Festspiele am Holmenkollen: Norweger feiern Oslo-WM

Oslo (dpa) - Der Norweger, so sagt man, wird mit Skiern an den Füßen geboren. Dass das zumindest im übertragenen Sinne stimmt, zeigt sich in diesen Tagen auf dem Osloer Holmenkollen.

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Das Biathlon-Spektakel beschert den TV-Machern Rekordquoten, und König Harald V. strahlt angesichts der Erfolge seiner Landsleute bei der WM mit roten Wangen. Norwegens Ministerpräsidentin Erna Solberg ernennt Superstar Ole Einar Bjørndalen sogar kurzerhand zum „Vorbild für alle Männer“.

Die Atmosphäre im Biathlon-Stadion unterhalb der imposanten Skisprung-Schanze wird auch im Damen-Einzel am Mittwoch (13.00 Uhr) jenen beinahe schon unglaublichen Gänsehaut-Effekt erzeugen, den es so nirgendwo auf der Welt gibt. „Die Stimmung hier ist super, es macht wirklich Spaß, hier zu laufen“, sagte Verfolgungsweltmeisterin Laura Dahlmeier und war besonderes begeistert über die Sieger-Audienz beim König.

Harald V. ist der größte Fan der Wintersportler. Zusammen mit seiner 84 Jahre alten Schwester Prinzessin Astrid verfolgt der Monarch so gut wie jedes Rennen von seiner kalten Betontribüne aus. „Stehend“, wie die Pressesprecherin des Königshauses Marianne Hagen versichert. Denn zum Sitzen ist der 79-Jährige viel zu aufgeregt. Den Weltmeistern gratuliert er stets persönlich, und wenn sie weiblich sind, dann nimmt er sie schon mal herzlich in den Arm. „Bamseklem“ nennen die Athleten das - eine Umarmung vom Teddybären.

Auf die Sportler wirkt das sehr motivierend. „Viele Athleten sagen, dass sie sich besonders anstrengen, wenn sie wissen, dass der König im Publikum sitzt“, erzählt Hagen. Gewinnen Norweger im Ausland, bekommen sie den königlichen Glückwunsch als SMS aufs Handy. Fünf Medaillen haben die im bisherigen Saisonverlauf so schwachen Wikinger bei der 100 Millionen Kronen (rund 10,4 Millionen Euro) teuren Veranstaltung schon gewonnen, genauso viel wie die Franzosen. Zweimal Silber erkämpfte der phänomenale Altmeister Bjørndalen.

„Kannst Du mit dem Aufhören warten? Kannst Du damit so lange wie möglich warten?“, fordert die Zeitung „Aftenposten“ von dem 42-Jährigen, der schon 42 WM-Medaillen gewonnen hat. „Viele in Norwegen machen eine Midlife-Krise durch, Männer, die merken, dass die Form nachlässt, wenn sie die 40 überschritten haben. Für die ist Bjørndalen eine große Inspiration“, sagt Solberg.

Bjørndalen, Svendsen, die Bø-Brüder oder Sprint-Weltmeisterin Tiril Eckhoff sind als Biathleten in Norwegen ebenso bekannt und populär wie die Langlaufstars Bjørgen, Johaug und Nordhug. Viele ihrer Landsleute meinen sogar, dass es mehr Spaß macht, den Skijägern zuzuschauen, weil Biathlon durch das Schießen doch viel spannender sei. Das will schon etwas heißen, denn Langlauf ist Volkssport in Norwegen.

Das norwegische Fernsehen NRK berichtet aus Oslo wie von einer Fußball-WM. Mehr als eine Million sahen das Verfolgungsrennen der Männer, das entspricht einem Marktanteil von 84 Prozent. Das Rennen der Frauen verfolgten 75 Prozent der Zuschauer. Zum Vergleich: In Deutschland lag der Marktanteil am Sonntag bei etwa 27 Prozent.