weit ist, war nicht unbedingt zu erwarten. Für die begeisterte Bergsteigerin war eine Klettertour im Zugspitzmassiv eigentlich nur als Ablenkung vom Trainingsalltag gedacht. Doch als ein Stück aus dem Fels herausbrach, an dem sie sich festhalten wollte, stürzte sie und verletzte sich am Sprunggelenk. „Durch den Aufprall kam es zur Stauchung und zum Bänderriss, die genaue Diagnose war ein Bone Bruise“, erzählte sie.
Es war eine langwierige Knöchelfraktur, die das Top-Talent noch immer beeinträchtigt. Sie rannte von Arzt zu Arzt, von Behandlung zu Behandlung. Doch fit ist sie noch lange nicht. Zuletzt in Oberhof wurde die 21-Jährige geschont: „Die Pause war für meinen Fuß aber absolut notwendig. Eine volle Belastung ist leider immer noch nicht möglich.“ Nach der Staffel sagte sie: „Der Fuß geht so.“
Auf den Saisonstart verzichtete Dahlmeier, die Rennen in Östersund kamen noch zu früh. Kurz vor Weihnachten schaffte sie beim Weltcup in Pokljuka mit Rang neun im Sprint und mit Platz fünf in der Verfolgung ein bärenstarkes Comeback. Auf Anhieb schaffte sie die Qualifikation für die WM im März in Kontiolathi. „Laura ist eine ganz stabile Schützin, die in der Lage ist, auf der Schlussrunde 105 Prozent herauszuholen“, sagte Hönig. Und das musste sie.
Denn Startläuferin Franziska Preuß patzte nach neun sicheren Treffern. Ausgerechnet beim letzten Schuss passierte ihr ein „Anfängerfehler“, wie sie sagte. „Ich habe nicht mehr nachgehalten und hatte die Waffe fast schon auf dem Rücken. Ab dem Zeitpunkt ist es mir schwer gefallen, mich zu fokussieren“, meinte die 20-Jährigen zu ihren vier Fehlschüssen.
Nach ihrer Strafrunde übergab die Team-Jüngste mit 55 Sekunden Rückstand auf Franziska Hildebrand. Die 27-Jährige kam mit zwei Nachladern aus, übergab als Zweite mit einem Rückstand von 1:07,8 Minuten auf die Tschechinnen. Und weil Jitka Landova Probleme am Schießstand hatte, konnte Vanessa Hinz, die nur eine Reservepatrone benötigte, den Rückstand bis auf 30,7 Sekunden verkürzen.
Dahlmeier blieb als einzige aus dem deutschen Quartett fehlerfrei am Schießstand und erreichte 1:39,3 Minuten nach den Siegerinnen aus Tschechien das Ziel. „Wir stehen das zweite Mal in dieser Saison auf dem Podest, und damit sind wir sehr zufrieden“, sagte Bundestrainer Gerald Hönig.