Gössners neuer Spaß am Biathlon: Schrittweise zur WM?
Östersund (dpa) - Miriam Gössner will beim Biathlon-Weltcup im schwedischen Östersund wieder angreifen. Nach dem Mountainbike-Unfall im Frühjahr 2013 und einer langen Leidenszeit scheint es bei der 25-Jährigen aufwärtszugehen.
Ein großes Ziel ist die WM im März in Oslo.
Doch zu viel Druck will sie sich nicht machen. „Es ist immer besser, sich erst mal auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren“, sagte Gössner vor ihrem Saison-Auftakt am Donnerstag im Interview der Deutschen Presse-Agentur.
Wie geht es Ihnen?
Miriam Gössner: Mir geht es gut. Ich komme wunderbar zurecht, kann gut trainieren und auch Wettkämpfe laufen. Dass mein Rücken auch in Zukunft immer mal wieder ein wenig Probleme bereiten wird, ist, glaube ich, klar. Jeder Sportler hat irgendwo seine Schwachstelle, bei mir ist es halt der Rücken. Aber das haben wir im Griff.
Können die Zuschauer gleich wieder Siege von Ihnen erwarten?
Gössner: (lacht) Schön wär's. Das wäre ein bisschen vermessen zu sagen, ich gewinne jetzt in Östersund, am besten auch gleich im Einzel. Also definitiv nicht. Man muss jetzt erst mal Schritt für Schritt sehen. Klar ist bestimmt was möglich, so ist es nicht. Aber es muss erst mal die Arbeit passen, bevor das Ergebnis stimmen kann.
Wie viel Spaß haben Sie derzeit am Biathlon-Sport?
Gössner: Ich freue mich jetzt noch mehr drüber, dass ich den Sport wirklich machen darf. Vielleicht weiß man es noch ein bisschen mehr zu schätzen, wenn es gut läuft. Denn man weiß, wie es ist, wenn es nicht so läuft. Von daher freue ich mich sehr, dass es wieder aufwärtsgeht. Ich hoffe, dass ich so gut weitermachen kann und immer weiter einen Schritt nach oben machen kann.
Ihr Freund Felix Neureuther kennt sich mit Verletzungspausen aus. Welche Rolle hat er für Sie in der schwierigen Zeit gespielt?
Gössner: Er war natürlich absolut wichtig für mich in der Zeit. Aber er ist immer wichtig für mich, egal ob es mir gut geht oder nicht. Er hat selber schon viele schwere Verletzungen durchgemacht und hat sich genau in mich hineinversetzen können. Er wusste genau, wie ich mich fühle. Das ist natürlich sehr schön.
Was haben Sie aus dem Tief gelernt?
Gössner: Dass man nie aufgeben darf. Es gibt immer einen Weg weiter. Irgendwie kommt immer was, was einen weitermachen lässt. Wenn man wirklich unten im Keller ist, wacht man am nächsten Tag trotzdem wieder auf, und es geht irgendwo weiter. Dann kommt was Positives und dann ist man schon wieder glücklicher.
Neben Östersund sind Sie noch für die Weltcups in Hochfilzen und Pokljuka eingeplant. Wie sehen die weiteren Pläne aus?
Gössner: Man wird sehen, wie es läuft und wie es sich entwickelt. Jetzt habe ich mich erst mal für die ersten Weltcup-Rennen qualifiziert.
Norwegen ist die Heimat Ihrer Mutter. Inwieweit spielt die WM im März in Oslo in Ihren Plänen schon eine Rolle?
Gössner: Es ist noch viel Zeit bis zum März, da kann noch einiges passieren. Es ist immer besser, sich erst mal auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Und wenn es dann nach Oslo geht, dann geht es nach Oslo - oder auch nicht. Norwegen geht mir schon sehr nahe. Da wäre es natürlich von der emotionalen Seite besonders schön, dabei zu sein.
Wie empfinden Sie die Stimmung im Damen-Team?
Gössner: Das passt bei uns meiner Meinung nach momentan sehr gut. Es ist irgendwie auch eine Ersatzfamilie, man verbringt Tag und Nacht mit den Leuten, teilt sich die Zimmer und hängt die ganze Zeit aufeinander. Es ist schon wichtig, dass man ein gutes Klima hat.
Sie stoßen dabei auf ein Quartett, das gemeinsam Staffel-Weltmeister geworden ist.
Gössner: Das war ein schönes Erlebnis für sie, von dem sie lange zehren können. Aber es ist vorbei, es geht jetzt wieder von Null los. Ich war auch schon Weltmeisterin, habe eine Olympia-Medaille. Wenn ich jetzt am Start stehe, hilft mir das alles nichts mehr und so ist es für alle.
Zur Person: Mit der Langlauf-Staffel gewann Miriam Gössner 2010 Olympia-Silber. Mit der Biathlon-Staffel holte sie 2011 in Chanty-Mansijsk und 2012 in Ruhpolding zweimal WM-Gold. Nach einem schweren Fahrradunfall im Frühjahr 2013, dem Olympia-Aus 2014 und einer verpatzten vergangenen Saison will die 25-Jährige nun um den Anschluss an die Weltspitze kämpfen.