Tischtennis Preuß: “Es bleibt ein Geschmäckle“

Die Europäische Tischtennis-Union hat entschieden, dass es keinen Champions-League-Sieger gibt.

Kamal Achanta war in der vergangenen Saison mit der Borussia in der Champions League aktiv.

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Das Hick-hack ist vorbei. Die Europäische Tischtennis-Union (ETTU) hat entschieden, die Champions-League-Saison 2021/22 nicht zu Ende zu spielen und keine Mannschaft zum Triumphator in der Königsklasse zu erklären. Damit ist klar: Die Borussia, die von der ETTU noch am 21. März 2022 zum Champions-League-Sieger ausgerufen worden war, ist den Titel los. „Wir akzeptieren die Entscheidung“, erklärt Borussia-Präsident Marcel Piwolinski. „Schade, dass es bis zur Entscheidung so lange gedauert hat.“

Die ETTU hatte zunächst die Düsseldorfer nach dem Halbfinal-Sieg über den 1. FC Saarbrücken und dem Ukraine-Krieg-bedingten Ausschluss der beiden russischen Halbfinalisten zum Champions-League-Sieger ausgerufen. Doch die Russen legten beim „Board of Appeal“, also der Beschwerdestelle der ETTU, Protest ein und bekamen Recht. Also machten die Borussen, die ihren siebten Champions-League-Triumph bereits auf ihrer Website aufgeführt und ihre Titelsammlung auf 76 aufaddiert hatten, die Rolle rückwärts und reduzierten in weiser Voraussicht wieder auf 75. „Wir haben mit der Champions-League-Saison 2021/22 gedanklich abgeschlossen“, meint dann auch Manager Andreas Preuß. „Alle Argumente sind ausgetauscht, die Entscheidung ist gefallen.“

Den Abbruch der Königsklassen-Spielzeit begründen die europäischen Tischtennis-Hüter damit, dass die verbleibenden Spiele, also das Halbfinale zwischen Orenburg und Jekaterinburg und das Finale nicht mehr ordnungsgemäß durchzuführen sind. Logisch, haben sich die Mannschaften doch spätestens zum 30. Juni verändert und die Sicherheit der Spieler und Funktionäre hätte bei Reisen nach Russland auch nicht unbedingt gewährleistet werden können. „Man kam überein, dass es nicht möglich ist, die verbleibenden Spiele sicher und fair zu spielen. Daher wird es in der Saison 2021/2022 keinen Sieger geben“, so der kommissarische ETTU-Präsident Pedro Moura.

Den Düsseldorfern
geht es um Haltung

Es bleibt allerdings ein Geschmäckle, wie Preuß findet. „Es scheint, als hätte die ETTU auf Zeit gespielt, um so die Champions-League-Saison ins Leere laufen zu lassen, um die Nachspielmöglichkeiten zu nehmen“, so der Manager. Aber vielleicht haben sich die internen Beratungen und Abstimmungsprozesse der ehrenamtlich geführten Gremien so lange hingezogen.“ Gewartet hat der ETTU-Vorstand auf jeden Fall auf die Entscheidung des internationalen Sportgerichtshofs CAS, wie Sportfachverbände auf den russischen Überfall auf die Ukraine reagieren sollten. „Der CAS hat nicht klar gesagt, dass man russische Mannschaften aus internationalen Wettbewerben ausschließen muss, aber, dass man es kann“, erklärt Preuß. „Fast alle großen Sportfachverbände haben sich dazu entschlossen, die russischen Vereine auszuschließen. Im Tischtennis verweist man auf ein Zeitproblem.“

So fühlen sich die Borussen bestraft, weil man ihnen die Möglichkeit genommen hat, Champions-League-Sieger zu werden. Doch es geht den Düsseldorfern nicht darum, mit allen Mitteln die Titelsammlung zu vergrößern, sondern in erste Linie um Haltung. „Wir werden nicht gegen den ETTU-Beschluss juristisch ins Felde ziehen“, macht der Manager klar. „Wir hätten das Finale sowieso nicht gespielt, weil es gegen eine russische Mannschaft gegangen wäre.“

Ein Gechmäckle hat auch, dass die russischen und weißrussischen Teams für die kommende Champions-League-Saison vom Wettbewerb ausgeschlossen worden sind. „Sofern sie sich nicht einklagen“, so Preuß mit Galgenhumor. „Sollte das passieren, spielen wir nicht mit.“ Die Haltung der Borussia ist eben klar.