Initiative der Athleten Dopingskandal: IBU beruft außerordentlichen Kongress ein
Antholz (dpa) - Der Biathlon-Weltverband IBU hat sich dem massiven Druck der Skijäger nun doch gebeugt und will auf einem Krisengipfel schärfere Anti-Doping-Regeln beschließen.
Der Außerordentliche Kongress wird noch vor dem Start der WM am 9. Februar stattfinden, die neuen Bestimmungen sollen dann schon bei den Titelkämpfen in Hochfilzen greifen, teilte die IBU mit. Seit Wochen fordern die Athleten schärfere Bestrafungen für Dopingsünder.
„Ich bin zufrieden, ich denke alle Athleten sind das. Aber jetzt will ich kein Wort mehr über Doping verlieren“, sagte Frankreichs Superstar Martin Fourcade. Der Wortführer der Skijäger im Anti-Dopingkampf war am Vortag nach einer Krisensitzung des IBU-Vorstandes noch frustriert und mit einem ironischen Kommentar an den wartenden Journalisten vorbeigestapft.
Denn da hatte IBU-Präsident Anders Besseberg verkündet, dass die IBU das Verfahren gegen 22 der insgesamt 29 des Dopings beschuldigten russischen Biathleten mangels Beweisen einstellt. Von einem Außerordentlichen Kongress war da keine Rede. Aber nur auf diesem können die Regeländerungen umgesetzt werden. Wenig später vor den Journalisten sagte IBU-Generalsekretärin Nicole Resch dann, dass das schon eine Option sei. Nur wann, stand da noch nicht fest.
Weil anschließend die Athleten erneut ihrem Unmut Luft machten und nach Aussage von Athletensprecher Ole Einar Björndalen bis in die Nacht mit der IBU redeten, besann die sich am Morgen des 22. Januar eines Besseren. „Wir hatten große Hoffnungen, die dann nach dem Meeting erstmal schwanden. Wir Athleten hoffen nun, dass die neuen Beschlüsse gefasst werden und wir mit neuen Regeln in die WM gehen“, sagte Björndalen: Auch Simon Schempp war sehr zufrieden. „Es ist positiv, dass die Athletenmeinung Gehör gefunden hat.“
Der IBU-Vorstand versteht und unterstützt die Initiative der Athleten, hieß es am Sonntag in der Pressemitteilung. „Wir hatten keine Angst vor einem Boykott der Athleten. Wir wollten das nach der der WM machen. Aber uns fehlte die Information, dass die Athleten die Regeländerungen schon vor der WM umsetzen wollen“, begründete Besseberg den Sinneswandel. Er machte in der Kommunikation mit den Sportlern und Medien keine glückliche Figur.
170 Athleten hatten in der Vorwoche in einem Brief die Erhöhung der Dopingsperren auf acht Jahre, den Entzug von Startplätzen und die Erhöhung von Geldstrafen auf bis zu eine Millionen Euro gefordert. Der nächste ordentliche Kongress hätte erst 2018 stattgefunden - das war für die Athleten in dieser Situation nicht hinnehmbar.
Die IBU leitete zudem ein formales Verfahren gegen den russischen Verband RBU ein. Der muss bis zum 5. Februar Stellung zu den sieben Sportlern und zu seiner Rolle im Skandal um mutmaßliches Staatsdoping beziehen. Viele fordern einen Komplettausschluss der massiv unter Dopingverdacht stehenden Russen.
Aber die IBU scheint in der Zwickmühle zu stecken. Positive Dopingproben russischer Athleten gibt es nicht. Denn Proben von den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi sollen mit Hilfe des russischen Geheimdienstes ausgetauscht oder manipuliert worden sein. Die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA und das IOC gaben die Aufarbeitung dessen an die Fachverbände ab, obwohl diese in Sotschi gar nicht für die Dopingproben zuständig waren.
Zwar ist unzweifelhaft, dass wohl so gut wie alle russischen Proben bei den Heim-Winterspielen in Sotschi manipuliert wurden. Doch deshalb Athleten zu sperren, die dafür nicht verantwortlich gemacht werden können, will Besseberg nicht. „So etwas würde uns nicht weiterhelfen“, sagte der Norweger und verwies auf den Bob- und Skeleton-Weltverband. Der musste Sperren gegen zwei russische Skeletonis wieder aufheben.