Doping-Affäre: CAS-Anhörung für Sachenbacher-Stehle

Lausanne (dpa) - Als Doping-Sünderin will Evi Sachenbacher-Stehle ihre Wintersport-Karriere nicht beenden. „Das soll nicht das letzte Bild von mir sein“, sagte die Biathletin vor geraumer Zeit.

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Am Dienstag muss die wegen Dopings für zwei Jahre gesperrte Sportlerin zusammen mit ihrem Anwalt Marc Heinkelein beim Internationalen Sportgerichtshof CAS Rede und Antwort stehen. Bei der Anhörung in Lausanne geht es für sie um alles. Die 33-Jährige kämpft gegen die vom Weltverband IBU verhängte Höchststrafe. Sie hofft auf eine deutliche Reduzierung ihrer Sperre. In ähnlich gelagerten Fällen hat der CAS so entschieden.

„Wir erwarten uns ein faires Verfahren und ein sachlich fundiertes Urteil der Experten des CAS im Fall Sachenbacher-Stehle, basierend auf den geltenden WADA-Regelungen und unter Berücksichtigung der Fakten dieses speziellen Einzelfalls“, sagte Nicole Resch, die Generalsekretärin des Biathlon-Weltverbandes IBU. Die Funktionärin hat eine Neuordnung der Dopingverfahren angeregt. Ziel ist es, schneller zu urteilen. „Es sollte bei positiven Fällen während der Olympischen Spiele bereits vor Ort ein abschließendes Verfahren des IOC geben, das mit den internationalen Verbänden durchgeführt wird.“

Bei den Winterspielen in Sotschi hatte Sachenbacher-Stehle für einen Skandal gesorgt, als bei ihr die nur im Wettkampf verbotene Stimulanz Methylhexanamin nachgewiesen worden war. Die zweimalige Langlauf-Olympiasiegerin war daraufhin von Olympia ausgeschlossen und später von der IBU für 24 Monate gesperrt worden. Ihre Suspendierung gilt rückwirkend vom 17. Februar an - an diesem Tag war sie Olympia-Vierte im Massenstart geworden.

„Ich habe ein Nahrungsergänzungsmittel genommen, das verunreinigt war. Ich wollte niemanden betrügen. Dass ich jetzt mit kriminellen Dopern in einen Topf geworfen werde, mit Leuten zum Beispiel, die sich EPO in die Venen spritzen, belastet mich sehr. Das ist fast noch schlimmer als die zwei Jahre Sperre“, hatte Sachenbacher-Stehle im „Stern“ erklärt. Die IBU hatte zwei EPO-Doperinnen nahezu zeitgleich ebenfalls für 24 Monate aus dem Verkehr gezogen.

Der deutsche Teamarzt Bernd Wolfarth hatte erklärt, dass es sich nicht um bewusstes Doping gehandelt habe. „Die nachgewiesene Menge hatte keinerlei Leistungssteigerung zur Folge“, sagte der Mediziner. Er hofft auf eine Bestrafung ihres Beraters und des Herstellers des verunreinigten Nahrungsergänzungsmittels. „Alles allein auf die Athletin abzuwälzen, wäre nicht richtig“, meinte der Sportmediziner.

Im Deutschen Skiverband (DSV) hatte der Fall zu Konsequenzen im Umgang mit Nahrungsergänzungsmitteln geführt. So werden seit dem Sommer noch mehr als zuvor spezielle Schulungen mit einer promovierten Ernährungsberaterin für Sportler, Trainer und Betreuer durchgeführt.

Sollte der CAS die Sperre von Evi Sachenbacher-Stehle reduzieren, ist ein Comeback von Deutschlands einstigem Wintersport-Liebling nicht ausgeschlossen, wenngleich mehr als fraglich. „Ich rechne mit einer Verkürzung der Strafe, und wenn Evi zurückkehren will, stehen ihr die Türen offen. Aber sie muss sich über unsere Nominierungskriterien für die Mannschaft qualifizieren. Ob sie das will, weiß ich nicht“, hatte Damen-Bundestrainer Gerald Hönig erklärt.