Frühling in Bayern: Biathleten kommen ins Schwitzen
Ruhpolding (dpa) - Auch der Ruhpoldinger Wetter-Droasch kann Magdalena Neuner nicht schrecken. „Sicher sind die Bedingungen nicht einfach, aber man muss das Beste draus machen“, sagte der deutsche Biathlon-Superstar mit Blick auf den Start der Heim-WM in Ruhpolding.
Vor der Mixed-Staffel am Donnerstag, bei der Magdalena Neuner ihren ersten Gold-Coup perfekt machen will, rückt immer mehr das frühlingshafte Wetter in den Fokus. Den Skitechnikern steht Schwerstarbeit bevor, im Laufe des bis 11. März dauernden Heim-Spektakels drohen Startnummern-Rennen.
Ungeachtet der Wetterprognosen herrscht bei den Deutschen große Vorfreude und viel Optimismus. „Wir wollen Gold. Das ist das, was wir erreichen können. Warum sollen wir tiefstapeln“, sagte Magdalena Neuner. Zusammen mit Andrea Henkel, dem dreifachen Saisonsieger Andreas Birnbacher und Sprint-Weltmeister Arnd Peiffer will die 25-Jährige im gemischten Doppel Norwegen entthronen und den ersten WM-Titel für die deutschen Skijäger holen.
Das Wetter hat die ersten Spuren hinterlassen. In Ruhpolding wird der Restschnee immer mehr zum grauen Matsch, den die Einheimischen als „Droasch“ bezeichnen. In der ChiemgauArena am Fuße des zuletzt oft in Nebel getauchten Zirmberges reiht sich Pfütze an Pfütze. Für Donnerstag sind Temperaturen von bis zu 15 Grad Celsius angesagt. Deshalb wird vor dem Start der Mixed-Staffel das Training verkürzt, die Strecke geschlossen, damit später die Skitechniker ihre Arbeit machen können.
Einen Glücks-Weltmeister soll es nicht geben. „So weit soll es nicht kommen. Wir werden alles versuchen, um den Athleten faire Bedingungen zu bieten“, sagte Norbert Beier, Wettkampfchef des Weltverbandes IBU. IBU-Renndirektor Franz Berger ergänzte: „Wir haben genug Schnee, und nächste Woche soll es nach den Prognosen auch wieder kälter werden.“
Magdalena Neuner setzt vor ihren letzten Rennen auf heimischem Boden ihr ganzes Vertrauen in die deutschen Techniker. „Sie werden alles geben, um uns gute Ski zu machen“, sagte die 25-Jährige zuversichtlich. Die Deutschen haben seit dieser Saison einen Wachstruck, von dem aus die Experten am Mittwoch stapelweise die Bretter auf die Teststrecke schleppten, um das perfekte Wachs zu finden. „Bei der Mixed-Staffel werden es noch faire Bedingungen“, meinte Damen-Coach Ricco Groß, „aber bei den Einzelrennen am Wochenende müssen wir das Wetter genau beobachten.“
Insgesamt gehen rund 400 Skijäger aus 45 Nationen an den Start. Im besonderen Fokus steht Magdalena Neuner. Sie peilt als erste Biathletin in allen sechs Wettbewerben eine Medaille an. „Wenn es sechs Goldene wären, wäre es super. Aber ich würde mich auch über zwei oder drei Medaillen freuen“, sagte die Rekord-Weltmeisterin. Zu ihren schärfsten Kontrahentinnen gehören neben ihren Teamkolleginnen wie Andrea Henkel und Tina Bachmann vor allem die laufstarke Weißrussin Darja Domratschewa, Kaisa Mäkäräinen aus Finnland und die Russinnen um Olga Saizewa.
Auch die Männer können sich berechtigte Medaillenhoffnungen machen. Arnd Peiffer ist Titelverteidiger im Sprint und der dreimalige Saisonsieger Andreas Birnbacher hat nachgewiesen, dass er ein absoluter Siegläufer ist. Auch Simon Schempp und Florian Graf sind gute Platzierungen zuzutrauen. Wie Michael Greis, ohne erfüllte WM-Norm nominiert, in Form ist, bleibt abzuwarten. Zum Favoritenkreis gehören neben den in dieser Saison bärenstarken Russen vor allem die Franzosen um das Brüderpaar Martin und Simon Fourcade, ganz zu schweigen von den Norwegern um Emil Hegle Svendsen und Ole Einar Björndalen. Auch die Schweden sind stark - bei den Männern ist die Leistungsdichte noch größer als bei den Damen.
Bundestrainer Uwe Müssiggang hat große Erwartungen, aber keine konkreten Medaillenvorgaben. „Ich würde mich über drei, aber auch über acht Medaillen freuen. Unser Ziel ist es, in allen Rennen vorne reinzulaufen“, sagte Müssiggang. Sein Kollege Wolfgang Pichler möchte nicht in der Haut der deutschen Trainer stecken. „Der Druck ist immens“, meinte der in Ruhpolding geborene Coach der russischen Damen.